Das 15. und 16. Jahrhundert: Archäologie einer Wendezeit

Vom 22. bis 24. Februar 2007 findet auf Schloss Hohentübingen die bislang größte deutschsprachige Fachtagung der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit statt. Die Tagung unter dem Titel „Das 15. und 16. Jahrhundert: Archäologie einer Wendezeit“ wird von der Abteilung Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit ausgerichtet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.

180 Teilnehmer aus insgesamt 14 zumeist europäischen Ländern werden erwartet. Archäologen, Historiker, Bauforscher, Anthropologen, Archäobiologen und Klimaforscher präsentieren in insgesamt 60 Vorträgen ihre aktuellen Forschungen zum Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit. Es soll diskutiert werden, inwiefern der geistesgeschichtliche Umbruch des 15. und 16 Jahrhunderts Parallelen in den materiellen Quellen findet. Materielle Quellen sind beispielsweise archäologische Artefakte aus Städten, Dörfern, Burgen und Klöstern, noch erhaltene Profan- und Sakralbauten, Bestattungen auf Kirchhöfen, Essensreste in Latrinen oder sogar in Mooren abgelagerte Baum- und Gräserpollen.

In den sechs Sektionen der Tagung werden ganz unterschiedliche Aspekte der Zeitenwende um 1500 beleuchtet: der religiöse Wandel, die Abgrenzung und das Nebeneinander der neu entstehenden Konfessionen im Spiegel der materiellen Kultur, auch der kulturelle Wandel allgemein, wie er sich in den archäologischen Artefakten oder in den Bau- und Kunstwerken spiegelt.

Beharrung und Strukturveränderungen in den verschiedenen Lebensräumen in Dorf, Stadt, Burg und in den diese umfassenden Landschaften, technologische Neuerungen, Ressourcennutzung und Umweltveränderungen sind ebenso Gegenstand der Diskussionen wie theoretische und methodische Aspekte der archäologischen Erforschung dieses spannenden Zeitraums. In diesem Zeitraum verdichtet sich die materielle Überlieferung sowohl quantitativ als auch qualitativ. Schrift und Bild werden jenseits ihrer angestammten Nischen nun zu pluralistischen Medien mit mannigfachen Ausdrucksformen. Aber auch gewöhnliche, eher funktionale Sachkultur wird vermehrt zum Träger von Botschaften, wie etwa die Entwicklung der Ofenkacheln anschaulich zeigen kann.

„Das 15. und 16. Jahrhundert: Archäologie einer Wendezeit“ ist zugleich auch die letzte große Veranstaltung unter der Regie von Prof. Dr. Barbara Scholkmann, die seit 1994 die damals neu geschaffene Professur für Archäologie des Mittelalters in Tübingen innehat – als deutschlandweit erst zweite universitäre Vertretung dieses immer noch relativ jungen Fachs. Ihre besondere Leistung ist die Erweiterung des mittelalter- und neuzeitarchäologischen Blickfelds in Richtung der Neuen Welt, die in den seit 2003 laufenden, überregional bekannt gewordenen Forschungen der Abteilung in Panama deutlich wird. Hier, in der 'Neuen Welt' des 16. Jahrhunderts spiegeln sich eine Reihe von Prozessen der frühen Neuzeit in größerer Klarheit als im 'Alten Europa': Was die europäischen Seefahrer nach Übersee mitnahmen, welche Institutionen sie dort aufbauten, in welcher Form sie die Länder jenseits des Atlantiks ausbeuteten, all dies ist ebenso Momentaufnahme dieser europäischen Wendezeit wie Neubeginn an einem anderen Ort.

Die Tagung im Internet: http://www.uni-tuebingen.de/uni/afm/aew07_ankuendigung.htm

Für Rückfragen:

Prof. Dr. Barbara Scholkmann
Institut für Ur- und Frühgeschichte und
Archäologie des Mittelalters
Burgsteige 11 (Schloss)
D-72070 Tübingen
Tel: 07071 29-74899
barbara.scholkmann@uni-tuebingen.de

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Michael Seifert idw

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