Mehr als 25.000 Herzspezialisten beim ESC-Kongress in München

Zur Hauptstadt der europäischen Herzgesundheit avanciert die bayerische Landeshauptstadt in den kommenden Tagen:

Mehr als 25.000 Herzspezialisten aus aller Welt sowie zahlreiche Begleitpersonen, Industrievertreter und Medienvertreter treffen kommen vom 30. August bis 3. September beim Kongress der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC) zusammen, der in diesem Jahr zum vierten Mal in Deutschland und nach 2004 zum zweiten Mal in München stattfindet.

Die Themen, die in den kommenden fünf Tagen diskutiert werden, sind von höchster Priorität für Medizin und Gesundheitspolitik. „Im Jahr 2006 waren bei fast 360.000 Menschen in Deutschland Krankheiten des Kreislaufsystems die Todesursache. Damit stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen – weit vor Krebserkrankungen – die Todesursache Nummer Eins dar. Insbesondere ältere Menschen sind betroffen, etwa drei Viertel aller Herzinfarktpatienten sind 60 Jahre oder älter. Aufgrund der demographischen Entwicklung stehen Kardiologie und Herzchirurgie vor neuen Herausforderungen.“ Darauf wies Bayerns Sozialministerin Christa Stewens heute auf einer Pressekonferenz hin.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen belasten Europa mit 192 Milliarden Euro

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen töten pro Jahr europaweit 4,3 Millionen Menschen und verursachen geschätzte Kosten von 192 Milliarden Euro – obwohl ihnen so gut vorgebeugt werden kann“, so der Präsident der ESC, Prof. Dr. Kim Fox. Dazu komme, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit hohen Erkrankungsraten beeinträchtigt ist. Produktionseinbußen in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen in der EU Kosten von mehr als 35 Milliarden Euro – rund ein Fünftel der Gesamtkosten für diese Erkrankungen.

„Aus gesundheitspolitischer Sicht geht es also unter anderem darum, möglichst viele Menschen entsprechend zu motivieren, sich für einen herzgesunden Lebensstil zu entscheiden“, sagte Prof. Fox. „Die ESC unternimmt auf europäischer Ebene zahlreiche Anstrengungen, um dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Ein Beispiel dafür sei die Europäische Charta für Herzgesundheit, eine multilaterale Anstrengung, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa zu reduzieren und die Gesundheit der Menschen zu verbessern. „Es ist erfreulich, wie aktiv gerade unser Gastgeberland diese Initiative unterstützt, zehn deutsche Organisationen haben die Charta unterzeichnet.“

Auf dem ESC-Kongress in München werden nicht nur bedeutende Fortschritte in der kardiologischen Prävention und Therapie diskutiert, so der Präsident der Europäischen Kardiologengesellschaft, die Tagung werde auch über die Fachwelt hinaus Impulse setzen: „Ich bin überzeugt, dass dieses wissenschaftliche Großereignis dazu beitragen wird, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das wichtige Thema Herzgesundheit zu lenken.“

Präsenz deutscher Herz-Spezialisten auf dem ESC beweist hohe Qualität der deutschen Kardiologie

Dass sich die ESC mit ihrem Jahreskongress einmal mehr für den Standort Deutschland entschieden hat, sei auch eine Auszeichnung für die deutsche Kardiologie und für das Engagement der deutschen Herzspezialisten innerhalb der ESC, betonte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Prof. Dr. Dr. h.c. Gerd Heusch (Essen): „Dieses Engagement drückt sich insbesondere in unserer sehr intensiven wissenschaftlichen Beteiligung an diesem Kongress aus.“

Von den insgesamt rund 9670 wissenschaftlichen Arbeiten („Abstracts“), die international für eine Präsentation eingereicht wurden, stammten 978 aus Deutschland – das ist der unangefochtene Spitzenplatz. Aber auch bei den wissenschaftlichen Arbeiten, die für die Präsentation ausgewählt wurden, ist die deutsche Kardiologie die Nummer Eins: Von den rund 3500 akzeptierten Arbeiten stammen 484 aus Deutschland. Zum Vergleich: Nummer Zwei ist Italien mit 375.

Das Forschungsengagement der deutschen Herzspezialisten ist nicht nur von rein akademischer Bedeutung. „Die beeindruckenden Fortschritte der Kardiologie tragen maßgeblich zur Verlängerung unserer Lebenserwartung bei“, sagte Prof. Heusch. „Leider drücken sich diese positiven Entwicklungen in keiner Weise in der Höhe der Projektförderung durch Bund und Länder aus. Während 44 Prozent der Bevölkerung an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben und die gewonnene Lebenserwartungen auf Grund der in diesem Bereich zurückgegangenen Sterblichkeit 2,6 Jahre beträgt, beläuft sich die Höhe der Projektförderung für die kardiovaskuläre Forschung gerade einmal auf 155 Millionen Euro pro Jahr.“

Zum Vergleich: An Krebs sterben 26 Prozent der Deutschen, die Zunahme der Lebenserwartung auf Grund der zurückgegangenen Sterblichkeit bei Krebs beträgt nur 0,6 Jahre, das Förderungsvolumen liegt jedoch bei 367 Millionen Euro.

