4. Jahrestreffen der Seniorexperten Chemie – Dialog zwischen den Generationen fördern

Unter dem Titel „Die Metropolregion Rhein-Neckar als Kraft- und Innovationszentrum“ nimmt die Tagung Bezug auf mehrere Traditionslinien der Chemie, die in der Region ihren Anfang nahmen und nach wie vor intensiv verfolgt werden.

Die dreitätige Veranstaltung, zu der rund 300 Teilnehmer erwartet werden, bietet den Seniorexperten Gelegenheit, Netzwerke zu bilden oder zu pflegen und interessante Vorträge zu den Themen Energie, Ressourcen, Ernährung, Gesundheit und Umwelt zu hören. Am 10 Mai findet zudem eine Postersession mit jungen Chemikern aus Heidelberg, Darmstadt und Kaiserslautern statt, um den Dialog zwischen den Generationen zu fördern.

Die Metropolregion Rhein-Neckar findet unmittelbaren Widerhall im Beitrag von GDCh-Altpräsident Professor Dr. Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger. Das ehemalige Vorstandsmitglied der BASF AG referiert über die Chemiegeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Region. Wobei der Blick keineswegs nur vergangenheitsorientiert ist, sondern auch in die Zukunft gerichtet werden soll. Quadbeck-Seeger versucht im Rahmen seines Vortrags Konzepte zu entwickeln, die auf den Erfolgsgeschichten der Region beruhen. Dabei adressiert er auch Probleme wie das NIH-Syndrom, das Not-Invented-Here-Syndrom, dem schon manch gute Innovation zum Opfer gefallen sein dürfte.

Bereits nach der Eröffnung der Tagung durch den SEC-Vorsitzenden Professor Dr. Horst Altenburg, ehemals Fachhochschule Münster/Steinfurt, hält Professor Dr. Hans Günter Gassen, ehemals TU Darmstadt, einen Vortrag über das vierte Lebensquartal und die Gründe des Alterns. Da die Menschen besonders in den Industrieländern älter werden, z. Zt. steigt das Lebensalter um einen bis zwei Monate pro Jahr an, sagt Gassen einer humanmedizinisch orientierten Chemie eine große Zukunft voraus. Ebenfalls einem medizinischen Thema widmet sich der Beitrag von Professor Dr. Magnus von Knebel Doeberitz, Ärztlicher Direktor des Pathologischen Instituts der Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Tumorbiologie. Er referiert über Virusinfektionen als Krebsauslöser und moderne Krebstherapie. Am Beispiel der humanen Papillomviren zeigt von Knebel Doeberitz, wie krebsauslösende Viren durch zelleigene Kontrollmechanismen in Schach gehalten werden und sich bei Versagen dieser Mechanismen infizierte Zellen in Krebszellen umformen.
Ein weiterer Aspekt des Vortrags sind Ansätze der Krebstherapie durch onkolytische Viren, die, sobald sie aktiviert wurden, Krebszellen zerstören. Der anschließende Vortrag von Professor Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie Heidelberg, befasst sich mit der Tumorbehandlung mittels Schwerionentherapie. Diese wird seit 2009 im Heidelberger Ionenstrahl Therapiezentrum (HIT) u.a. bei Tumoren im Kopfbereich und an der Schädelbasis oder bei Prostata-Karzinomen angewendet.

Eine hochaktuelle Thematik wird im Vortrag von Dr.-Ing. Andreas Fischer, Forschung Elektrochemie, BASF SE, Ludwigshafen, aufgegriffen. Er zeigt in seinem Vortrag, wie die Chemie durch verbesserte und optimal aufeinander abgestimmte Materialen einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung von Batterien in Elektrofahrzeugen liefern kann. Professor Dr. Gerhard Kreysa, ehemals Geschäftsführer der DECHEMA e.V., Frankfurt, beschäftigt sich gleichfalls mit dem Thema Mobilität der Zukunft. Sein Beitrag beleuchtet die Umweltverträglichkeit von Biokraftstoffen, die in Deutschland staatlich subventioniert werden. Da Biokraftstoffe jedoch nur in Ausnahmefällen einen Beitrag zur Minderung des Treibhauseffektes leisten, plädiert Kreysa dafür, die Biomasse zu verstromen und die Elektromobilität zu fördern.

Professor Dr. Peter C. Thieme, Mitglied des Ortskomitees, betont daher zu Recht die thematische Breite der Beiträge. „Von der Vergangenheit bis hin zur Zukunft deckt die SEC-Jahrestagung viele wichtige Themen ab. Industrielles Handeln unter marktwirtschaftlichen Aspekten wird ebenso thematisiert, wie Welternährung, Gentechnik, heterogene Katalyse oder das wichtige Thema Ressourcen und ihre Sicherung für technische Prozesse“, so Thieme.

Die Tagung bietet neben dem wissenschaftlichen Programm auch Unterhaltsames. So beschäftigt sich der Abendvortrag, gehalten von Professor Dr. Adolf Rapp, ehemaliger Leiter des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen, passend zum Tagungsort Bad Dürkheim mit der Chemie des Weines. Ergänzt wird das Rahmenprogramm am zweiten Veranstaltungstag durch eine ausgebuchte Exkursion zur BASF nach Ludwigshafen, deren Abschluss ein Abendvortrag von Dr. h.c. Eggert Voscherau, Aufsichtsratsvorsitzender der BASF SE, über Grundwerte im 21. Jahrhundert bildet. Alternativ kann ein Ausflug nach Speyer wahrgenommen werden.

Der vollständige Ablauf der Tagung kann im Internet unter www.gdch.de/sec2012 eingesehen werden.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ist mit rund 30.000 Mitgliedern eine der größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Die Sektion Seniorexperten Chemie (SEC) ist mit über 6.000 Mitgliedern eine bedeutende Gruppe in der GDCh. Die SEC wurde als Arbeitsgemeinschaft im Oktober 2006 ins Leben gerufen und bietet allen nicht mehr oder nicht mehr voll im Berufsleben stehenden Chemikerinnen und Chemikern die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch. Die Mitglieder der Sektion bringen ihre Erfahrungen in verschiedene Projekte ein, etwa internationaler Austausch, Schulpatenschaften zur Stärkung des naturwissenschaftlichen Unterrichts oder Öffentlichkeitsarbeit für eine bessere Wahrnehmung der Chemie.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de/

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