Internationale Tagung zu "Partikel unterschiedlicher Größe und die Dynamik von Sedimenten"

Mit der Entwicklung der physikalischen Mechanik vor etwa 250 Jahren wurde die seit der Antike gepflegte Ingenieurskunst des Wasserbaus zur modernen Wissenschaft von der Hydraulik. Sedimente waren in ihren Anfängen für sie von nur geringer Relevanz, weil das fließende Wasser durch starre Kanäle mit fixierten Grenzen gebändigt und nutzbar gemacht wurde. Das Wissen und die Erfahrungen, die man beim Bau und Betrieb dieser Kanäle in bezug auf deren hydraulische Eigenschaften machte, wurden später auf natürliche Strömungen übertragen. Weil aber derartige Systeme für gewöhnlich in veränderlichen Betten fließen und ihre Gestalt unablässig den sich wandelnden Bedingungen anpassen, begannen sich Ingenieure wie auch Sedimentologen mit Transportphänomenen bei Sedimenten zu befassen. Die Ingenieure interessierten sich (und interessieren sich noch immer) dafür, die Bewegungen des Sediments durch speziell dafür konstruierte Vorrichtungen unter Kontrolle zu bringen, während die Sedimentologen Ablagerungsprozesse und ihre Produkte verstehen und erklären wollten. Auf diese Weise erblickte die Wissenschaft der Hydraulik mit veränderlichen Grenzen das Licht der Welt.

Schon in den Anfangstagen dieser Wissenschaft war es offensichtlich, dass die Reaktionen von Sedimenten auf Windbewegungen beziehungsweise auf Wasserströmungen im Zusammenhang mit der Größe und der Verteilung der Partikel stehen, aus denen sich diese Sedimente aufbauen. Infolgedessen wurde die Analyse der Partikelgröße zu einer Routineangelegenheit. Außerdem unternahm man in der Forschung schon seit 100 Jahren zahlreiche Versuche, die Größe und die Verteilungsmuster der Partikel in einen Interpretationszusammenhang zu bringen beziehungsweise um statistische Parameter zur Beschreibung hydraulischer Prozesse zu entwickeln. Hierbei entstand eine ganze Reihe vielversprechender Konzepte, die auch für eine gewisse Zeit mit Erfolg auf reale Vorgänge angewendet wurden, bis sie verworfen werden mussten, sobald mehr über das Transportverhalten von Sedimenten bekannt wurde. Unterschiedliche Methoden zur Analyse von Partikelgrößen führten nämlich zu unterschiedlichen Annahmen über die Verteilungsmuster dieser Partikel. Demnach bereitet es nicht nur Schwierigkeiten, Daten über solche Partikelgrößen zu vergleichen, sondern die vorhandenen Annahmen und Modelle erfassen auch nur unzureichend die Reaktionsmechanismen während jener hydraulischen Prozesse, die während der Transportprozesse Einfluss auf die Partikelverteilung nehmen.

Diese Fragen sind aufgrund ihrer Komplexität bis heute nicht zufriedenstellend gelöst worden. Eine ganze Reihe von Forschern hat deshalb resigniert und es aufgegeben, nach Lösungen zu suchen, während eine kleine Zahl von Wissenschaftlern überzeugt ist, dass diese Probleme keineswegs unlösbar sind, auch wenn sie nur schwer zu knacken sein werden. An diesem Punkt setzt die internationale Konferenz „Partikel unterschiedlicher Größe und die Dynamik von Sedimenten“ ein, die vom 15. bis 18. April 2004 im Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst stattfindet. Angesichts der Entwicklung von Hochleistungscomputern, mit deren Hilfe große Datenmengen mit immer ausgefuchsteren statistischen Verfahren und Modellbildungstechniken verarbeitet werden können, sind die Initiatoren dieser Konferenz der Ansicht, dass die Zeit reif ist, einen neuen Anlauf zu einer internationalen konzertierten Anstrengung zu unternehmen und die Frage nach den Prozessen zu klären, die bei der Verteilung von Partikeln unterschiedlicher Größe in Ablagerungen aller Art ablaufen.

Dass es sich hierbei nicht um akademische „Sandkastenspiele“ handelt, zeigt jeder Hafen, der durch Sedimentanlagerungen zu verschlammen und unbrauchbar zu werden droht, und jede Wüstenoase, die durch eine Wanderdüne begraben wird, falls es nicht gelingt, deren Dynamik zu berechnen und dann entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Weitere Praxisfelder der Sedimentologie sind der Wasser- und Deichbau, der Umgang mit der Küstenerosion, aber auch Fragen der Wanderung von Ablagerungen in der Tiefsee.

Zu der Tagung werden 40 Fachleute aus aller Welt erwartet, darunter neben Deutschland aus Chile, Großbritannien, Israel, den Vereinigten Staaten und den Niederlanden. Die Tagungsergebnisse sollen noch in diesem Jahr in einer internationalen Fachzeitschrift veröffentlicht werden. Finanziert und organisiert wird die Tagung von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main und dem Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Dr. Daniel Hartmann, Ben Gurion Universität (Beer Sheva, Israel) und Prof. Dr. Burghard Flemming, Senckenberg Institut (Wilhelmshaven).

Wissenschaftliche Fragen beantwortet gerne:
Prof. Dr. Burghard W. Flemming
Senckenberg Institut
Suedstrand 40, 26382 Wilhelmshaven
Tel.: 04421/9475-200
E-Mail: bflemming@senckenberg.de

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Uwe Opolka idw

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