Helmut Schwarz, Berlin – Otto-Hahn-Preisträger 2003

Für seine überaus erfolgreichen Untersuchungen über den Ablauf chemischer Vorgänge auf molekularer Ebene und die kontinuierliche Fortentwicklung der Massenspektrometrie erhält Professor Dr. Drs. h.c. mult. Helmut Schwarz, Institut für Chemie der Technischen Universität Berlin, den mit 25.000 Euro und einer Goldmedaille dotierten Otto-Hahn-Preis für Chemie und Physik. Die Verleihung findet im Rahmen einer Festveranstaltung der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) während der Jahrestagung Chemie am 9. Oktober an der Technischen Universität München statt.

Schwarz widmet sich der Klärung von detaillierten Reaktionsabläufen auf molekularer Ebene und der Untersuchung bisher nicht fassbarer Spezies durch experimentelle Untersuchungen in Kombination mit theoretischen Berechnungen. Sein wissenschaftliches Werk weist bei aller Vielfalt eine bemerkenswerte Geschlossenheit auf: Sein Hauptinteresse gilt dem Studium der Generierung und der Reaktivität ionischer und radikalischer organischer Spezies unter extremen Bedingungen (Gasphase). Als Methode bedient er sich virtuos der Massenspektrometrie. Genaue Analysen und Interpretationen der Vorgänge in der Stoßkammer führten zum Nachweis von Struktur und Bindungsverhältnissen bei vielen ionischen Verbindungen in der Gasphase. Weiterhin gelang Schwarz der Nachweis zahlreicher kleiner, hochreaktiver Spezies, die bisher nur im interstellaren Raum diagnostiziert wurden oder deren Existenz zwar vorausgesagt, deren Synthese aber nie gelungen war. Schwarz kam mit seinen Untersuchungen in das Grenzgebiet zwischen organischer, metallorganischer, physikalischer und biologischer Chemie sowie der Physik. Er trug viel zum Verständnis katalytischer Prozesse bei. Als echte Sensation wurden aber auch Schwarz´ Untersuchungen an Fullerenen, der neuen kugelförmigen Kohlenstoffmodifikation, angesehen. Er schmuggelte Helium in die Fullerene ein und realisierte somit eine Vermutung der Astrophysiker, die schon vor 30 Jahren die Existenz solcher Spezies erwogen hatten. Schwarz wurde der „Ruhm“ zuteil, das kleinst-denkbare Luftschiff konstruiert zu haben.

Die Ergebnisse seiner Untersuchungen hat Schwarz in bislang fast 800 Originalveröffentlichungen in den renommiertesten Zeitschriften zusammengefasst.

Schwarz wurde 1943 in Nickenich, Kreis Mayen, geboren. Er war zunächst Chemielaborant und kam über den zweiten Bildungsweg zum Chemiestudium, das er in Berlin absolvierte. 1972 promovierte er, 1974 habilitierte er sich. Nach Forschungsaufenthalten in den USA (MIT) und Großbritannien wurde er 1978 auf eine Professur an der TU Berlin berufen, 1983 nahm er den Ruf auf eine C4-Professur an der TU Berlin an. Schwarz hat bereits zahlreiche hohe in- und ausländische Auszeichnungen erhalten.

Der Otto-Hahn-Preis ist eine Auszeichnung von besonders hohem Rang, die 1953 auf Anregung der GDCh von den im Deutschen Zentralausschuss für Chemie zusammengeschlossenen Organisationen und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ins Leben gerufen und seither zwölf Mal vergeben wurde.

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Dr. Renate Hoer idw

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