Digitale Bilder zwischen Deutung und Wissen

Es gibt kaum ein elektronisches Gerät, das heute ohne Display auskommt. Dabei mausern sich die kleinen Anzeigeeinheiten aus Leuchtdioden oder Flüssigkristallen zu immer aufwändigeren, multimedialen Bildschirmen. „Auf dem Display eines modernen Handys z. B. lassen sich nicht nur Texte lesen und schreiben sondern auch Bilder betrachten und bearbeiten“, sagt PD Dr. Hans-Christian von Herrmann. „Bilder werden in der Alltagskommunikation immer wichtiger und gewinnen einen völlig neuen kulturellen Stellenwert“, so der Medienwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena weiter.

Doch auch in der Forschungspraxis von Natur- und Lebenswissenschaften gewinnen Displays rasant an Bedeutung. Für Gehirnforscher, Astronomen oder Teilchenphysiker sind sie heute sogar die einzigen Schauplätze, auf denen ihnen ihre Forschungsobjekte begegnen. „Aber haben wir es hier noch mit Bildern im herkömmlichen Sinn des Wortes zu tun?“, fragt von Herrmann. Schließlich lieferten Elektronenmikroskope, Ultraschallgeräte oder Röntgenteleskope zunächst Messergebnisse bestimmter physikalischer Größen. „Durch verschiedene Prozeduren, die Störungen und Artefakte isolieren, werden die Messergebnisse anschließend visualisiert und so erst 'lesbar' gemacht“, so von Herrmann.

Wie sich „echte“ Bildinhalte von dem sie umgebenden „Rauschen“ unterscheiden, ist eine der Fragen, die die Teilnehmer der Tagung „Display. Die kulturelle Entfaltung digitaler Bilder“ diskutieren wollen. Zu der Tagung lädt der Bereich Medienwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 14. und 15. Juli 2006 ins Alte Schloss Dornburg ein. „Die Annäherung an das Thema soll aus drei Richtungen erfolgen“, erklärt Tagungsorganisator Dr. von Herrmann.

Zunächst wollen die Medienwissenschaftler in Diskussionsbeiträgen versuchen, einen gemeinsamen Begriff des „digitalen Bildes“ zu gewinnen. Anschließend fragen die Tagungsteilnehmer, welchen Status Bilder heute im wissenschaftlichen Umfeld haben. Dazu spricht beispielsweise am 14. Juli um 20.00 Uhr der renommierte Mathematiker Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen von der Universität Bremen über den „Bedeutungswandel der Bilder in der Medizin“. Der Vortrag findet im Senatssaal im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1) statt. „Im dritten Schwerpunkt der Tagung soll schließlich die Bildkultur der Gegenwart hinsichtlich der ihr eigenen Pragmatik in Augenschein genommen werden“, so Dr. von Herrmann.

Die Tagung „Display. Die kulturelle Entfaltung digitaler Bilder“ wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik veranstaltet und aus Mitteln der Fritz Thyssen Stiftung finanziert. Interessierte Besucher sind zu allen Veranstaltungen herzlich eingeladen.

Kontakt:
PD Dr. Hans Christian von Herrmann
Philosophische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Bereich Medienwissenschaft
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944900
Fax: 03641 / 944902
E-Mail: display[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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