Radar ortet Windenergie
Wenn Rotorblätter das Militär irritieren
Gewitter. Es kracht, ein greller Blitz erleuchtet den wolkenschweren Nachthimmel. Er schlägt in die Blattspitze einer ENERCON Windenergieanlage ein. Doch die Anlage übersteht diese Naturgewalt schadlos. Der Blitzableiter aus Aluminium, der die Blattkanten wie ein Käfig umfängt, hat den Blitz bis zur Gondel weitergeleitet und die an der Gondelverkleidung installierten Blitzableiter haben den Blitz den Turm hinab bis ins Erdreich gelenkt.
Bis vor etwa zehn Jahren waren Blitzableiter in Rotorblättern noch keine Selbstverständlichkeit. Damals hatte man sich auch noch nicht vorstellen können, dass die Rotorblätter einer Windenergieanlage einmal die Radaranlagen des Militärs beeinflussen könnten.
Radar ist die Abkürzung für Radio Detection and Ranging. Also ein funktechnisches Mittel zur Erfassung von Gegenständen nach Richtung, Entfernung und Höhe zum Zwecke der Ortsbestimmung. Die Funkortung basiert auf dem Reflexionsprinzip. Danach werden von einer Station ausgestrahlte elektromagnetische Wellen von metallischen Hindernissen reflektiert und können über eine Antenne wieder empfangen werden. Durch die Reflexion lässt sich sogar bestimmen, welche Entfernung der metallene Reflektor vom Radar hat. Aus der Laufzeit der Signale und der Stellung der Antenne lässt sich die Entfernung und Relativrichtung des reflektierenden Objektes bestimmen. Auf diese Weise werden auch terroristische Flugzeuge ausfindig gemacht. Aber auch Windenergieanlagen.
In Deutschland existieren vier Radaranlagen der Bundeswehr vom Typ Hughes Air Defense Radar (HADR). Eine davon steht in Brockzetel (Ostfriesland). Allein mit der rotierenden Riesenantenne in Brockzetel lässt sich der komplette Luftraum bis nach Berlin überwachen. Der gerichtete elektromagnetische Strahl prallt von Widerständen wie Bäumen und Häusern ab. Ob er dabei absorbiert oder reflektiert wird, das hängt vom atomaren Aufbau der jeweiligen Struktur ab, auf die er trifft.
Die in den Rotorblättern enthaltenen Metallteile reflektieren die elektromagnetischen Wellen und ein bestimmter Bereich hinter den Windenergieanlagen ist damit für das Militär wie ein toter Winkel auf dem Monitor.
Um diesem Problem beizukommen, arbeitet die ENERCON Entwicklungsabteilung an einer Lösung. Zusammen mit Dr. Freye von der European Aeronautic Defence and Space Company EADS ist man bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass die Einhaltung eines bestimmten Abstands zwischen den Anlagen das Problem reduzieren kann.
Außerdem wird bei EADS in Bremen ein Teststück eines E-40 Blattes bestrahlt und vermessen. Dabei werden verschiedene Blitzschutzsysteme auf Radartauglichkeit untersucht. Wenn dann auch noch gute Blitzschutzeigenschaften nachgewiesen werden, besteht die Möglichkeit, an Radar-kritischen Standorten die Rotorblätter entsprechend vorzubereiten.
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