XIV. Hallesches Symposium Herz-Kreislauf-Medizin

Neue Methoden und aktuelle Trends in Diagnostik und Therapie werden vorgestellt

Veranstaltet von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg findet vom 29. Januar bis 3. Februar 2001 die nunmehr 14. Ausgabe des Halleschen Symposiums Herz-Kreislauf-Medizin statt. Wie schon im vorigen Jahr versteht sich das medizinische Forum nicht nur als ein Podium für eine rege Diskussion über den derzeitigen Stand von Klinik und Forschung auf dem breit gefächerten Gebiet der Herz-Kreislauf-Medizin, sondern soll auch für alle Teilnehmer als allseitige und umfassende Informationsquelle dienen. Die Veranstaltung findet im Kultur- und Kongresszentrum K&K), Franckestraße 1 in Halle/Saale statt.
Die über Sachsen-Anhalt hinaus bedeutende Veranstaltung unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Karl Werdan, Oberarzt Dr. Roland Prondzinsky (Uni Halle) und der Stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Bundes niedergelassener Kardiologen (BNK), Dr. Simone Heynemann, wendet sich aus diesem Grund an alle Ärzte in Klinik und Niederlassung, an Assistenz- und Pflegepersonal. Für die Öffentlichkeit findet am 30. Januar 2001, der traditionelle Patiententag von 10:00 bis 15:00 Uhr statt.
Gesellschaftlicher Höhepunkt des Symposiums ist der Festvortrag „Vom geteilten Deutschland zum geeinigten Europa – Bedeutung der Wiedervereinigung für die europäische Integration“, den der Bundesaußenminister a. D. Hans-Dietrich Genscher am 2. Februar, 19:30 Uhr, halten wird.
Zu einem Pressegespräch am 1. Februar 2001, sind interessierte Medienvertreter um 14:00 Uhr in das Händelzimmer des K&K herzlich eingeladen. Auf der Tagesordnung stehen aktuelle Informationen vom Konferenzgeschehen und zu den nachfolgend aufgeführten Themenschwerpunkten.

Die gesamte Veranstaltungswoche, zu der cirka 900 Teilnehmer erwartet werden, ist durch eine Vielzahl von Einzelveranstaltungen (Workshops, Seminare, Kurse) geprägt, die sich mit der ganzen Breite des akuten Koronarsyndroms, seiner Prävention, Diagnose und Therapie und den damit im Zusammenhang stehenden Krankheitsbildern auseinandersetzen. Den Organisatoren ist es gelungen, international anerkannte Referenten, unter anderem den amerikanischen Altersforscher Prof. Dr. Edward Lakatta (National Institute of Health, Baltimore) nach Halle zu holen.

Inhaltliche Schwerpunkte des Symposiums

Das akute Koronarsyndrom

Unverändert stehen Herzkreislauferkrankungen an erster Stelle der Todesursachen in der Bundesrepublik Deutschland. Die instabile Angina pectoris und der akute Herzinfarkt gehören mit zu den häufigsten Diagnosen im Notfall- und Rettungsdienst. Trotz der umfangreichen Behandlungsmöglichkeiten, die in den vergangenen Jahren eine entscheidende Verbesserung erfahren haben, sind diese Krankheitsbilder immer noch mit einer sehr hohen Sterblichkeit verbunden. Für einen großen Teil der betroffenen Patienten kommt jegliche gezielte ärztliche Hilfe zu spät, da sie das Krankenhaus nicht mehr erreichen. Unmittelbar aufgetretene Herzrhythmusstörungen oder Herzmuskelschwäche, die im häuslichen Bereich oder am Arbeitsplatz eintreten, sind als Todesursache zu nennen. Bei rechtzeitig gestellter Diagnose und eingeleiteter Therapie sind beachtliche Behandlungserfolge zu verzeichnen, wenn bestimmte Anzeichen ernst genommen werden. Schmerzen oder Engegefühl im Brustkorb sind ebenso ein dringliches Alarmzeichen wie Beschwerden, die erstmalig auftreten, ohne körperliche Anstrengung einhergehen (Ruhe-Angina), länger als 20 Minuten andauern und auf Medikamente, wie das oft verwendete Nitrospray, nicht mehr ansprechen.

