Arbeitstagung der Lebensmittelchemiker in Bonn – Die Lebensmittelsicherheit steht im Vordergrund

Die knapp 100 Tagungsteilnehmer werden zehn Fachvorträge und elf Posterbeiträge diskutieren – vom Nachweis von Mineralöl in Lebensmitteln bis zur Frage, was man aus der EHEC-Epidemie im vergangenen Jahr gelernt hat. Abschließend laden die Lebensmittelchemiker zu einem öffentlichen Abendvortrag.

Dr. Annette Rexroth vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz nimmt darin die Lebensmittelsicherheit unter die Lupe: Angesichts der verunsichernden Meldungen über Lebensmittelkrisen und globalen Handels will sie die Frage diskutieren, ob die vorhandenen Regelungen und Maßnahmen zum Risikomanagement ausreichend sind, um die Verbraucher vor gesundheitlichen Schäden und vor Täuschungen zu schützen. Der Vortrag findet von 17:15 Uhr bis 18:15 Uhr im Geografischen Institut der Universität Bonn, Meckenheimer Allee 166, statt.

Der Biochemiker und Toxikologe Dr. Juan Carlos Carrillo von Shell International in Den Haag will in seinem Vortrag „Mineralöl-Übergänge auf Lebensmittel aus toxikologischer Sicht“ aufzeigen, wie Mineralöle in Lebensmittel gelangen und ob sie eine gesundheitliche Relevanz haben. Sie wurden als nicht gesundheitsschädlich betrachtet, bis bei Versuchen mit Mineralölen an Ratten Leberentzündungen und Histiozytose in den Lymphknoten feststellbar waren. Als dann Mineralöle in Lebensmitteln aus Kartonverpackungen, beispielsweise Nudeln oder Reis, nachgewiesen wurden, war das Ende 2010 viele Schlagzeilen wert. Es konnte nachgewiesen werden, dass Mineralöl aus recycelten Kartonpappen über die nicht vollständig zu beseitigenden Druckfarben, beispielsweise aus Zeitungsdruckerzeugnissen, in die Lebensmittel gelangten. Was diese Kohlenwasserstoffe wirklich aus gesundheitlicher Sicht bedeuten, wurde mit toxikokinetischen Studien untersucht. Diese neuesten Human-Studien zeigen, dass die in der Ratte beobachteten Effekte für den Menschen nicht relevant sind. Carrillo möchte in seinem Vortrag die gesamte Entwicklung der chemischen und toxikologischen Betrachtung von Mineralölen in Lebensmitteln darstellen.

Auch über die seit Ende 2011 als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassenen Steviolglykoside (E960), die aus den Blättern der Pflanze Stevia rebaudiana gewonnen werden und intensiv süß schmecken, wird weiterhin viel geforscht. So berichtet Dr. Ursula Wölwer-Rieck, Lebensmittelchemikerin an der Universität Bonn, nicht nur über die Herkunft, die chemischen Strukturen, die Gewinnung und Aufreinigung der Süßstoffe, sondern auch über den aktuellen Stand der Analytik, vor allem über Untersuchungen zur Stabilität der Steviolglykoside in Lebensmitteln.

Aus jedem Lebensmittelskandal lernt man. Ein Beispiel ist die EHEC-Epidemie aus dem vergangenen Jahr. Wie Dr. Olivier Aust vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Krefeld in seinem Beitrag „Lebensmittelassoziierten Bakterientoxinen auf der Spur“ aufzeigt, hat sich die Herangehensweise an Verdachtsfälle, also die Untersuchungsmethodik und die Diagnostik-Strategien, durch interdisziplinäres Zusammenarbeiten der Wissenschaftler auf hohem Niveau verbessert.

Die Tagungen der Regionalverbände der Lebensmittelchemischen Gesellschaft, der größten Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), sollen Lebensmittelchemiker auf den neuesten Stand des Wissens bringen und den Gedankenaustausch fördern. Die GDCh gehört mit rund 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Lebensmittelchemische Gesellschaft mit annähernd 2.800 Mitgliedern. Diese veranstaltet alljährlich den Deutschen Lebensmittelchemikertag – in diesem Jahr vom 10. bis 12. September in Münster.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de/

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