ADHS, Tic und Zwangserkrankungen: Gemeinsam häufige Störungen bewältigen

Mehr als 600 Experten diskutieren vom 9. bis 11. Oktober 2008 bei dem Kongress „Wider das Stigma – ADHS, Tic und Zwang im Spiegel von Gesellschaft und Forschung“ in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) über die drei wichtigen und häufigen Erkrankungen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS), Zwangsstörungen und Tourette-Syndrom, die oft miteinander kombiniert auftreten.

„Ziel der Veranstaltung ist es, erstmals in Deutschland einen umfassenden Überblick über aktuelle Erkenntnisse zu Klinik, Diagnostik, Ursachen und Therapie aller drei Erkrankungen zu geben“, betont Kongresspräsidentin Professorin Dr. Kirsten Müller-Vahl, Oberärztin der MHH-Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie.

„Ziel des Kongresses ist es auch über den ,Zaun' der jeweiligen Störung zu blicken und die Behandlung mit kombiniert auftretenden Störungen voranzubringen“, erklärt PD Dr. Veit Roessner von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Göttingen. PD Dr. Roessner wird beim Kongress neue Untersuchungsergebnisse präsentieren, die belegen, dass Tics – anders als lange Zeit angenommen – keine Kontraindikation für eine Stimulantienbehandlung (beispielsweise mit Methylphenidat) der ADHS darstellt.

Wie wichtig es ist, Lösungen für störungsbildübergreifende Probleme zu finden, betont auch PD Dr. Martin Ohlmeier, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Noll-Krankenhaus, Klinikum Kassel. Er stellt fest, dass „die Entwicklung einer Suchterkrankung häufige Begleiterkrankung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist“.

Die Erforschung alternativer Behandlungsmethoden ist ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses. Professor Dr. Aribert Rothenberger, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Göttingen, berichtet über den Fortgang seiner Untersuchungen, inwieweit Neurofeedback bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS ein hilfreicher Therapiebaustein sein kann. „Neben den Möglichkeiten der psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlung wollen wir auch über operative Therapiemethoden mit Hilfe der Tiefenhirnstimulation informieren, die erst seit kurzem für Patienten mit Tic-Störungen eingesetzt wird und derzeit in einer Studie an der MHH erstmals wissenschaftlich untersucht wird“, ergänzt Professorin Dr. Kirsten Müller-Vahl, Oberärztin der MHH-Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie.

„Ein Kongress, der sich nicht nur mit verschiedenen Erkrankungen beschäftigt, sondern sich zudem an verschiedene Berufsgruppen richtet, bietet für alle Beteiligten – Experten wie Laien – in gleicher Weise eine besondere Gelegenheit zur Weiterbildung und zum Austausch“, betont Kongresspräsidentin Professorin Müller-Vahl. „In der Betreuung von Menschen mit ADHS, Tics und Zwangsstörung ist es von besonderer Bedeutung, Kenntnisse zu allen drei Erkrankungen zu haben, da in der Mehrzahl eine Kombination aus verschiedenen Symptomen besteht. Nur auf der Grundlage eines detaillierten klinischen Wissens ist daher eine angemessene Therapie möglich.“

Media Contact

Stefan Zorn idw

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