1. Europäisches Gipfeltreffen der Kunstherz-Spezialisten im RUB-Klinikum Bad Oeynhausen

Kunstherz-Spezialisten aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Griechenland, Italien, Holland und der Schweiz, aber auch aus den USA und der Ukraine sind Teilnehmer und Referenten beim Symposium „European Mechanical Circulatory Support Summit“ (EUMS) (6. bis 9. Dezember im Theater im Park in Bad Oeynhausen).

Rund 300 Mediziner, Techniker und Wissenschaftler haben sich angemeldet, um sich über aktuelle Entwicklungen der Kreislaufunterstützungssysteme zu informieren. Es ist die erste gemeinsam stattfindende Veranstaltung der beiden in Europa führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der mechanischen Kreislaufunterstützung und Kunstherzforschung: dem Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen (Klinikum der Ruhr-Universität Bochum) und der französischen Klinik La Pitié Salpêtrière (Paris). Der Kongress steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. Reiner Körfer und Prof. Dr. Alain Pavie.

Hightech-Hilfe zur Überbrückung

Besonders in den deutschen Herzzentren werden die Wartezeiten bis zur Herztransplantation für schwer herzkranke Menschen aufgrund des Mangels an Spenderorganen immer länger. Etwa 20 Prozent aller Patienten sterben, weil kein Spenderherz rechtzeitig zur Verfügung steht. Mechanische Kreislaufunterstützungssysteme und Kunstherzen können dabei helfen, die Wartezeit auf ein geeignetes Herz zu überbrücken. In einigen Fällen tragen sie auch solange zur Entlastung des eigenen Herzens bei, bis es sich wieder erholt hat.

Unterstützende Pumpen im Körper

In der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie des Herzzentrums Bad Oeynhausen werden jährlich etwa 80 bis 90 Herztransplantationen und an die 100 Kunstherzoperationen durchgeführt; insgesamt wurden seit Ende der 80-er Jahre über 1.100 Kunstherzsysteme eingesetzt. „Wir verfügen damit über eines der größten Kunstherzprogramme der Welt“, stellt Prof. Dr. Dr. Reiner Körfer, ärztlicher Direktor des Herz- und Diabeteszentrums, fest. „Das Kunstherz ersetzt das eigene Herz komplett. Beim Unterstützungssystem bleibt das eigene Herz aber im Körper und künstliche Pumpen übernehmen die Herzarbeit.“ Um beides geht es auf dem internationalen Kongress. „Entscheidend für den Einsatz dieser Systeme ist dabei immer, neben der Chance zum Leben zur Verbesserung der Lebensqualität von schwer herzkranken Menschen beizutragen.“

Immer kleinere, immer bessere Assistenzherzen

Der künstliche Herzersatz ist nicht nur recht vielfältig, sondern auch im Laufe der Zeit immer kleiner und leistungsfähiger geworden. Für viele Patienten ist eine Unterstützung der linken Herzkammer ausreichend. Es gibt inzwischen linksventrikuläre Assistenzherzen (LVAD), die nur noch 200 Gramm wiegen und äußerst einfach zu implantieren sind. Durch den geringen Energie- und Steueraufwand für eine statt zwei Herzkammern und durch die Verkleinerung der Antriebsaggregate konnten zudem transportable Systeme entwickelt werden, die der Patient mit sich führt. Ein neuartiges Konzept stellen bei den künstlichen Unterstützungssystemen die so genannten Axialpumpen dar. Hier handelt es sich um miniaturisierte „Turbinen“ wie zum Beispiel die Debakey-VAD Pumpe, die etwa seit Ende der 90-er Jahre im Einsatz ist.

Kunstherzen für Kinder und vollständig implantierbar

In seltenen Fällen können angeborene Herzerkrankungen bereits bei Geburt zu einer Herzschwäche führen, so dass eine mechanische Kreislaufunterstützung erforderlich wird. Hier stehen heute spezielle Kunstherzen, angepasst für das Säuglings-, Kleinkind- und Kindesalter zur Verfügung, z.B. das in Deutschland entwickelte HIA-Medos-System. „Bei rund 80 Prozent unserer Patienten ist ein Unterstützungssystem zur Entlastung des eigenen Herzens ausreichend“, berichtet Körfer. Gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen (RWTH) forschen die Mediziner des Herzzentrums schon seit einigen Jahren, um ein völlig neues vollimplantierbares Kunstherz zu entwickeln. Zukunftsmusik? „Die Versorgungsleitungen des Kunstherzens würden dann nicht mehr vom Herzen nach außen führen“, stellt sich Körfer das neue Hightech-Herz vor. „Das wäre eine große Erleichterung für die Patienten, die mitunter bis zu zwei Jahre auf ein Spenderherz warten müssen.“

Weitere Informationen

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Anna Reiss, Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen, Telefon: 05731 / 97 1955, Telefax: 05731 / 97 2028, E-Mail: areiss@hdz-nrw.de, Homepage: http://www.hdz-nrw.de, http://www.eums.org.de

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Dr. Josef König idw

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