Expedition an einen sibirischen See

El´gygytgyn Lake – der sibirische See war das Ziel von Wissenschaftlern des Institutes für Geophysik und Geologie. Die vom BMBF geförderte Expedition unter Leitung von Prof. Martin Melles wird in einem internationalen Workshop ausgewertet. Ein Bohrkern gewährte einen bisher einmaligen etwa 370.000 Jahre umfassenden Blick in die geologische Vergangenheit.

Zeit: 24. März 2004 bis 26. März 2004
Ort: Institut für Geophysik und Geologie der Universität Leipzig, Talstraße 35

Vom 28.04. bis zum 04.09. 2003 hielten sich die Wissenschaftler am El´gygytgyn-Kratersee im nordöstlichen Sibirien (67°30´ N, 172°05´ E) auf der Suche nach der Klima- und Umweltgeschichte in der Arktis auf. Der See ist vor ca. 3,6 Mio Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. Er befindet sich heute etwa 100 km nördlich des Polarkreises, in einem Gebiet das nach geomorphologischen und geochronologischen Untersuchungsergebnissen seit dem Einschlag vermutlich unvergletschert geblieben ist. Die Sedimentfüllung des Sees hat daher ein hohes Potential, ein kontinuierliches und außergewöhnlich weit in die Vergangenheit reichendes Archiv der Klima- und Umweltgeschichte in der Arktis darzustellen.

Nach ersten Expeditionen 1998 und 2000 wurden bei dieser Expedition die bisher gewonnenen Daten verdichtet, sowie umfangreiches Probenmaterial neu gewonnen. Es nahmen insgesamt 16 Teilnehmer aus drei Staaten (Deutschland, Russland, USA) an der Expedition teil. Die Leipziger Gruppe konzentrierte sich dabei vor allem auf die Beprobung von Seesedimenten und dem Studium der aktuellen Prozesse, die zur Entstehung der Sedimente führen.

Die ersten Ergebnisse der Leipziger Arbeitsgruppe können sich durchaus sehen lassen. Der kontinuierliche, 16,5 m lange Bohrkern aus dem zentralen, 170 m tiefen Seebecken, ist besonders vielversprechend. Nach den ersten Untersuchungen gewährt er einen etwa 370.000 Jahre umfassenden Blick in die geologische Vergangenheit. Für Seesedimente aus der Arktis ist das bisher einmalig. Die Ablagerungen belegen intensive und zum Teil rasch verlaufende Klimawechsel für die jüngere Erdgeschichte.

Nach der Expedition treffen sich nun erstmals die Expeditionsteilnehmer sowie weitere Interessenten, um erste Ergebnisse auszutauschen. Der ursprünglich für etwa 15 Teilnehmer geplante Workshop ist mittlerweile zu einer kleinen Tagung mit über 30 Teilnehmern aus 5 Ländern (Deutschland, Russland, USA, Österreich, Niederlande) ausgewachsen.

Neben der Vorstellung der bisherigen Arbeitsergebnisse am ersten Tag geht es in den beiden darauffolgenden Tagen vor allem um zukünftige Arbeiten am und auf dem See. Nach den seismischen Erkundungen von Mitarbeitern des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung, wurden mit dem 16,5 m langen Kern nicht einmal 10% der Seeablagerungen erbohrt, die über 200 m mächtig sind. Es ist geplant, im Rahmen des ICDP (Internationales Kontinentales Bohrprogramm) die gesamten Seeablagerungen zu durchteufen und die liegenden Impakt-(Meteoriteneinschlags-)gesteine zu erreichen. Der immense logistische Aufwand, der mit einer solchen Bohrung in einem der entlegendsten Gebiete der Welt verbunden ist, erfordert ein sehr gut abgestimmtes Handeln aller Beteiligten. Mit dem Workshop erfolgt der Startschuss für die Phase der Vorbereitung und Antragstellung zu diesem Projekt.

Weitere Informationen Prof. Martin Melles
Telefon: 0341/ 97 32 902
E-Mail: melles@rz.uni-leipzig.de

Dr. Olaf Juschus
Telefon: 0341/ 97 32 907
E-Mail: juschus@rz.uni-leipzig.de

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Dr. Bärbel Adams Universität Leipzig

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