Spurenlesen mit Atomen – Erstmals seit der Wende wieder internationale Konferenz der Isotopenforscher in Leipzig

Vom 27. bis zum 30. Juni treffen sich über 80 Wissenschaftler, die mit Isotopen forschen, zum Erfahrungsaustausch im Leipziger KUBUS – dem Konferenzzentrum des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ). Die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Isotopenforschung (ESIR) findet damit zum ersten Mal in Deutschland statt. Die Teilnehmer der Konferenz kommen aus 12 europäischen Ländern sowie den USA und Kanada. ESIR wurde 1992 gegründet, um die Kontakte zwischen ost- und mitteleuropäischen Isotopenforschern zu verstärken.


Isotope sind Atomarten eines chemischen Elementes, die sich nur durch die unterschiedliche Anzahl von Neutronen im Atomkern unterscheiden. Dabei wird zwischen stabilen Isotopen und instabilen (radioaktiven) Isotopen unterschieden. Methoden der Isotopenanalyse werden inzwischen in nahezu allen Wissenschaftsbereichen eingesetzt. Ein bekanntes Isotop ist beispielsweise Kohlenstoff-14, das bei der so genannten Radiokarbonmethode zur Bestimmung des Alters von organischen Materialien genutzt wird.

Veränderungen in der Umwelt führen häufig zu Veränderungen im Verhältnis der einzelnen Isotope. Das nutzen die Wissenschaftler, um Prozesse in der Umwelt zu untersuchen. Zur 8. ESIR-Konferenz diskutieren die Wissenschaftler in Leipzig unter anderem über Anwendungen von Isotopenanalysen bei der Sanierung von kontaminierten Gebieten, bei Wasser-, Boden und Gesteinsuntersuchungen und in der Klimaforschung. Anhand von stabilen Isotopen lässt sich beispielsweise die Klimageschichte rekonstruieren, die Herkunft von Lebewesen nachvollziehen oder die Sanierung von verseuchtem Grundwasser durch Bakterien nachweisen.

Ziel der Europäischen Gesellschaft für Isotopenforschung (ESIR) ist es, den Wissensaustausch auf dem Gebiet der Isotope in der Natur zu fördern. „Wir wollen mit diesem Jahrestreffen Wissenschaftlern aus Osteuropa die Teilnahme ermöglichen, die sich sonst kaum an teuren internationale Konferenzen beteiligen können“, erzählt Dr. Gerhard Strauch vom UFZ. „Denn gerade in den neuen EU-Beitrittsländern gibt es viele Forscher und lange Traditionen auf diesem Gebiet.“ In Leipzig fand die letzte Konferenz dieser Art 1989 statt. Leipzig hatte sich zu DDR-Zeiten zu einem Zentrum der Isotopenforschung entwickelt. In den Fünfziger Jahren entstanden auf dem Gelände der Akademie der Wissenschaften an der Permoserstraße die Institute für Stabile Isotope und für angewandte Radioaktivität. Zur Wende arbeiteten im späteren Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlungsforschung über 300 Wissenschaftler. Der Vorteil von stabilen Isotopen, dass keine Strahlenbelastungen für den Menschen auftreten, hatte für eine schnelle Verbreitung in den verschiedensten Naturwissenschaften gesorgt. An diese wissenschaftlichen Traditionen knüpften nach der Wende auf dem Gelände des Forschungsstandortes Permoserstraße das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, das Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung und das Institut für interdisziplinäre Isotopenforschung der Universität Leipzig an. Tilo Arnhold

Weitere fachliche Informationen über

Dr. Stephan Weise / Dr. Gerhard Strauch
UFZ-Department Isotopenhydrologie bzw. Hydrogeologie
Telefon: 0345 – 558 – 5202 bzw. – 5206

oder

UFZ-Pressestelle
Doris Böhme
Telefon: 0341-235-2278
e-mail: presse@ufz.de

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Doris Böhme idw

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