Wenn Zytokine die Lunge des ungeborenen Kindes verletzen

Dr. Boris Kramer von der Kinderklinik der Universität Würzburg arbeitet in der Neu- und Frühgeborenenmedizin (Neonatologie) auf einem Gebiet, das sich für die Behandlung zu früh geborener Kinder als bedeutsam erweisen könnte. Dafür bekam er den Wissenschaftspreis 2003 der „Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin“ verliehen.

Bei zu früh geborenen Kindern kann die Entwicklung der Lunge nach der Geburt durch eine chronische Entzündungsreaktion in den Luftwegen beeinträchtigt werden. Eine solche Reaktion kann zum Beispiel durch eine bakterielle Infektion des Fruchtwassers und der Eihäute bereits vor der Geburt oder durch mechanische Beatmung, Sauerstofftoxizität oder Infektionen nach der Geburt ausgelöst werden. Bei schweren Formen kommt es zu einer veränderten Lungenentwicklung durch einen Wachstumsstopp der Alveolen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Die Frühgeborenen brauchen zusätzlichen Sauerstoff. Die Mediziner sprechen dann von einer Bronchopulmonalen Dysplasie (BPD).

Die Arbeit von Dr. Kramer hat erstmals klar gemacht, dass diese veränderte Lungenentwicklung noch vor der Geburt durch eine Entzündungsreaktion entstehen kann. Bei einer bakteriellen Infektion des Fruchtwassers und der Eihäute gelangen entzündungsfördernde Substanzen über das Fruchtwasser in die Lunge des Ungeborenen und verletzen diese. Verantwortlich für die Lungenschädigung sind bestimmte Botenstoffe des Immunsystems, die Zytokine genannt werden. Innerhalb von nur sieben Tagen hatte sich die Lungenstruktur in den Experimenten von Dr. Kramer verändert. Das Lungengewebe regenerierte sich zwar zum Teil, bildete dann aber weniger Alveolen.

Als nächstes will Dr. Kramer herausfinden, welche Gene in der Lungenentwicklung durch die Entzündungsreaktion unterdrückt werden. Davon erhofft er sich Aufschluss darüber, wie man den Prozess beeinflussen und zum Beispiel die geschädigte Lunge von Frühgeborenen zum Wachstum anregen kann, damit sich genügend Alveolen bilden.

Boris Kramer hat Medizin in Tübingen studiert und dort auch seine Ausbildung zum Kinderarzt begonnen. 1999 wechselte er mit Klinikdirektor Prof. Dr. Christian P. Speer an die Würzburger Uni. Seitdem hat er unter anderem einen zweijährigen Forschungsaufenthalt in den USA absolviert.

Den mit 5.000 Euro dotierten Preis erhielt er bei der 29. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin in Köln. Ausgezeichnet wurde die Arbeit „Injury, inflammation, and remodeling in fetal sheep lung after intra-amniotic endotoxin“ von Kramer BW, Kramer S, Ikegami M und Jobe AH, erschienen 2002 im „American Journal of Physiology – Lung Cellular and Molecular Physiology“ 283, Seiten 452-459.

Weitere Informationen:

Dr. Boris Kramer
T (0931) 201-27-728, Fax -833
E-Mail: Kramer_B@kinderklinik.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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