Beeinflussen Beziehungserfahrungen Krankheitsverlauf und Heilungschance?

Welchen Einfluss haben frühkindliche Beziehungserfahrungen auf körperliche Erkrankungen bei Erwachsenen? Welche Rolle spielen sie für die Arzt-Patienten-Beziehung? Wie wichtig ist diese für den Therapieerfolg? Wie wirkt sich Einsamkeit auf den Krankheitsverlauf aus?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die „Beziehungsmedizin“, ein noch junges Gebiet der medizinischen Praxis und Forschung. Am 14. und 15. September 2012 veranstalten Wissenschaftler der Universitätskliniken für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik sowie für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie Heidelberg erstmals eine Tagung zu diesem Fachbereich, Thema ist „Bindung in der Medizin – vom Molekül zur Arzt-Patienten-Beziehung“. Als Referenten sind namhafte Wissenschaftler aus Nordamerika, England, Israel, Belgien und Deutschland zu Gast.

Der Kongress findet im Kommunikationszentrum des DKFZ, Im Neuenheimer Feld 280, 69115 Heidelberg, statt und richtet sich an Ärzte, Psychologen, Therapeuten, Pädagogen, Studenten und die interessierte Fachöffentlichkeit. Journalisten sind herzlich eingeladen.

„Dies ist die erste Tagung in Deutschland, die sich aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Fachrichtungen mit dem Einfluss von Beziehungs- und Bindungserleben in der Medizin befasst“, betonen die Organisatoren Professor Dr. Henning Schauenburg, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, und Professor Dr. Marcus Schiltenwolf, Leiter des Fachbereichs Schmerztherapie an der Orthopädischen Universitätsklinik. Die Referenten spannen dabei einen Bogen von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung, von Molekularbiologie über die kindliche Entwicklungspsychologie bis hin zu Stressverarbeitung, Krankheitsverhalten und therapeutischen Interventionen im Erwachsenenalter.
Wer unbewusst davon ausgeht, dass niemand ihm hilft, kann seinem Arzt nicht vertrauen

Grundlage der Beziehungsmedizin ist die sogenannte „Bindungstheorie“ des englischen Kinderarztes und Psychotherapeuten John Bowlby (1907-1990). Sie besagt, dass unsere Erwartungen an eine Beziehung bereits in den ersten zwei Lebensjahren maßgeblich geprägt werden. Diese Beziehungserfahrungen sind u.a. ausschlaggebend dafür, ob jemand feste Bindungen eingehen kann oder Schwierigkeiten damit hat.
Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Erfahrungen auch Einfluss auf Erkrankungsrisiko, Krankheitsbewältigung und das Arzt-Patienten-Verhältnis haben: Wer unbewusst davon ausgeht, dass niemand da ist, wenn er Hilfe braucht, kann seinem Arzt nicht vertrauen.

Beziehungsangebot besser auf Patienten abstimmen

Dazu sagt Dr. Johannes Ehrenthal, Psychologe an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik: „Für die Medizin gibt es bisher drei wichtige Schlussfolgerungen aus der Bindungsforschung: Die Folgen frühkindlicher Beziehungserfahrungen haben weitreichende Auswirkungen auf Krankheitserleben, Gesundheitsverhalten bis hin zur biologischen Stressreaktion bei Erwachsenen. Zweitens ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient bedeutsam für das Gelingen einer Behandlung. Und für die Zukunft ist wichtig, dass wir als Behandelnde unser Beziehungsangebot noch besser auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten abstimmen können.“

Erste Ergebnisse einer Studie mit Schmerzpatienten am Universitätsklinikum Heidelberg, die bei der Tagung vorgestellt werden, unterstreichen diese Folgerungen. Sie weisen darauf hin, dass bei Patienten mit Bindungsunsicherheit Schmerztherapien auf lange Sicht weniger Erfolg haben. Als Risikofaktoren für chronische Schmerzen gelten u.a. gesteigertes Belastungserleben, mangelnde Bewältigungsstrategien und Depressivität, die ebenfalls mit unsicheren Bindungserfahrungen einhergehen können.

Weitere Informationen und Anmeldung auf der Kongresswebsite:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/bindungskongress,
oder beim Kongresssekretariat:
Hanna Kern und Agnete Wolfart
Tel.: 06221 / 56 58 88
E-Mail: Hanna.Kern@med.uni-heidelberg.de oder Agnete.Wolfart@med.uni-heidelberg.de

Ansprechpartner für die Presse, auch für Interviewanfragen:
Dr. phil. Dipl.-Psych. Johannes C. Ehrenthal
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik
Thibautstr. 2
69115 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 58 39
E-Mail: johannes.ehrenthal@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Leiterin Unternehmenskommunikation / Pressestelle
des Universitätsklinikums Heidelberg und der
Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 56-4536
Fax: 06221 56-4544
E-Mail: annette.tuffs@med.uni-heidelberg.de

Julia Bird
Referentin Unternehmenskommunikation / Pressestelle
des Universitätsklinikums Heidelberg und der
Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 56-7071
Fax: 06221 56-4544
E-Mail: julia.bird@med.uni-heidelberg.de

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