8. Deutsche Physikerinnentagung – mit Frauen-Power durchs Sonnensystem

Rund 200 Frauen aus ganz Deutschland treffen sich zur „8. Deutschen Physikerinnentagung“, die vom 4. – 7. November 2004 an der RWTH Aachen stattfindet. Ganz gleich ob Schülerin oder Studentin, Professorin oder Industriephysikerin – alle Frauen, die sich der Physik verbunden fühlen, diskutieren hier das Neueste aus der Forschung.

Dabei erwartet sie ein umfangreiches Programm aus Laborführungen, Vorträgen und Workshops rund um unterschiedlichste naturwissenschaftliche Themen von Weltraumforschung bis zu Quantencomputern. Aber auch gesellschaftspolitische Fragen stehen im Blickpunkt: Welche Berufschancen haben Physikerinnen? Wie kann man Mädchen für Physik begeistern? Spezielle Angebote für Schülerinnen sowie ein öffentlicher Vortrag runden das Programm ab. Eröffnet unter anderem durch den Präsidenten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Prof. Knut Urban, steht die Tagung unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und wird unterstützt vom Arbeitskreis Chancengleichheit der DPG.

Die Physikerinnentagung ist Fachkongress und Kontaktbörse zugleich. Ihr Ziel: der Aufbau von Netzwerken zwischen Physikerinnen ganz unterschiedlicher Fach-, Berufs- und Altersbereiche und die Nutzung dieser Kontakte zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch. Dabei gilt es, junge Nachwuchsforscherinnen in ihrem Engagement für die Physik zu bestärken. „Jede Sprecherin auf dem Podium macht wieder einer Studentin oder Doktorandin Mut weiterzumachen“, unterstreicht Tagungs-Pressesprecherin Dr. Almuth Hilger.

Dass diese Ermutigung unbedingt notwendig ist, lässt sich durch nüchterne Zahlen belegen: Nur etwa 19 Prozent der Erstsemester, die sich für ein Physik-Diplom einschreiben, sind Frauen. Beim Lehramtsstudium liegt der Anteil der Studentinnen bei knapp 33 Prozent. Ein Trend, der sich von den Vorlesungen über die Labore bis in die Chefetagen fortsetzt. Je höher die Qualifikationsstufe, desto geringer wird der Anteil der Frauen: Sind noch zwölf Prozent aller Absolventen des Physik-Studiums weiblich, so gibt es unter den bundesweit rund 1.500 Physik-Dozenten nicht einmal siebzig Professorinnen. So nimmt die Öffentlichkeit selbst von herausragenden Forscherinnen kaum Notiz. Deshalb möchte die jährliche Zusammenkunft der Physikerinnen auch nach außen Zeichen setzen und das Engagement der Frauen in der Physik ins allgemeine Bewusstsein rücken.

Das Treffen bietet ein Forum für alle Frauen, die sich für Physik interessieren – auch für die Allerjüngsten. So gibt es für Schülerinnen Laborführungen, Vorträge und in diversen Gesprächsrunden die Möglichkeit, sich bei „gestandenen“ Physikerinnen aus Industrie und Forschung über Karrierechancen und Berufsalltag zu informieren. Workshops behandeln Themen wie Doppelkarrierepaare, Berufseinstieg, „Networking“ und „Mentoring“. So gehört die Vorstellung des rheinland-pfälzischen Mentorinnen-Netzwerkes „Ada-Lovelace-Projekt“ genauso zum Programm wie das „Warm up!“ der Boston Consulting Group, das fit machen soll für den Aufstieg in die Chefetagen.

Das wissenschaftliche Tagungsprogramm reicht von der Nanowelt bis zu den Grenzen des Sonnensystems. Eine breit gefächerte Themenpalette, die den Teilnehmerinnen Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse jenseits ihres eigenen Arbeitsgebietes ermöglichen soll. Einsichten in geradezu winzige Forschungswelten liefert Dr. Myrjam Winning von der RWTH Aachen. Ihr Arbeitsgebiet sind so genannte Korngrenzen in Metallen, die als mikroskopisch kleine Nahtstellen im Atomgitter eines Werkstoffes dessen mechanische Eigenschaften prägen. Für ihre Untersuchungen, unverzichtbar für das Design neuer Hochleistungswerkstoffe, erhielt die junge Materialwissenschaftlerin in diesem Jahr den Hertha-Sponer-Preis der DPG, der an herausragende Wissenschaftlerinnen vergeben wird.

Von der Welt des Allerkleinsten über Qubits und Supersymmetrie wird der Blick der Aachener Tagungsgäste auch in die Weiten des Sonnensystems schweifen, wenn Dr. Rita Schulz am 6. November zu einem öffentlichen Vortrag im Rahmen der „Vorlesungen am Samstag“ lädt. Die erste Projektleiterin der Weltraumbehörde ESA entführt die Zuhörer zu solch exotischen Schauplätzen wie der Oberfläche des Saturnmondes Titan oder der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten Venus. Vorgestellt werden aktuelle und zukünftige Missionen der europäischen Weltraumagentur. Der Vortrag beginnt um 11:00 Uhr, der Eintritt ist frei (Ort: Hörsaal Fo2 des Kármán-Auditoriums, Eilfschornsteinstraße).

Weitere Tagungsinformationen, Programm und Kontakt: Dr. Almuth Hilger, RWTH Aachen
Tel.: 0177/6608660

Media Contact

Dr. Marcus Neitzert idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer