Über die Schattierungen teilweiser Wahrheit in der Fuzzy Logik

Zadeh war bereits anerkannter Forscher auf dem Gebiet der Systemtheorie, als er 1965 in einer Arbeit erstmals das Konzept der Fuzzy Logik vorstellte. Die Idee dahinter ist, ein System mathematisch so zu beschreiben, dass es einer linguistischen Beschreibung ähnelt, wie sie auch ein Mensch abgeben könnte. Die Grundthese ist, dass die Konzepte unseres Denkens keinen scharf voneinander abgegrenzten Kategorien entsprechen, sondern vielmehr graduell ineinander übergehen. Entsprechend plädiert Zadeh dafür, komplexe Welten nicht unter dem Blickwinkel der klassischen Logik zu betrachten, in der nur absolute Wahrheit und absolute Unwahrheit zugelassen sind. In der Fuzzy Logik gibt es alle Schattierungen teilweiser Wahrheit, die es ermöglichen, Konzepte differenzierter zu erfassen.

Zadehs Ideen erwiesen sich als sehr fruchtbar und erlebten in den letzten beiden Jahrzehnten einen regelrechten Boom, mittlerweile taucht der Begriff Fuzzy Logic im Titel von mehr als 40000 wissenschaftlichen Aufsätzen auf. Fuzzy Methoden werden in einer Vielzahl von technischen Anwendungen unterschiedlicher Art genutzt, so zum Beispiel bei der Steuerung von Zementwerken, Schnellbahnen, Haushaltsgeräten aller Art, Automotoren und Kläranlagen.

Lotfi A. Zadeh ist der Sohn einer ukrainischen Mutter und eines iranischen Vaters aus Ardabil, der sich als Journalist einige Jahre in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku aufhielt. Als Zadeh zehn Jahre alt war kehrte sein Vater mit der Familie zurück in den Iran, wo Zadeh aufwuchs und das Gymnasium besuchte. Er studierte an der Universität von Teheran Elektrotechnik und machte 1942 den Abschluss als Elektroingenieur. Danach ging er in die USA und studierte am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und erhielt von der Columbia University seinen Doktor. Seit 1959 lehrte er an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Selbst als 85-Jähriger hält Lotfi Zadeh noch regelmäßig Hauptvorträge rund um die Welt. Er erhielt für seine Erfolge vielfältige Anerkennungen und Ehrungen von Universitäten aus aller Welt, hochangesehenen akademischen Gesellschaften und Stiftungen in aller Welt, darunter sind 25 (!) Ehrendoktorwürden.

Die Veranstaltungsreihe Otto-von-Guericke-Vorlesung wird seit 1995 von der NORD/LB Mitteldeutsche Landesbank gefördert und führt renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen an die Magdeburger Universität. Mit ihr ehrt die Otto-von-Guericke-Universität ihren Namenspatron und präsentiert der interessierten Öffentlichkeit international anerkannte Persönlichkeiten der Wissenschaft.

Hinweis für die Redaktionen:
Prof. Dr. Lotfi Zadeh steht während seines Aufenthalts in Magdeburg am 27. und 28. September 2006 gern für ein Interview zur Verfügung. Die Terminabsprache kann über Prof. Dr. Kruse, Rudolf, Telefon 0391 67-18706 oder 0391 67-18183 (Tagungsbüro), E-Mail: kruse@iws.cs.uni-magdeburg.de, erfolgen.

Media Contact

Waltraud Riess idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-magdeburg.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer