18. Innovationstag Mittelstand des BMWi

Infektionshemmende Soßen oder einzigartige Kombinationen von Fruchtexoten – die Lebensmittel-Industrie verfügt über ein reichhaltiges Innovationsrepertoire.

Auf dem Innovationstag Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) am 30. Juni in Berlin zeugen diese und einige andere Highlights der Industrieforschung von den wissenschaftlich-technischen Ambitionen der Branche, Qualität und Sicherheit bei der Nahrungsmittelproduktion zu steigern. Gut 150 der insgesamt rund 200 beim Technik-Open Air auf den weiträumigen Freigelände der AiF Projekt GmbH ausgestellten Exponate wurden durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert.

Mit dabei mit einer Marinaden-Neuentwicklung sind die Frankenförder Forschungsgesellschaft mbH für Betriebswirtschaft, Ernährung und ökologischen Landbau (FFG) aus Luckenwalde (Brandenburg), die NABA Feinkost GmbH in Gierstädt bei Gotha (Thüringen) sowie das Institut für Lebensmittelhygiene an der Freien Universität Berlin. „Mit Hilfe neuartiger Emulsionsmarinaden, denen Bakteriophagen zugesetzt sind, untersuchen wir, wie Campylobacter, vom Tier zum Menschen übertragende Zoonoseerreger, im Hähnchenfleisch reduziert werden können“, berichtet Dipl.-Agraring. und FFG-Geschäftsführerin Doreen Sparborth. Die am ZIM-Projekt beteiligten Einrichtungen befassen sich mit dem Einsatz spezifischer Bakterienviren (Bakteriophagen), um so gezielt gegen Campylobacter-Bakterien in Geflügelfleisch-Zubereitungen vorgehen zu können.

Neben Salmonellen sind durch diese Bakterien verursachte Infektionen die häufigste Ursache für Magen-Darm-Erkrankungen beim Menschen. Die Entwicklung einer neuartigen Marinade mit einem erhöhten Anteil dieser „Bakterienfresser“ soll dafür sorgen, dass sich diese an die Durchfallerreger anheften und sie so durch eine Lyse, d. h. Zellauflösung, von außen eliminieren. Auf diese Weise könnte sich die Infektionsgefahr für den Verbraucher reduzieren, so Doreen Sparborth. Ihren Worten zufolge ließe sich das Verfahren auf weitere Lebensmittel und deren spezifische Erreger ausdehnen.

Sicherheitshülle für Pralinen
Um „sichere“ Lebensmittel geht es ebenso bei einem auf dem Innovationstag in Berlin vorgestellten Kooperationsprojekt der Rengsdorfer Winkler und Dünnebier Süßwarenmaschinen GmbH mit der TU Dresden. Durch simultan dosierte Unterschalen werden Pralinen mit „kritischen Füllungen“ – dazu zählen Liköre und Weinbrände – im Herstellungsprozess faktisch „verstärkt“. Mit Alkohol versehene Süßwaren etwa halten nur sehr begrenzt. Sie trocknen rasch aus, verlieren an Härte und Glanz. Das neue Triple-Shot-Verfahren sorgt für eine zusätzliche Umhüllung als Barriereschicht zwischen Hülse und Füllung. Die mit solchen Doppelschalen ausgestatteten Pralinen sind jetzt wesentlich lagerbeständiger und behalten länger Aussehen und Geschmack.
12 ZIM-Millionen für mittelständische Lebensmittelforschung
Diese und andere Forschungserfolge in Form neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen haben eine gemeinsame „Vaterschaft“: das ZIM-Programm – ein in Europa einzigartiges Förderinstrument für mittelständische Kooperationsforschung (KOOP), einzelbetriebliche Projekte (SOLO) und Unternehmensnetzwerke (NEMO). Im Juli 2008 aufgelegt, zeugen inzwischen weit über 18.000 Anträge – davon wurden über 13.000 bewilligt – von der außerordentlich starken Nachfrage im gesamten Bundesgebiet. Insgesamt 111 Vorhaben gehen auf das Konto von Betrieben und Forschungseinrichtungen im Bereich der Nahrungs-, Futtermittel- sowie Getränke- bzw. Genussmittelherstellung. Die bewilligten Zuwendungen belaufen sich auf knapp 12 Mio €. Im laufenden Jahr wurden bereits rund 550.000 € ausgezahlt.
2010 wurden insgesamt rund 6.500 ZIM-Innovationsprojekte mit 800 Mio. € bewilligten Fördermitteln angeschoben. Allein das von der AiF Projekt GmbH als Projektträger von ZIM-KOOP verantwortete Modul brachte es auf 4.300 neue Vorhaben. Diese Dynamik soll mit der Technologieoffensive fortgeschrieben werden. Erklärtes Ziel im BMWI ist es, bis 2013 den Technologiehaushalt von zuletzt 2,3 auf 2,8 Mrd. € zu erhöhen – eine Verdopplung binnen zehn Jahren. In diesem Rahmen soll auch die Mittelausstattung für ZIM von 313 Mio. € im Jahr 2010 auf geplant 528 Mio. € steigen.

Umfragen unter den ZIM-Teilnehmern weisen aus: Ein Förder-Euro generiert in drei Jahren nach Projektabschluss 12 € Umsatz. Pro Projekt werden im Durchschnitt fünf Arbeitsplätze neu geschaffen und zehn erhalten.

Zahnfreundliches Fruchtpulver
Dass Fruchpulver auf einer Innovationsmesse durchaus seinen Platz hat, beweist ein ZIM-Projekt, bei dem die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising und die biozoon GmbH, Bremerhaven, an einem Strang ziehen. Ihr gemeinsames Neuprodukt FRUPU ist ein auf biotechnologischem Wege gewonnenes, innovatives Fruchtpulver, dessen Zuckergehalt gegenüber herkömmlichen Rohstoffen stark verringert ist. Saccharose und Glucose werden mit einem fermentativen Verfahren auf der Basis von Milchsäurebakterien entfernt. Nach Angaben der Entwickler lässt sich das zahnschonende und kalorienreduzierte Pulver etwa als Grundlage für zuckerfreie Hartkaramellen, Kaugummi und Kaubonbons für Kinder nutzen.
„Allheilmittel“ Gojibeere
Gojibeeren gelten in China seit Jahrtausenden wegen ihrer zahlreichen Wirkstoffe als „Allheilmittel“. Die Becker GmbH & Co. Eislebener Fruchtsaft OHG hat in Kooperation mit der Hochschule Anhalt (FH) in Köthen diese in unseren Breiten kaum bekannte Wildfrucht wiederentdeckt. Die neuen und vor allem gesunden Säfte, Drinks oder Fruchtkonzentrate sind „Kombis“ aus der ernährungsphysiologisch einmaligen Gojibeere sowie der polyphenolreichen Kornelkirsche. Auch diese Neuentwicklung ist in Berlin demnächst zu sehen.
Kontakt: AiF Projekt GmbH, Tschaikowskistraße 49, 13156 Berlin. Öffentlichkeitsarbeit: Lothar Braun, Tel: 030 48163-3,
info@aif-projekt-gmbh.de, www.aif-projekt-gmbh.de
www.zim-bmwi.de/veranstaltungen/innovationstag/18.-innovationstag
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Gerolf Päckert Checkpoint-Media

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