Unsichere Zeiten: Wie gerecht ist unsere Gesellschaft?

Ob die Debatten um Managergehälter, Bürgergeld, Kinder- und Altersarmut oder die gebeutelte Mittelschicht – sie alle zeigen: Viele Menschen empfinden die heutige Gesellschaft als ungerecht und ihre eigene Zukunft als unsicher.

Doch wie ist gerechte Umverteilung durch Sozialleistungen möglich? Wie weit darf der Staat den Einzelnen einschränken, um ihm und dem Rest der Gesellschaft Sicherheiten zu bieten? Wie ist es möglich, dass alle Menschen vom Aufschwung profitieren?

Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt des „34. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie“ vom 6. bis 10. Oktober 2008 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Alle zwei Jahre findet das wichtigste Forum der Disziplin statt. In diesem Jahr erwarten die Organisatoren mehr als 1.600 Teilnehmer, was den Kongress zur größten Jenaer Tagung des Jahres macht. Bei rund 450 Vorträgen und in zahlreichen Diskussionsrunden werden renommierte nationale und internationale Vertreter des Faches über die jüngsten Forschungsergebnisse diskutieren.

Zu den Gästen gehören unter anderem die amerikanische Sozialwissenschaftlerin und Feministin Nancy Fraser und der Frankfurter Philosoph Axel Honneth – die beiden wohl bekanntesten zeitgenössischen Vertreter der kritischen Theorie. Der Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff wird über seine Erfahrungen in der prekären Arbeitswelt berichten, der Münchener Soziologe Ulrich Beck den Eröffnungsvortrag halten.

Außerdem erwarten die Veranstalter den französischen Soziologen Robert Castel, der den viel diskutierten Begriff der „Prekarität“ prägte, und seinen Kollegen Serge Paugam, dessen Buch „Die elementaren Formen der Armut“ in der aktuellen TopTen-Liste für Sachbücher der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks steht.

„Mit der fortschreitenden Globalisierung, Technisierung und Mediatisierung der Welt erreichen prekäre Lebensverhältnisse auch in den reichen westlichen Staaten soziale Schichten, die als sicher galten“, erklärt der lokale Organisator Prof. Klaus Dörre das Kongressmotto „Unsichere Zeiten“. „Trotz allem Fortschritt kann die Gesellschaft das Sicherheitsbedürfnis ihrer Mitglieder nicht befriedigen.“

Grund dafür sei vor allem, dass die im Fortschritt entstehenden steigenden Handlungsoptionen des Einzelnen die sichere Vorhersage von Handlungen unmöglich machen. „Die Welt ist so komplex geworden, dass wir mit einer immer größeren Unsicherheit und Unplanbarkeit konfrontiert werden“, ergänzt der zweite lokale Organisator Prof. Stephan Lessenich. Verstärkt werde dieser Effekt noch durch ein Paradox: „Je mehr versucht wird, Sicherheit herzustellen, desto bewusster wird dem Einzelnen seine eigene Unsicherheit“, so der Soziologe von der Universität Jena weiter.

Ein ausführliches Programm, Hinweise zur Akkreditierung und weitere Informationen sind zu finden auf der Internetseite: www.dgs2008.de.

Kontakt:
Margrit Elsner
Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945533
E-Mail: Margrit.Elsner[at]uni-jena.de
Pressekontakt:
Oliver Hollenstein
Telefon: 0176-22865714
Oliver.Hollenstein[at]uni-jena.de

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