6. Internationale Nutzerkonferenz SOEP2004 und 2. Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten

Wissenschaftler präsentieren im Rahmen der 6. Internationalen Nutzerkonferenz SOEP2004 in Berlin auf Daten des sozio-oekonomischen Panels beruhende Forschungsergebnisse. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert außerdem die Weiterentwicklung der Dateninfrastruktur für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit einer Konferenz in Wiesbaden. Prof. Dr. Gert G. Wagner, Mitglied des Wissenschaftsrates, betont die Gemeinsamkeiten von sozialwissenschaftlichen Erhebungen wie dem SOEP und naturwissenschaftlichen Service-Einrichtungen wie BESSY.

„Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sind zunehmend darauf angewiesen, eigene Daten zu erheben, um empirische Analysen erstellen zu können, die sowohl international publikationsfähig sind als auch der Politikberatung in Deutschland und Europa dienen“, sagt Prof. Dr. Gert G. Wagner, Leiter der seit 1984 laufenden Längsschnittstudie „Sozio-oekonomisches Panel“, genannt SOEP, mit Sitz am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Naturwissenschaftler erzeugen ihre zu analysierenden Daten selbst, entweder durch die Erhebung in Form von Beobachtungen oder mit Hilfe von Experimenten. Für Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler stehen bislang dagegen fast nur Daten zur Verfügung, die von staatlichen Behörden in Form von Standard-Tabellen publiziert werden. Sie stammen aus dem Besitz der Statistischen Ämter und großen Verwaltungen, sind also ohne den unmittelbaren Einfluss wissenschaftlicher Theorie entstanden. Aus diesem Grund erheben seit einigen Jahren auch die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ihre Daten selbst. Nun zeigen sich zunehmend die Erfolge dieser Forschungsstrategie.

SOEP2004: 28 Präsentationen decken breites Themenspektrum ab

Im Rahmen der 6. Internationalen deutschen Nutzer-Konferenz SOEP2004 vom 24. bis 26. Juni 2004 präsentieren Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler auf Grundlage von SOEP-Daten entstandene Forschungsergebnisse in Berlin. Die Teilnehmer aus sieben Ländern decken in 28 Präsentationen ein breites Themenspektrum ab: von den gesundheitlichen Folgen der Arbeitslosigkeit über unbezahlte Überstunden in Ost- und Westdeutschland im Vergleich bis hin zu der Frage, wie viel Zeit Väter mit ihren Kindern verbringen. Der Schwerpunkt liegt auf den Themen Arbeitsmarkt und Methodenforschung. Der Statistiker Professor Donald B. Rubin, Harvard University, hält den Eröffnungsvortrag. Zum Abschluss der Konferenz zeichnet das Programm-Komitee die besten SOEP-Papiere aus.

Das Sozio-oekonomische Panel ist eine der weltweit größten Längsschnittstudien

Das SOEP ist eine der weltweit größten derartigen Erhebungen. Die seit 1984 laufende jährliche Wiederholungsbefragung in den alten und neuen Bundesländern umfasste 2002 mehr als 12.000 Haushalte mit über 23.000 befragten Personen. Themenschwerpunkte sind unter anderem Haushaltszusammensetzung, Familienbiografie, berufliche Mobilität, Einkommensverläufe, Gesundheit, Lebenszufriedenheit und soziale Sicherung. Die SOEP-Gruppe am DIW Berlin gibt die sorgfältig anonymisierten Daten an die interessierte Fachöffentlichkeit weiter und erstellt eigene Analysen. Ein Beispiel ist der aktuelle Wochenbericht des DIW Berlin „Alterssicherung: Gesunkene Zufriedenheit und Skepsis gegenüber privater Vorsorge“. Das Ergebnis: Aufgrund der Unkenntnis und des Misstrauens gegenüber privatwirtschaftlich organisierter Vorsorge können staatliche Zuschüsse für die Riester-Rente keine adäquate Lösung zur Kompensierung der Sicherungslücken der gesetzlichen Rentenversicherung sein.

Finanziert wird das SOEP als eine „Serviceeinrichtung für die Forschung“ im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft (WGL). Das Berliner Elektronensynchroton BESSY ist ebenfalls eine derartige WGL-Service-Einrichtung. „Ein naturwissenschaftlicher Teilchenbeschleuniger wie BESSY und sozialwissenschaftliche Erhebungen wie das SOEP haben überraschend viele Gemeinsamkeiten“, betont Gert Wagner, der als Mitglied des Wissenschaftsrates die internationale Forschungslandschaft im Auge hat. „BESSY und das SOEP produzieren Daten, die weltweit ausgewertet werden. Bei BESSY sind es etwa 600 Experimente pro Jahr, beim SOEP bis zu 900 Wissenschaftler jährlich, die die auf CD verschickten Daten auswerten. Die Datenerhebung wird dabei nicht von staatlichen Ämtern, sondern von der Wissenschaft selbst gesteuert. Deswegen veranstalten BESSY und das SOEP alle zwei Jahre in Berlin internationale Nutzerkonferenzen, bei denen neuste Ergebnisse ausgetauscht und neue Erhebungsideen geboren werden“.

Breite Weiterentwicklung der Dateninfrastruktur für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften

Zur breiten Förderung der Weiterentwicklung der Dateninfrastruktur in Deutschland hat das BMBF einen Gründungsausschuss für einen Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten berufen, dessen Vorsitzender Gert G. Wagner ist. Am 4. und 5. Juni 2004 lädt der Gründungsausschuss zur 2. Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten im Kurhaus Wiesbaden ein. Die Veranstaltung gibt Datenproduzenten und Datennutzern Gelegenheit, über inhaltliche, methodische und rechtliche Themen zu diskutieren, die im Kontext von empirischer Sozial- und Wirtschaftsforschung stehen. Spannend wird es bei einem Vortrag zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der empirischen Wissenschaften. Denn nicht nur die Sozialwissenschaftler und Statistiker würden von einem forschungsnahen Datenschutz profitieren, sondern auch die Lebenswissenschaftler, die „Biobanken“ aufbauen wollen. Neben Vorträgen mit Plenardiskussion stehen den Teilnehmern zahlreiche Foren zu Fragen des Datenbedarfs und zu Datenproblemen offen. Diskutiert werden unter anderem Anonymisierungsverfahren sowie der Datenzugang für internationale Vergleiche.

6th International German Socio-Economic Panel User Conference
– SOEP2004- , 24. bis 26. Juni 2004, Berlin

2. Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten, 4. und 5. Juni 2004, Wiesbaden:

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