Europäische Impfwoche: Impfschutz in Deutschland besser, aber noch nicht gut genug

„Impfungen schützen vor Infektionskrankheiten und zählen zu den effektivsten und kostengünstigsten Präventivmaßnahmen der modernen Medizin. Deswegen: Schutzimpfungen wahrnehmen! Seit der Gesundheitsreform im letzten Jahr sind viele Impfungen Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen“, erklärt Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit, anlässlich der dritten Europäischen Impfwoche.

Die Impfwoche beginnt am 21. April 2008 und ist eine Initiative des Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Konsequenzen von ungenügenden Impfquoten und Impflücken sind derzeit wieder offenkundig: infolge des seit Monaten andauernden Masernausbruchs in der Schweiz wurden eine Reihe von Infektionen nach Deutschland eingeschleppt und verursachten Krankheitsausbrüche.

„Masern sind eine sehr ansteckende fieberhafte Viruserkrankung, bei der schwere Komplikationen auftreten können, die in seltenen Fällen tödlich enden“ sagt Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts. So mussten im Jahr 2006 bei einem großen Masernausbruch in Nordrhein-Westfalen mit mehr als 1.500 Erkrankten rund 15 Prozent der Patienten ins Krankenhaus.

Nur bei hohen Impfquoten besteht die Chance, einzelne Krankheitserreger weltweit auszurotten. Deutschland hat sich dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation verpflichtet, bis zum Jahr 2010 die Masern zu eliminieren. Dafür müssten 95 Prozent aller Kinder zweimal geimpft sein. Zwar sind die Impfquoten in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und lagen 2006 bei Schulanfängern für die erste Masernimpfung bei 94,5 Prozent und für die zweite Masernimpfung bei 83,2 Prozent (in den alten Bundesländern 94,1 beziehungsweise 80,1 Prozent, in den neuen Bundesländern 97,4 beziehungsweise 88,5 Prozent), aber sie sind insgesamt noch zu niedrig, und es bestehen Lücken. Besonders groß sind die Lücken bei den Jugendlichen. Die Kinder- und Jugendgesundheitsstudie des RKI zeigte, dass bei rund einem Viertel aller Schüler ab elf Jahren die zweite Impfung fehlte.

Am RKI wurde daher Ende 2007 eine Arbeitsgruppe „Jugendimpfen“ gegründet, in der Vertreter der Ärzteschaft, des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Ständigen Impfkommission, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Robert Koch-Instituts aktiv sind. Ein Expertenworkshop während der Impfwoche wird Maßnahmen, die für die Masernelimination notwendig sind, sowie „Best Practice-Beispiele“ diskutieren. Unter anderem wird das Landesgesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen über erste Erfahrungen mit der kürzlich begonnenen Impfkampagne referieren, die sich vor allem an die 10- bis 18-Jährigen richtet.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert über das Thema Impfen in allen ihren Angeboten zu Früherkennungsuntersuchungen im Kindes-und Jugendalter (U1 bis U9 und J1), denn Früherkennungsuntersuchungen sind gleichzeitig auch Impftermine. „Gerade die Verbesserung des Impfschutzes in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen stellt eine große Herausforderung dar“, erklärt Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. „Die Jugenduntersuchung J1 ist deshalb ein wichtiges Angebot für junge Menschen, um sie für ihre eigene Gesundheit zu interessieren und sie zu motivieren, ihren Impfstatus aufzufrischen.“ Die BZgA hat für Jugendliche selbst und für Fachkräfte Informationsmaterialien rund um das Thema J1 entwickelt, und bietet außerdem ein breites Informationsangebot für Eltern zum Thema Schutzimpfungen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützt lokale und landesweite Strategien, die den Impfstatus von Kindern und Jugendlichen verbessern. Aktuell zur Europäischen Impfwoche 2008 unterstützt die BZgA die landesweite Impfaktion mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 7 und 8 in Thüringen und die Landesimpfkampagne 2008/9 zur Masernbekämpfung in Baden-Württemberg. Diese Zusammenarbeit mit den Bundesländern wird die BZgA schrittweise ausweiten.

Häufig sind Impflücken die Folge von Nachlässigkeit. Im aktuellen Epidemiologischen Bulletin 16/2008 wird über ein Pilotprojekt des Gesundheitsamtes Pfaffenhofen zur Impferinnerung berichtet. Mit diesem“Recall-System“ ist es gelungen, die Impfqoten deutlich zu erhöhen. In manchen Fällen werden Impfungen aber auch bewußt abgelehnt. Die häufigsten Fragen zu Schutzimpfungen und die wissenschaftlich fundierten, allgemeinverständlichen Antworten finden sich auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts und Paul-Ehrlich-Instituts.

Die Europäische Impfwoche ist eine Initiative des Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation. Immer mehr Staaten der WHO-Region Europa haben sich in den vergangenen Jahren daran beteiligt, um zum Beispiel mit Broschüren, Workshops oder Presseaktivitäten das Bewusstsein fürs Impfen zu schärfen und Impfquoten zu erhöhen. In Deutschland sind Impfungen Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenkassen. Bei einer Impfung wird keine Praxisgebühr fällig.

Weitere Informationen:
http://www.rki.de Impfempfehlungen, Impfquoten
http://www.rki.de/impfeinwaende Einwände und Antworten des RKI und des Paul-Ehrlich-Instituts
http://www.j1-info.de Informationsseite zur Jugenduntersuchung und zur Impfauffrischung
http://www.kindergesundheit-info.de Portal für Eltern rund um das Thema Kindergesundheit

http://www.ich-geh-zur-u.de Internetportal zu Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9

Media Contact

Dr. Marita Völker-Albert idw

Weitere Informationen:

http://www.bzga.de/

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