Süd-Chemie und Linde starten Produktion klimafreundlicher Biokraftstoffe

Die Süd-Chemie AG, ein weltweit führender Katalysatoren- und Adsorbentienhersteller, und The Linde Group, ein weltweit führendes Gase- und Engineeringunternehmen, haben in München die Herstellung klimafreundlicher Biokraftstoffe aus Lignozellulosen gestartet.

Im Beisein des EU-Kommissars für Energie und Transport, Andris Piebalgs, und Bayerns Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, Martin Zeil, wurde am 27. April 2009 am Forschungsstandort der Süd-Chemie in München-Obersendling eine Pilotanlage eingeweiht. Diese Pilotanlage wird bis zu zwei Tonnen des Kraftstoffs Bioethanol aus Getreidestroh im Jahr herstellen.

Bei dem von Süd-Chemie und Linde entwickelten Verfahren werden aus zellulosehaltigen Pflanzenbestandteilen, wie etwa Weizen- und Maisstroh, mit Hilfe von biotechnologisch hergestellten Enzymen Biokraftstoffe wie Ethanol gewonnen. Die Partnerunternehmen dieser bislang einzigartigen Allianz ergänzen sich hervorragend: Während das Know-how der Süd-Chemie im Bereich der Biokatalysatoren und der Bioprozesstechnik liegt, verfügt Linde mit seiner Tochtergesellschaft Linde-KCA-Dresden über weitreichende Erfahrung in der großtechnischen Umsetzung chemischer und biotechnologischer Herstellungsverfahren. Diese Biokraftstoffe der zweiten Generation weisen laut Experten gegenüber heute bereits genutzten Biokraftstoffen der ersten Generation, wie dem Biodiesel aus Rapsöl, eine deutlich verbesserte Klima- und Energiebilanz auf, da beispielweise ihr CO2-Einsparungspotenzial höher ist. Weiterhin stehen Biokraftstoffe der zweiten Generation nicht in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln.

Die EU-Kommission verspricht sich von Biokraftstoffen der zweiten Generation einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Energiepolitik. Diese Biokraftstoffe stellen eine Form erneuerbarer Energie dar, mit der gerade im Verkehrbereich die starke Erdölabhängigkeit nachhaltig reduziert werden kann. Das neue EU-Gesetzespaket zur Klima- und Energiepolitik fördert Biokraftstoffe der zweiten Generation daher besonders.

Die nun eingeweihte Pilotanlage bildet im verkleinerten Industriemaßstab den kompletten integrierten Herstellungsprozess ab, um Stroh in Bioethanol umzuwandeln. Mit dem Bau einer größeren Demonstrations-Anlage zur Produktion von einigen tausend Tonnen Bioethanol im Jahr soll bereits in Kürze begonnen werden. Bayerns Wirtschaftsminister Zeil: „Biokraftstoffe sind ein bedeutendes Zukunftsthema. Die Pilotanlage ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur ,Bio-Raffinerie', in der Chemikalien unter Einsatz moderner biotechnologischer Methoden aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden. Idealerweise werden dabei alle Inhaltstoffe der Pflanze als Nebenprodukte verwertet. Ich würde es begrüßen, wenn sich Süd-Chemie und Linde auch bei der Demonstrationsanlage für einen Standort in Bayern entscheiden.“

Marktfähige Großanlagen zur industriellen Herstellung von Biokraftstoffen der zweiten Generation aus Getreidestroh oder anderen zellulosehaltigen Reststoffen rücken so in greifbare Nähe. Potenziellen Kunden wie Ethanolherstellern, Firmen der Mineralölindustrie oder anderen Unternehmen aus dem Industrie- und Agrarsektor sowie Investoren steht eine leistungsfähige Partnerschaft für die Planung und den Bau dieser Anlagen weltweit zur Verfügung.

Edgar Binnemann, Finanzvorstand der Süd-Chemie AG sagte: „Der Start der Technikumsanlage zeigt die konsequente Umsetzung der Strategie der Süd-Chemie, auf Basis unserer breiten Expertise in Biokatalyse und Bioprozesstechnik nachhaltige ökologische Herstellungsverfahren für klimafreundliche Biokraftstoffe wirtschaftlich effizient zur Marktreife zu entwickeln.“

Dr. Aldo Belloni, Mitglied des Vorstands der Linde AG erklärte: „Mit unserem Know-How und der langjährigen Erfahrung in der Produktion von klimafreundlichen Kraftstoffen leisten wir einen wichtigen Beitrag für eine zukünftige emissionsarme Energieversorgung. Wir freuen uns, dass wir nun mit dem Start dieser innovativen Technikumsanlage Biokraftstoff nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig herstellen können.“

