JUGENDENGEL – Workshop und Podiumsdiskussion am 25. Januar 2002

Ein Workshop mit Podiumsdiskussion unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Joop wird als Finissage die Ausstellung „Jugendengel“ am Freitag, 25. Januar 2002, beenden. Der Workshop wird unter dem Titel „Zustände? – Zuständig? – Jugend und Gewalt im Blickwinkel von Hochschule, Jugendhilfe und Polizei“ von 13 bis 18 Uhr in der FH Potsdam, Friedrich-Ebert-Str. 4, Hörsaal II, verschiedene Zugänge von Forschungs- und Praxisprojekten zur Problematik Jugend und Gewalt darstellen.

Die Veranstaltungen finden statt mit freundlicher Unterstützung des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und Wolfgang Joop.

Der Workshop spricht Fragen von Mediation (Prof. Dr. Angela Mickley), Gewalt an Schulen (Prof. Dr. Rita Marx) sowie politische Meinungsbildung von Brandenburgischen Jugendlichen (Prof. Dr. Karin Weiss) ebenso an wie Formen der Auseinandersetzung mit Gewalt und Rechtsradikalismus durch kulturelle Jugendbildung (Armin Schubert), Fanclubarbeit (Gunnar Schulz), in Mediationsprojekten (Kerstin Lück) und Aufsuchender Jugendarbeit (Ralf Bartsch).

In der Podiumsdiskussion äußern sich neben den Referenten auch Karsten Friedel, Leiter der Koordinierungsstelle Tolerantes Brandenburg, sowie Hans-Jürgen Willuda vom Ministerium des Inneren zur Frage nach Bedarf und Zuständigkeiten – „Was können Hochschule, Jugendhilfe und Polizei zur Lösung beitragen“.

Die Ausstellung „Jugendengel“ präsentiert Arbeiten aus einem Jugendprojekt, in dem, in Anlehnung an den Holzschneider HAP Grieshaber, Jugendliche ihre Fragen und Gedanken über Gewalt, Toleranz und Rechtsradikalismus in Holz geschnitten haben. Ihre Engel der Toleranz, der Langeweile, der Gewalt, der Hoffnung und viele andere sind noch bis zum 25.1.02 in der Galerie der FH Potsdam in der Friedrich-Ebert Str. 4 in Potsdam zu sehen.

Die Veranstaltungen sind kostenfrei, Anmeldungen bitte unter Fax 0331 – 580 1199 oder E-Mail weiss@fh-potsdam.de. Auf Wunsch kann die Teilnahme an der Veranstaltung bestätigt werden.

Der Workshop präsentiert im Einzelnen folgende Projekte:

Prof. Dr. A. Mickley – Konfliktverarbeitung: Für Jugendliche ist es in wachsendem Masse wichtig bis lebensnotwendig, neben der Klärung der eigenen Werte und ethischen Grundhaltungen ein umfangreicheres Handwerkszeug methodischer Art zur Verfügung zu bekommen: – eigene und im Umkreis verfügbare Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung, – kompetente Verhaltensweisen in der Interessenklärung, -formulierung, -vertretung und -durchsetzung für sich selbst, die eigene Gruppen und andere, für die man verantwortlich ist. – interkulturelles Wissen und die Fähigkeit, sich in gemischt kulturellen, religiösen, sprachlichen Lebensbereichen zu bewegen und sicher zu fühlen, d.h. mit Andersartigkeit adäquat umgehen zu können.

Prof. Dr. Rita Marx: GEWALT-ige Gefühle. Wie kann Schule zur Prävention von Aggression und Gewalt bei Kindern und Jugendlichen beitragen? Vor dem Hintergrund der Erprobung eines Konzepts zur Prävention von Aggression und Gewalt wird der Frage nachgegangen, welche Interventionsmöglichkeiten und Hemmnisse die Sozialisationsinstanz Schule bietet, um auf sog. gewalttätiges Verhalten von Kindern und Jugendlichen konstruktiv Einfluß zu nehmen. Dabei werden sowohl Erfahrungen berichtet als auch theoriegeleitete Hypothesen zur Diskussion vorgestellt.

