Deutsche Studierende im europäischen Spiegel

Erstmalig werden Daten zu den sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Studiums in Deutschland im Vergleich mit 22 europäischen Partnerländern vorgestellt und analysiert.

Im Fokus der Debatte um die Hochschulreform in Deutschland stehen seit einiger Zeit vor allem Fragen der Bildungsgerechtigkeit, finanzielle Aspekte des Studiums sowie die Umsetzung des Bologna-Prozesses und ihre Auswirkungen. Welche Erfolge zeitigen die Reformen, die auch als Reaktion auf den europäischen und globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe anzusehen sind? Wie ist die Studiensituation der deutschen Studierenden im Vergleich zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen in Europa? Gibt es erfolgreiche Beispiele im Ausland, von denen Deutschland lernen kann? Diese und weitere Themen werden Gegenstand der Diskussion auf der Tagung sein, die anlässlich der Veröffentlichung des Endberichts der dritten Runde des international vergleichenden Projekts EUROSTUDENT stattfindet.

Mit der Studie von EUROSTUDENT werden empirische Daten vorgelegt, die Charakteristika des deutschen Hochschulsystems im Vergleich mit den europäischen Nachbarn genauer als bisher beleuchten. Um zutreffende Schlussfolgerungen aus dem Vergleich der quantitativen Daten ziehen zu können, müssen die Daten in ihrem nationalen Kontext betrachtet werden. Die Konferenz hat das Ziel, diesen „Übersetzungs- und Interpretationsprozess“ zu unterstützen.

Gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind eine Grundvoraussetzung, um mit Innovationen das zukünftige Wachstum eines Landes zu sichern. Die von HIS durchgeführten Sozialerhebungen haben für Deutschland wiederholt gezeigt, dass die Aufnahme eines Studiums erheblich vom Bildungsstand der Eltern beeinflusst wird. Die neue Studie von EUROSTUDENT ermöglicht eine Antwort auf die Frage, ob und wie in anderen Ländern das Ziel der Chancengerechtigkeit beim Hochschulzugang bereits umgesetzt ist.

Wie offen der Zugang zur Hochschule ist, hängt auch vom Angebot alternativer Zugangswege ab. Unter dem Stichwort „Hochschulzugang ohne Abitur“ wurden die vorläufigen Ergebnisse von EUROSTUDENT bereits im Juni kontrovers diskutiert, als die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der Abschlusskonferenz des Projektes in Ljubljana erfuhr, dass Deutschland in diesem Bereich nur einen hinteren Platz belegt. Die Tagung bietet jetzt die Gelegenheit, in konzentrierter Form über die neuen Ergebnisse und mögliche Konsequenzen zu diskutieren.

Die Einführung von Studiengebühren in Deutschland hat eine breite Diskussion über die soziale und finanzielle Situation von Studierenden angeregt. Wer jobbt neben dem Studium und wann wirkt sich dies negativ in Form von Verzögerung oder sogar Studienabbruch aus? Erhöhen veränderte Studienorganisation und neue Anforderungen in den reformierten Studiengängen die zeitlichen Belastungen der Studierenden? Die Situationsanalyse, bei der maßgebliche Kriterien berücksichtigt wurden, zeigt im internationalen Vergleich, an welchen Stellen des deutschen Hochschulsystems Probleme und Nachbesserungsbedarf bestehen.

Überdies zeigt diese Gegenüberstellung, dass manche Entwicklungen – wie z.B. das Jobben neben dem Studium – kein landesspezifisches Phänomen, sondern in der Mehrheit der Länder „normal“ geworden sind – auch unabhängig von der Organisation der Studienfinanzierung. Einsichten in internationale Trends unterstützen die Interpretation nationaler Befunde und die dazu geführte bzw. zu führende Diskussion.

Deutschlands Studierende sind vergleichsweise häufig studienbezogen im Ausland. Deutschland ist außerdem ein populäres Gastland für internationale Studierende. Können die hohen Mobilitätsraten trotz oder vielleicht mit Hilfe der Bologna-Strukturreformen aufrecht erhalten bzw. sogar weiter erhöht werden? Die Analyse der internationalen Daten bringt neue Erkenntnisse über besonders mobile, über benachteiligte Gruppen sowie über die Studierenden, die aus eigener Initiative (als sogenannte „free-mover“) zu Studienzwecken ins Ausland gehen.

Diese und andere Themen diskutiert HIS auf der Berliner Tagung mit Vertreter(inne)n der Hochschulpolitik und der Wissenschaft, mit Studierendenverbänden, dem Deutschen Studentenwerk und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst.

Die Veranstaltung richtet sich an Mitarbeiter/innen der Praxis bzw. politische Entscheidungsträger, die sich für Chancengerechtigkeit beim Hochschulzugang, Rahmenbedingungen des Studiums und Mobilität interessieren. Um Anmeldungen zur Konferenz wird bis zum 19. September 2008 gebeten. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 100 Personen begrenzt.

Nähere Auskünfte:
Dominic Orr
Tel: +49 511 1220 372
orr@his.de
Andrea Riedel
Tel: +49 511 1220 379
riedel@his.de

Media Contact

Theo Hafner idw

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