Die Thrombolyse als auch die Ballonkatheterbehandlung verengter Herzkranzgefäße (PTCA) sind, insbesondere in Verbindung mit neuartigen Medikamenten, den sogenannten GP IIb-/IIIa-Antagonisten, (sie verhindern die Verklebung der weißen Blutplättchen (Thrombozyten) in den Herzkranzgefäßen), sehr wirkungsvolle lebensverlängernde Behandlungsmaßnahmen bei akutem Koronarsyndrom. Die aufgeführten medikamentösen Verordnungen stehen heute jeder internistischen Abteilung zur Verfügung; die notfallmäßige Herzkatheteruntersuchung und -behandlung wird in entsprechenden Herzkreislaufzentren in 24-Stunden-Bereitschaft durchgehend angeboten. Jedoch gilt auch hier: je früher die Herzkatheterbehandlung einsetzt, desto größer ist die Aussicht, einen Herzinfarkt oder seine Ausdehnung zu verhindern und die Folgeschäden zu begrenzen.
„Aus unserer Sicht bleibt die umfassende Aufklärung der Bevölkerung ein ’Dauerbrenner’ und ein ’Herzensanliegen’ im wahrsten Sinne des Wortes“ erklärt Dr. Prondzinsky. Nach Einschätzung des Mediziners warten die Betroffenen noch viel zu lange, ehe sie den Arzt verständigen. „Im Rahmen des Patiententages am 30. Januar“, so seine Organisatorin Oberärztin Dr. Ina Stabenow, „wollen wir nicht nur unsere Patienten, sondern auch die breite Öffentlichkeit für diese Problematik sensibilisieren, denn es kann jeden treffen.“


Die „Volkskrankheit Diabetes“ als Risikofaktor

Bei den Herz-Kreislauferkrankungen spielen jedoch noch andere Einflussfaktoren eine entscheidende Rolle. Hier muss in erster Linie die „Volkskrankheit“ Diabetes genannt werden, an der über 4 Millionen Deutsche leiden. Der im täglichen Sprachgebrauch als „Zuckerkrankheit“ bezeichnete Diabetes mellitus führt zu einer erheblichen Beschleunigung der Arteriosklerose aller Gefäße einschließlich der Herzkranzarterien. Bei alleinigem Bestehen des Diabetes mellitus als Gefahrenquelle, ist dieses Risiko bei männlichen Diabetikern um das 1,5 bis 2,5-fache und bei Diabetikerinnen um das 4-fache erhöht. Die koronare Herzkrankheit repräsentiert mit 50% den größten Anteil an den Todesursachen bei Diabetikern.

Jedoch weisen auch bereits asymptomatische Diabetiker mit jeweils nach den Mahlzeiten kurzfristig erhöhten Blutzuckerspiegeln ein erhöhtes Risiko für komplizierende Herzkreislauferkrankungen auf. Diese Situation bleibt vom Patienten unbemerkt und kann nur durch entsprechende unkomplizierte (Blut-) Untersuchungen erkannt werden.
Der Diabetes mellitus führt zur Beeinträchtigung des vegetativen Nervensystems (autonome Neuropathie) mit der Folge, dass das sonst so charakteristische Engegefühl im Brustkorb oft gar nicht mehr wahrgenommen wird oder aber als Luftnot fehlgedeutet wird. Dies führt in sehr vielen Fällen zu einer verspäteten Diagnose.
Darüber hinaus besteht bei Diabetikern eine deutlich erhöhte Neigung zur Wiedereinengung von Herzkranzgefäßen nach Dehnungsbehandlungen mit dem Ballonkatheter (PTCA) sowie Implantation einer Gefäßstütze (Stent). Spezielle Veranstaltungen am 2. Februar und 3. Februar werden sich der hier angesprochenen Problematik der Herz- und Gefäßschäden unter der Leitung von Prof. Dr. Hubert Podhaisky (Uni Halle) und Prof. Dr. H. Schmechel (Weimar) widmen.


