Wege in die Zukunft – Gesellschaftliche Perspektiven der Forschung

Ein Spaziergang durch den „Science Tunnel“ macht es deutlich: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich unser Verständnis der Welt durch neues Wissen stark verändert. Wir sind Zeugen des Anbruchs eines neuen „Zeitalters des Wissens“, in dem fundamentale und revolutionäre Erkenntnisse der Forschung die Gesellschaft und Wirtschaft national wie international tiefgreifend beeinflussen werden.

Ein kurzer Blick in die Nachrichten des letzten Jahres: Lichtteilchen wurden abgebremst und wieder beschleunigt, im Operationssaal arbeiten inzwischen die ersten medizinischen Roboter, adulte Stammzellen könnten wie embryonale Zellen geschädigtes Hirngewebe oder andere Organe erneuern, Mikroorganismen werden zu biologischen Brennstoffzellen umfunktioniert, und Menschen mit implantierten Chips in ihrem Gehirn steuern erstmals Geräte allein mit der Kraft ihrer Gedanken. So wie man Zeilen von Programmiercode schreibt, um Software zu erzeugen, die beeindruckende Dinge tun kann, könnte bald genetischer Code geschrieben werden, um Lebensformen zu schaffen, die überraschende Dinge tun – etwa Wasserstoff statt Sauerstoff durch Photosynthese zu produzieren. Künstliche Organe könnten konstruiert werden durch das Ablegen lebender Zellen, Schicht für Schicht, ähnlich wie beim 3D-Prototyping. Zelluläre und genetische Unregelmäßigkeiten, die für Schizophrenie, Depression und andere mentale Erkrankungen verantwortlich sind, sind gefunden. Demnächst kommen Zehn-Gigabyte-Speicher für Mobiltelefone. Genetisch veränderte Viren können sich mit elektrisch leitfähigem Metall umgeben, um Nanodrähte zu bilden, die sich zu Batteriekomponenten selbst organisieren.

Vielen Menschen ist es nicht bewusst – doch gerade diese Synergien aus den verschiedensten Wissenschaftsbereichen werden das Leben des Einzelnen wie auch der Gesamtheit drastisch verändern.

Wir werden länger leben, über wirksamere Medikamente verfügen und mehr Nahrungsmittel produzieren – bei geringerem Verbrauch von Land und Wasser; unser Lernen und unsere geistige Gesundheit werden sich verbessern. Und die treibenden Elemente dieser Entwicklung beschleunigen sich selbst – leistungsfähigere Computerchips und Bandbreiten der Telekommunikation, neue Materialien, Genomforschung und Biotechnologie, Bio-, Chemo- und Technoinformatik, aber auch die Durchsetzung internationaler Standards oder die Nutzung sozialer Software. Hinzu kommen rasch wachsende wissenschaftliche Kapazitäten in aufstrebenden Ländern wie Indien und China und neuartige Forschungsmöglichkeiten durch weiter entwickelte Kommunikations- und Informationstechnologien. Im Ergebnis finden Wissenschaft und Forschung zunehmend im globalen Wettbewerb statt. Die vergangenen 25 Jahre werden uns langsamer erscheinen als die kommenden, die Perspektiven der ganzen Zivilisation werden sich verändern.

Diese Beschleunigung und Globalisierung führt auch zu neuen Risiken und ethischen Fragen. Grenzen verwischen zwischen Natur und Technik, Mensch und Computer. So können Erkenntnisse der Hirnforschung dazu einsetzt werden, Menschen zu manipulieren; anderes Wissen ermöglicht die Entwicklung völlig neuartiger Waffen und könnte von Terroristen missbraucht werden.

Welche Faktoren also bestimmen Visionen, die die Forschung antreiben? Haben wir die richtigen Mechanismen, um mit den riskanten Ergebnissen von Forschung umzugehen? Wie verändern sich diese Risiken in einer globalisierten Welt? Setzen wir die richtigen Prioritäten?

Das Max-Planck-Forum „Wege in die Zukunft – gesellschaftliche Perspektiven der Forschung“ wird diese Gedanken aufnehmen und einige Aspekte rund um die zentrale Frage „Wie wird die moderne Forschung unser Leben in den kommenden Jahrzehnten verändern?“ zur Diskussion stellen.

Die Veranstaltung findet am 11. Februar 2007 um 11.00 Uhr im Congress Saal des Hilton Dresden, An der Frauenkirche 5, 01067 Dresden statt. Wir bitten um Anmeldung unter: Tel. 089 2108 1296 oder E-Mail forum@gv.mpg.de.

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Dr. Andreas Trepte Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de

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