Rostocker veranstalten Tagung zu Risiken von Medikamenten

Am 4. und 5. April 2008 veranstaltet das Institut für Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Rostock das 2. Rostocker Pharmakovigilanz-Seminar. Während der Veranstaltung, die sich an Mediziner, Gesundheitsbehörden, Apotheker und Pharmazeutische Unternehmen gleichermaßen richtet, werden aktuelle Fragen von Risiken und Nebenwirkungen von Arzneimitteln erörtert.

Insbesondere werde darauf eingegangen, welche Möglichkeiten es gibt, unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu vermeiden, so der wissenschaftliche Leiter und Organisator, Professor Dr. Bernd Drewelow. Auch werde die angemessene Aufklärung vernachlässigt. Eine Rostocker Studie ergab, dass drei bis fünf Prozent aller ins Krankenhaus eingelieferten Notfälle auf unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln zurückzuführen seien.

Ärzte und Patienten müssen gleichermaßen für Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten sensibilisiert werden. Für eine verstärkte Aufklärung setzt sich der Rostocker Pharmakologe Professor Dr. Bernd Drewelow ein. Patienten sollten schnell reagieren, wenn sich unerwünschte Nebenwirkungen beim Gebrauch von Medikamenten einstellen. Ärzte wiederum sollten ihre Pflicht besser wahrnehmen, die Patienten über Risiken angemessen aufzuklären. „Es begegnet uns häufig, dass Patienten nicht richtig aufgeklärt wurden“, so Professor Drewelow. Eine von den Rostocker Wissenschaftlern durchgeführte Studie belegt, dass drei bis fünf Prozent der in Notaufnahmen aufgenommen Patienten aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen eingeliefert worden seien, von denen etwa die Hälfte vermeidbar gewesen wäre. Bundesweit sterben jedes Jahr rund 15.000 Menschen an unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten.

Besonders häufige unerwünschte Nebenwirkungen seien zum Beispiel schwere Magenblutungen durch die gleichzeitige Einnahme von Blutverdünnern und Schmerzmitteln etwa durch Patienten mit Herzerkrankungen oder Thrombosen. Rostock ist eines der bundesweit größten Pharmakovigilanzzentren, die sich mit der Untersuchung von Nebenwirkungen beschäftigen. Für die Ergebnisse der Rostocker Studie wurden rund 90.000 Patienten untersucht. Derartige Untersuchungszentren wurden auf Grund der neuen Arzneimittelgesetzgebung eingerichtet, weil unerwünschte Nebenwirkungen ansonsten nicht flächendeckend erfasst werden können. „Normalerweise werden nur fünf bis zehn Prozent aller Fälle von unerwünschten Nebenwirkungen erfasst“, so Professor Drewelow. Pharmakovigilanzzentren dienen auch der Überwachung von neu eingeführten Medikamenten. Professor Drewelow verweist auf sechs Medikamente, die aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen in den vergangenen zwei Jahren vom Markt genommen wurden. Es handelt sich dabei sowohl relativ neue Substanzen, als auch um solche, die schon lange im Handel sind, bei denen aber das hohe Risiko erst nach Jahrzehnten entdeckt wurde. Dies unterstreiche die Notwendigkeit der intensiven Überwachung von Arzneimitteln, so Professor Drewelow.

Ein weiteres Thema des 2. Rostocker Pharmakovigilanz-Seminars sei auch die zunehmende Zahl neuer „Lifestyle-Medikamente“, die von den Patienten gekauft werden, wobei kaum Aufklärung über mögliche unerwünschte Nebenwirkungen stattfinde, so Professor Drewelow. Eingeladen wurden Referenten aus der ganzen Bundesrepublik, unter anderem Vertreter von Bundesbehörden, dem Bundesgesundheitsministerium, der Pharmaindustrie und Mediziner, die sich speziell mit den Nebenwirkungen befassen. Erwartet werden rund 150 Teilnehmer.

Kontakt
Prof. Dr. med. B. Drewelow
Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie
Medizinische Fakultät
Universität Rostock
Schillingallee 70
18057 Rostock
Tel. 03 81/4 94-57 80
Fax 03 81/4 94-57 82
E-Mail: bernd.drewelow@med.uni-rostock.de
Professor Dr. Peter Schuff-Werner
Ärztlicher Direktor
Universitätsklinikum Rostock (AöR)
Schillingallee 35
18057 Rostock
Tel. 0381/4945011

Media Contact

Ingrid Rieck idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

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