Neue Strategien im Kampf gegen Parasiten

Ohne die speziellen Bakterien in ihren Mägen könnten Kühe keine Pflanzennahrung verwerten. Für derartig lebenswichtige Gemeinschaften zwischen Bakterien und anderen Organismen gibt es noch viel mehr Beispiele. Solche Partnerschaften stehen in dieser Woche im Mittelpunkt einer internationalen Tagung an der Uni Würzburg.

Wer die Liaison zwischen Bakterien und anderen Lebewesen erforscht, kann dabei neue Kampfstrategien gegen Krankheitserreger entdecken. Ein schönes Beispiel hierfür ist die in Westafrika vorkommende Flussblindheit: Die erkrankten Menschen verlieren ihre Sehfähigkeit, weil parasitische Würmer die Augen befallen und dadurch entzündliche Reaktionen auslösen, welche die Hornhaut schädigen. Doch um einen Menschen überhaupt infizieren zu können, brauchen diese Würmer kleine Helfer: Es sind Bakterien, die in den Parasiten leben und die für deren Vermehrung unentbehrlich sind. Der Angriff der Würmer wäre ohne diese Bakterien von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Durch diese Erkenntnis ist es der Forschung nun möglich, mit einer neuen Taktik gegen die Flussblindheit anzugehen: Man kann zum Beispiel versuchen, die Bakterien mit gängigen Antibiotika zu töten und die Würmer dadurch zu einem zahnlosen Tiger zu machen. Dieser Umweg scheint darum viel versprechend, weil sich die Würmer selbst nur äußerst schwer bekämpfen lassen.

Über die enge Verbindung der Wurmparasiten mit den Bakterien hat erstmals Achim Hörauf vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin im März 2002 in der Zeitschrift „Science“ berichtet. Hörauf wird seine Forschungen nun auch bei der Tagung im Würzburger Biozentrum am Hubland vorstellen. Veranstalter sind der Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität Würzburg und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle). Die Tagung dauert von Mittwoch bis Freitag, 24. bis 26. Juli. Erwartet werden rund 200 Teilnehmer aus aller Welt.

Die Vorträge befassen sich zum einen mit krankheitserregenden Bakterien und zum anderen mit Keimen, die – zu beiderseitigem Nutzen – sehr eng mit anderen Organismen zusammenleben. Wie der Würzburger Mikrobiologe und Tagungsorganisator Roy Gross sagt, kann man aus dem Vergleich dieser zwei Bakteriengruppen viel lernen: „Schließlich haben beide ähnliche Strategien entwickelt, um sich erfolgreich in ihren Wirtsorganismen vermehren zu können.“ Solche Forschungen seien auch bezüglich der Evolution von Krankheitserregern sehr aufschlussreich.

Die Tagung trägt den Namen „Parasitism, Commensalism, Symbiosis – Common Themes, Different Outcome“. Den Eröffnungsvortrag hält Manfred Eigen, 1967 Nobelpreisträger für Chemie, vom Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen. Er spricht über Nukleinsäuren als treibende Kräfte in der Evolution. Alle Vorträge finden in englischer Sprache im Hörsaal A 101 des Biozentrums am Hubland statt.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Roy Gross, T (0931) 888-4403, Fax (0931) 888-4402, E-Mail: roy@biozentrum.uni-wuerzburg.de


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Robert Emmerich idw

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