Herzinfarkthäufigkeit im Großraum Halle

An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beschäftigt sich seit zwei Jahren eine Arbeitsgruppe „Akutes Koronarsyndrom im Großraum Halle“ unter der Verantwortlichkeit der halleschen Mediziner Prof. Dr. Karl Werdan, Prof. Dr. Wolfgang Slesina, Prof. Dr. Johannes Haerting und Dozent Dr. Kristian Kothe mit den Ursachen – Klassische und mögliche sozioökonomische Risikofaktoren der hohen Herzinfarktsterblichkeit – in der Region Halle. In einer Veranstaltung am 3. Februar, gegen 15:00 Uhr, gibt es einen Zwischenbericht über den derzeitigen Stand der Auswertungen.


The aging heart – Das Altersherz

Um die Funktion und Fehlfunktion des Altersherzens geht es im Forschungsclub „Herz-Kreislauf- und Intensivmedizin“ am 1. Februar, 9:30 Uhr, unter dem Vorsitz von Privatdozentin Dr. Ursula Müller-Werdan und Prof. Dr. Gerrit Isenberg (beide Uni Halle). Infolge der gravierenden Veränderungen der Altersstruktur werden im Jahr 2030 mehr als 30% der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland älter als 65 Jahre sein. Auf diese Tatsache müssen sich die Medizin und die Pharmaindustrie in Forschung und Entwicklung langfristig einstellen, denn das „Altersherz“ reagiert auf Therapien und auf medikamentöse Anwendungen anders als das der jüngeren Menschen. Dazu wird Altersforscher Prof. Dr. Edward Lakatta und weitere renommierte Experten aus Rom, Paris, Tide (Dänemark) und aus der Saalestadt Halle das Wort ergreifen.
Dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt finanziell unterstützt und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung die Schirmherrschaft zur Veranstaltung übernommen hat, unterstreicht die Bedeutung für die Herz-Kreislauf-Medizin.


EKG-Aufzeichnungsgerät im EC-Kartenformat –
aktuelle Ergebnisse

Speicherung von Daten und ihre Übertragung an bestimmte Auswertungszentren sind im täglichen Leben an der Tagesordnung und bestimmen den Arbeitsablauf in fast allen Bereichen des Berufsalltags. Ihre Anwendung in der Medizin ist eine wertvolle Unterstützung bei Diagnostik und Therapie. Zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, die sich in der Regel mit starkem Herzklopfen, Herzrasen oder sogenannten „Aussetzern“ ankündigen, wurde auf dem XIII. Symposium vor einem Jahr ein EKG-Aufzeichnungsgerät in der Größe einer EC-Karte vorgestellt. Einfach in der Handhabung und bequem in Jacken- oder Hosentasche aufzubewahren, ermöglicht es zu jeder Zeit und an jedem Ort eine schnelle und reibungslose Aufzeichnung der „Anfallsdaten“. Seit einem Jahr läuft an der halleschen Uniklink die erfolgreiche Erprobung. Im Rahmen des Pressegespräches am 1. Februar 2001 werden dazu die neuesten Ergebnisse genannt.

Prof. Dr. Karl Werdan, Dr. Roland Prondzinsky,
Ingrid Godenrath

Das vollständige Tagungsprogramm kann unter der Internetadresse
http://www.verwaltung.uni-halle.de/tagungen/gesamtherz.pdf aufgerufen werden.


Ansprechpartner:
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III
der Martin-Luther-Universität
Prof. Dr. Karl Werdan
Tel.: (0345)55 726 23
Fax: (0345) 55 724 22
E-Mail: karl.werdan@medizin.uni-halle.de

Oberarzt Dr. Roland Prondzinsky
Tel.: (0345) 55 749 76/38
Fax: (0345) 55 724 22
E-Mail: roland.prondzinsky@medizin.uni-halle.de

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

Media Contact

Ingrid Godenrath idw

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