Deutsches Herzforschungszentrum gefordert – Wissenschaftsstandort und Patientenversorgung in Gefahr

Prof. Heusch: „Hier ist im Interesse der Bevölkerung mit Nachdruck eine wesentlich höhere Förderung für kardiologische Forschung zu fordern. Der Stellenwert dieser Krankheiten muss auch Maßstab für das Vorgehen der deutschen Politik sein. Es gibt ein Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg, ein neues Deutsches Demenzforschungszentrum in Bonn und Jülich wurde gerade gegründet. Wir brauchen auch ein Deutsches Herzforschungszentrum.“

Die führende Rolle, die deutsche Universitäten im internationalen Maßstab in der kardiologischen Forschung spielen, sei durch problematische Rahmenbedingungen wie Personalabbau an Universitätsinstituten und -kliniken, eine unattraktive Honorierung der wissenschaftlichen Tätigkeit oder befristete Verträge für junge Forscher bedroht, kritisierte Prof. Heusch. „Das bedeutet nicht nur eine Bedrohung für den Wissenschaftsstandort Deutschland, sondern gefährdet mittelfristig auch die Patientenversorgung, weil für den medizinisch-wissenschaftlichen Nachwuchs zunehmend die Anreize für eine Karriere in der Kardiologie fehlen.“

Der ESC-Kongress werde die hohe Qualität der deutschen Herzforschung eindrucksvoll belegen, betonte der DGK-Präsident. „Damit dieses Niveau auch in Zukunft gehalten werden kann, bedarf es grundsätzlich besserer Rahmenbedingungen und auch intensiver und systematischer Förderungen durch die Gesundheits- und Wissenschaftspolitik.“

Wissenschaftliche Fortschritte mit großer Bedeutung für Herzpatienten

„Der ESC Kongress ist der größte Medizinkongress in Europa, und entsprechend beeindruckend ist auch die Fülle des Programms, das in München geboten wird“, sagte Prof. Dr. Jeroen J. Bax (Leiden, NL), Vorsitzender des Programm-Komitees des ESC-Kongresses.

In insgesamt mehr als 380 wissenschaftlichen Sitzungen werden alle Bereiche der Kardiologie unter aktuellen Gesichtspunkten diskutiert – von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung. Auf besonders großes Interesse bei den Teilnehmern stoßen erfahrungsgemäß beim ESC-Kongress die so genannten Hot Lines und Clinical Trial Updates. In diesen Veranstaltungen werden aktuelle, bisher noch nicht veröffentlichte Daten aus großen wissenschaftlichen Studien präsentiert. „Wir erwarten die Ergebnisse einiger internationaler Studien, die uns sehr wichtige praktische Hinweise für die künftige Behandlung von Herzpatienten geben werden“, so Prof. Bax.

Dazu gehört etwa die SYNTAX-Studie, in der untersucht wird, ob bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit Katheterinterventionen, bei denen ein Stent eingesetzt wird, ein besseres Ergebnis bringen als Bypass-Operationen. Oder die GISSI-Studie, die der Frage nachgeht, welche Wirkung gegen Fettstoffwechselstörungen eingesetzte Lipidsenker vom Typ der Statine sowie ungesättigte Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit chronischer Herzschwäche haben.

Schonende Untersuchungen durch Innovationen in der Bildgebung

Besonders interaktiven Erfahrungsaustausch mit High-tech-Unterstützung bieten auf dem ESC-Kongress die FOCUS Sessions, in denen technologische Neuerungen im Bereich der bildgebenden und interventionellen Verfahren gezeigt werden – einige davon in Satellitenübertragungen aus verschiedenen europäischen Kliniken. Prof. Bax: „Solche Live-Übertragungen wird es unter anderem aus Krankenhäusern hier in München und in Berlin geben.“

Das Hauptthema des diesjährigen Kongresses, dem allein rund 80 wissenschaftliche Sitzungen gewidmet sind, sind die bildgebenden Verfahren in der Kardiologie. „Hier hat es in den vergangenen Jahren ganz entscheidende technische Fortschritte gegeben, die das Management von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen im klinischen Alltag nachhaltig beeinflussen“, berichtete Prof. Bax. „Eine besonders rasante technische Entwicklung ist etwa auf dem Gebiet der kardialen Computertomographie zu beobachten.

Durch die neuesten CT-Generationen ist es nun erstmals möglich, bei bestimmten Patientengruppen die invasive Herzkatheteruntersuchung durch eine kurze schonende Untersuchung, die CT-Angiographie, zuverlässig zu ersetzen. Durch die Herz-Magnetresonanztomographie, die ganz ohne Röntgenstrahlen auskommt, können die Morphologie des Herzens und der Gefäße sowie die Pumpfunktion und die Herzmuskeldurchblutung sehr genau dargestellt werden.“

Auf dem ESC-Kongress in München werden nicht nur die neuesten technologischen Entwicklungen auf diesem Gebiet vorgestellt, sondern Experten werden auch diskutieren, wann welche dieser neuen Verfahren in der täglichen Praxis eingesetzt werden sollten.

Information und Kontakt
B&K Medien- und Kommunikationsberatung GmbH;
Dr. Birgit Kofler, Mag. Roland Bettschart
Porzellangasse 35/Top 3, A-1090 Wien;
ESC Press Office: 0049-89-949-27050;
Mobil: 0043-676-6368930, 0043-676-6356775;
Büro Wien: 0043-1-3194378-12; Fax: 0043-1-3194378-20;
E-Mail: kofler@bkkommunikation.com, bettschart@bkkommunikation.com

Media Contact

Christiane Limberg idw

Weitere Informationen:

http://www.escardio.org

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