Über Biokraftstoffe der zweiten Generation
Die heute bereits gängigen Biokraftstoffe der ersten Generation werden ausschließlich aus öl- bzw. stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzenbestandteilen hergestellt, beispielsweise Biodiesel aus Rapsöl oder Bioethanol aus Stärke oder Zucker. Bei der Herstellung von Biokraftstoffen der zweiten Generation hingegen werden nicht die stärke- bzw. ölhaltigen, sondern nur die zellulosehaltigen Bestandteile der Pflanze genutzt. Auf diese Weise erhält man mehr Treibstoff durch die höhere energetische Ausbeute. Zudem konkurriert der Treibstoff nicht mit Nahrungs- oder Futtermitteln, weil die stärkehaltigen Pflanzenbestandteile, wie zum Beispiel das Maiskorn, weiterhin für die Nahrungsmittelproduktion verwendet werden können. Biokraftstoffe der zweiten Generation sind zudem klimafreundlicher als Treibstoffe aus fossilen Energieträgern wie Erdöl oder Erdgas, weil die Pflanze während des Wachstums der Atmosphäre exakt die Menge des Klimagases Kohledioxid entzieht, die später beim Verbrennen in Motoren wieder freisetzt wird. Die Einführung klimafreundlicher Biokraftstoffe der zweiten Generation wird durch gesetzliche Rahmenbedingungen in den USA und der EU gefördert. In den USA schreibt ein Ende 2007 beschlossenes Gesetz vor, dass bis 2022 etwa 15 Prozent des jährlichen US-Benzinverbrauchs (heute: 137 Mrd. Liter) mit Biokraftstoffen substituiert werden sollen, knapp 60 Prozent davon basierend auf lignozellulosehaltigen Reststoffen. Die vom EU-Parlament im Dezember 2008 verabschiedete Richtlinie Erneuerbare Energien schreibt bis 2020 einen Mindestanteil von 10 Prozent an erneuerbaren Energieträgern im Verkehr zum Güter- und Personentransport vor. Das derzeit in der EU jährlich anfallende überschüssige Getreidestroh wäre mehr als ausreichend, um dieses EU-Substitutionsziel von 10 Prozent durch Bioethanol der zweiten Generation zu decken.

Über Süd-Chemie
Die Süd-Chemie (www.sud-chemie.com) ist ein in Deutschland börsennotiertes (WKN: 729 200) weltweit tätiges Spezialchemieunternehmen mit Sitz in München. Wesentliche Märkte des Unternehmensbereichs Adsorbentien sind die Konsumgüter-, Verpackungs-, Gießereiindustrie sowie die Wasserbehandlung. Produkte des Unternehmensbereichs Katalysatoren bieten unter anderem Lösungen für die Chemie-, Petrochemie- und Raffinerieindustrie, die Energie-speicherung, Wasserstoffproduktion und Abluftreinigung. Gemeinsamer Nenner aller Produkte und Leistungen der Süd-Chemie ist der effiziente und schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen zur Schaffung von mehr Lebensqualität für Mensch und Umwelt. Die Süd-Chemie erzielte 2008 einen Konzernumsatz von knapp 1,2 Mrd. Euro, davon 80 Prozent im Ausland. Ende März 2009 beschäftigte der Konzern über 6.300 Mitarbeiter in weltweit 80 Produktions- und Vertriebsgesellschaften.

Über Linde Group und Linde-KCA
The Linde Group ist ein weltweit führendes Gase- und Engineeringunternehmen, das mit annähernd 52.000 Mitarbeitern in etwa 100 Ländern vertreten ist und im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 12,7 Mrd. Euro erzielt hat. Die Strategie der Linde Group ist auf ertragsorientiertes und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet. Der gezielte Ausbau des internationalen Geschäfts mit zukunftsweisenden Produkten und Dienstleistungen steht dabei im Mittelpunkt. Linde handelt verantwortlich gegenüber Aktionären, Geschäftspartnern, Mitarbeitern, der Gesellschaft und der Umwelt – weltweit, in jedem Geschäftsbereich, jeder Region und an jedem Standort. Linde entwickelt Technologien und Produkte, die Kundennutzen mit einem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung verbinden.

Die Linde-KCA-Dresden GmbH, eine Konzerngesellschaft der Linde Group, ist ein führender Anbieter für Planung und Bau von Chemie-, Gas-, Biotechnologie- und Pharmazieanlagen.

Für weitere Informationen:
Linde AG
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Uwe Wolfinger
Telefon: +49.89.35757-1320 Linde AG
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