Neue Standards für die Trinkwasseranalyse

Neue Standards zur Messung von gefährlichen Algengiften im Trinkwasser diskutieren Wissenschaftler aus deutschen und europäischen Instituten am Donnerstag, den 26. April 2001 an der Friedrich-Schiller-Universität. Angestrebt wird ein einheitliches Verfahren zur Wasseranalyse, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Jena (25.04.01) Besonders in den Sommermonaten kommt es durch starke Vermehrung so genannter Cyanobakterien – früher als Blaualgen bezeichnet – im Süßwasser oder in Küstenregionen zu „Wasserblüten“. Dabei setzen diese Organismen Giftstoffe – so genannte Toxine – frei, die in das Wasser gelangen und sich über die Nahrungskette in höheren Organismen, wie Muscheln und Fischen anreichern.

Diese Toxine stellen für Mensch und Tier eine Gefahr dar. „In Deutschland sterben immer wieder Tiere, die aus Tümpeln oder Talsperren getrunken haben“, berichtet Jens Dahlmann, der sich in seiner Doktorarbeit am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena mit dem Thema beschäftigt. In anderen Länderen seien auch Menschen zu Tode gekommen. Abkochen oder Filtrieren des Wassers schützt in diesem Fall nicht, da die Toxine auch nach dem Abtöten der Algen im Wasser erhalten bleiben. Da auch die Zerstörung der Toxine durch Bestrahlung oder Oxidation nur bedingt gelingt, sei eine sorgfältige Analyse des zum Trinken bestimmten Wassers von großer Wichtigkeit, betont Dahlmann.

Noch in den 80er Jahren basierten Messungen der Toxizität von Cyanobakterien ausschließlich auf Tierversuchen. Heute wird am Lehrstuhl Lebensmittelchemie der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät der Universität Jena das Vorhandensein cyanobakterieller Toxine in Gewässern routinemäßig mit Hilfe modernster Methoden wie der Flüssigchromatographie (HPLC) überprüft. Gleichzeitig arbeiten Jenaer Wissenschaftler im Rahmen des Arbeitskreises „Microcystine“, dessen Obmann der Jenaer Professor Dr. Bernd Luckas ist, an der Etablierung eines standardisierten Verfahrens zur quantitativen Erfassung der Giftstoffe. Das Projekt läuft unter Federführung des Normenausschusses Wasserwesen (NAW) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN).

Auf dem Treffen in Jena will der Arbeitskreis die Ergebnisse eines Ringversuches diskutieren, der einen ersten Schritt in Richtung standardisierter Analyseverfahren darstellt. „Bisher testeten die verschiedenen Institute mit unterschiedlichen Verfahren“, schildert Dahlmann das Problem. In dem jetzt abgeschlossenen Ringversuch nun bestimmten zwölf Einrichtungen, davon zehn deutsche, eine in der Schweiz und eine in Schweden, nach einem einheitlichen Verfahren den Gehalt an Toxinen in Referenzproben, die von den Jenaer Wissenschaftlern verschickt worden waren. „Es gab sehr wenig Streuung bei den Ergebnissen, und die Fehlerrate lag unter fünf Prozent“, fasst Jens Dahlmann den positiven Ausgang zusammen. Das stimmt den Diplom-Chemiker hoffnungsvoll, dass in ein bis zwei Jahren das HPLC-Verfahren als DIN-Norm etabliert sein wird. „So wird in Zukunft verhindert, dass fehlerhafte Ergebnisse produziert werden“, so Dahlmann.

Wurden in einem Gewässer Algengiftstoffe nachgewiesen, muss dies für die Zeit der Algenblüte als Trinkwasserreservoir gesperrt werden. Nach ca. einem bis zwei Monaten sind die Toxine allerdings soweit abgebaut, dass keine Gefahr mehr besteht.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bernd Luckas, Institut für Ernährungswissenschaften
Tel.: 03641/ 94 96 50
Fax: 94 96 52
E-Mail: b5belu@uni-jena.de

Dipl. Chem. Jens Dahlmann
Tel.: 03641 949653
E-Mail: dahlmann@mampf.ieu.uni-jena.de

Susanne Liedtke
Friedrich Schiller Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel: 03641/ 93 10 40
Fax: 03641/ 93 10 42
E-Mail: Susanne.Liedtke@uni-jena.de

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