Prof. Dr. K. Weiss: Politische Einstellungen Brandenburger Jugendlicher – Demokratie, Ausländerfeindlichkeit, Gewaltbereitschaft: Anhand der Daten aus dem Brandenburger Jugendlängsschnitt wird die Entwicklung der Einstellungen zu Demokratie und politischer Beteiligung, zu Ausländerfeindlichkeit und Gewalt von Jugendlichen von der 10. Klasse an über drei Jahre hinweg nachgezeichnet. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Schule bzw. der Eintritt in das Berufsleben auf die Entwicklung dieser Einstellungen einwirken.

Kerstin Lück: Weiterbildung „Konfliktmanagement in der Uckermark“
Die gestiegenen Anforderungen an die Berufsgruppen Lehrer, Sozialarbeiter und Polizisten erfordern zielgenaue Weiterbildung. Die Weiterbildung Konfliktmanagement in der Modellregion Uckermark ist ein Angebot, das die gegenseitige Akzeptanz und Auseinandersetzung dreier Berufsgruppen fördert. Alle sind in unterschiedlicher Weise mit derselben Klientel konfrontiert. In zwei Jahreskursen wird mit einem Seminarstundenumfang von jeweils 250 über drei Jahre eine nachhaltige Zusammenarbeit und Vernetzung in einem Landkreis entwickelt. Ziel der Weiterbildung ist es, die Kompetenz der Teilnehmer/innen in deeskalierenden und konfliktbearbeitenden Methoden zu erweitern. Die Persönlichkeitsentwicklung wird so unterstützt, dass die Teilnehmer/innen den komplexen Konfliktfeldern nicht nur gewachsen sind, sondern diese aushalten und flexibel handhaben können.

Armin Schubert: Kulturelle Jugendbildung: Die Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie „Sonnensegel“ aus Brandenburg an der Havel arbeitet seit Dezember 1989 und wird von einem gemeinnützigen Verein getragen. Zu ihren Aufgaben gehören Bildungsangebote an Kindergärten, Schulen aller Art und Angebote in der Jugendfreizeit. Am Projekt „Engel der Geschichte – ein Jugendengel“( Ausstellung in der FH Potsdam) wird deutlich, wie die Arbeit der kulturellen Jugendbildung immer auch eng mit politischen und sozialarbeiterischen Zielen verbunden wird. Gerade darin liegt die Stärke der Galerie, daß sie an die Defizite der Bildung in Kita, Schule und Familie anknüpft und die soziale und kulturelle Kompetenz von Kindern und Jugendlichen stärken hilft.

Gunnar Schulz: Von Begegnungen und Berührungen: Ein Gespräch lebt von den Fragen und dem gemeinsamen Suchen nach Antworten, daher diese drei Fragen: Gewalt lebt auch von der lähmenden Angst der Opfer – wie erkenne ich bei mir gesunde und lähmende Angst, wann gehe ich wem aus dem Weg, wann gehe ich in die Konfrontation? Der gewalttätige Jugendliche ist Täter seiner Lebensgeschichte, verantwortlich für Handeln und Denken – ab wann und wie können wir jugendliches Handeln sanktionieren und wie können wir dem Menschen hinter dem Gewalttäter begegnen? Jugendliche benötigen die Sozialisation in der Gruppe, die Selbstvergewisserung – Gruppen benötigen die Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit, Freiräume und Grenzen – wie können wir der allgemeinen Apathie und dem Wegschauen entgegenwirken und Freiräume für Erkenntnisarbeit gewinnen?

Ralph Bartsch: Jugendarbeit mit rechten Jugendlichen: Sozialpädagogische Auseinandersetzung mit vornehmlich gewaltakzeptierenden, politisch rechts orientierten Jugendlichen stellt sich in der fachlichen und öffentlichen Diskussion als umstrittenes Feld sozialpädagogischer Arbeit dar, das bestimmt wird von der Diskussion um die fachlichen Qualifikationen der Sozialarbeitenden und um die Wirksamkeit des methodisch- professionellen Vorgehens. Bei allen bestehenden Kontroversen wird zukünftiges Bemühen in diesem Handlungsfeld einen neuen professionellen Entwurf benötigen, welcher die Erfahrungen der Vergangenheit kritisch integriert, sich aber auch vor dem Hintergrund praxisbezogener und fachwissenschaftlicher Reflexion gegenüber den alltäglichen Herausforderungen Sozialer Arbeit etablieren kann.

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Patrizia Reicherl idw

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