Von ethischen Grundlagen bis zur chirurgischen Therapie

Prof. Dr. Joachim Mössner, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II

Vom 2. bis 4. Mai 2002 diskutieren mitteldeutsche Gastroenterologen aktuellste Fragen zu Krankheiten des Verdauungs- und Stoffwechselsystems. Prof. Dr. Joachim Mössner, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II der Universität Leipzig, und PD Dr. Ulrich Heim, Chefarzt am Parkkrankenhaus Leipzig, luden Spezialisten aus Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum 11. Kongress der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie nach Leipzig ein. Damit findet der Kongress zum ersten Mal in Leipzig statt.

Zeit: 2. – 4. Mai 2002, Kongresseröffnung: 3. Mai, 8.30 Uhr
Ort: Congress Center Leipzig, Neue Messe

Auf dem Kongress stehen sechs Hauptthemen auf der Tagesordnung: Infektionen des Magen-Darm-Traktes, Lebererkrankungen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes, neue endoskopische und Ultra-Schallverfahren sowie aktuelle Aspekte bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Außerdem finden je ein Kurs in molekulargenetischen Techniken und in der Endoskopie (ERCP: endoskopisch retrograde Cholangio-pankreatiko-graphie = Spiegelung des Gallen- und Pankreasgangs), eine Präsentation wissenschaftlicher Ergebnisse durch Poster und ein Fortbildungsseminar für Schwestern und Pfleger statt. Der Kongress wird ergänzt durch eine Ausstellung der pharmazeutischen und biomedizinischen Industrie.

Die Veranstalter legen großen Wert darauf, dass der Kursus in molekularbiologischen Techniken verbunden ist mit einem Vortrag zu ethischen Grundlagen der genetischen Testung, denn so Prof. Mössner, der verantwortungsvolle Umgang mit den Informationen, die genetische Untersuchungen ergeben, sind die erste Voraussetzung für ihre Durchführung. „Man kann heute bei vielen Krankheiten die genetischen Ursachen feststellen. Ein Gentest ist aber nur erlaubt, wenn ihm eine genetische Beratung vorausgeht.“ Außerdem müsse ein Gentest sinnvoll sein. Wenn er z. B. die frühzeitige Diagnose einer Krebskrankheit ermögliche, die wiederum durch die Einleitung einer frühzeitigen Therapie die Heilungschancen vergrößere, würde er einen Gentest empfehlen.

Gentests spielen auch eine Rolle beim 6. Hauptthema, der Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Dr. Niels Teich von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II der Universität Leipzig behandelt die Frage „Gene oder Alkohol: wer erkrankt an Pankreatitis?“ Die Antithese resultiert aus der Tatsache, dass eine der grundlegenden Ursachen für eine Bauspeicheldrüsenentzündung übermäßiger Alkoholgenuss ist. Aber: Die Pankreatitis kann auch genetische Ursachen haben. Immer, wenn sie in einer Familie gehäuft auftritt, liegt eine derartige Annahme nahe. 1996 fand ein Amerikaner erstmals eine diesbezügliche Genveränderung, oder, wie der Fachmann sagt, eine Mutation. Dr. Teich und Professor Volker Keim (gleiche Klinik) konnten mittels Polymerase-Kettenreaktion (hinter diesem Namen verbirgt sich ein molekulargenetisches Verfahren, das bestimmte DNA-Abschnitte vervielfältigt und damit der Analyse zugänglich macht) weitere Mutationen nachweisen.

Eine genetische Disposition ist neuerdings auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nachgewiesen. Auf dem Kongress spielen allerdings auch neueste diagnostische und therapeutische Verfahren eine Rolle. Prof. Thomas Kahn, Direktor der Klinik und Poliklinik für diagnostische Radiologie der Universität Leipzig, wird über neue bildgebende Verfahren, insbesondere über den Siegeszug der Kernspintomografie auf diesem Gebiet berichten. Im Bereich der Gallenwege hat die Kernspin- oder Magnetresonanz-Tomographie die diagnostische Endoskopie (ERCP) fast völlig abgelöst.

Welche Krankheiten des Magen-Darm-Traktes durch Infektionen ausgelöst werden können, behandelt das erste Hauptthema. Der Einfluss des mittlerweile allseits bekannten Bakteriums Helicobacter pylori auf die Krebsentstehung im Magen z.B. dürfte viele interessieren, ist dieses Bakterium doch nicht gerade selten. Zum Hauptthema „Lebererkrankungen“ spricht u.a. der bekannte Transplantationschirurg Prof. Dr. Johann Hauss, Direktor der Chirurgischen Klinik und Poliklinik II der Universität Leipzig. Sein eher gesundheitspolitisches Thema „Perspektiven der Lebertransplantation unter Kostendruck und Organmangel“ ist angesichts der abnehmenden Organ-Spendebereitschaft in Deutschland als Aufforderung für jeden Einzelnen zu verstehen, seinen eigenen Standpunkt zu überdenken.

Höhepunkt des Kongresses wird die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie an zwei herausragende Gastroenterologen sein: Prof. Dr. Wolfgang Caspary, Direktor der Medizinischen Klinik II mit den Schwerpunkten Gastroenterologie/Hepatologie und Pneumologie/Allergologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main, und an Prof. Dr. Jan Kotrlik von der Karls Universität Prag. Caspary kann als Mitbegründer der Gesellschaft auf besondere Verdienste für die Entwicklung der Gesellschaft der Mitteldeutschen Gastroenterologen und des Faches Gastroenterologie verweisen. Kotrlik hat sich verdient gemacht zunächst um die wissenschaftliche Kooperation mit den Gastroenterologen der DDR und jetzt mit denen des mitteldeutschen Raumes. Kotrlik wird auch Präsident der europäischen Gastroenterologen Vereinigung 2004 sein.

Gespannt sein darf man auf die Preisträger. Die Mitteldeutsche Gesellschaft für Gastroenterologie verleiht Wissenschafts- und Posterpreise. Über die Preisträger werden wir gesondert informieren.

weitere Informationen: Prof. Dr. Joachim Mössner
Telefon: 0341 97 12 200
E-Mail: moej@medizin.uni-leipzig.de

Media Contact

Dr. Bärbel Adams idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-leipzig.de/~medkl2/

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