Der Wald der Zukunft

Trockenresistente Eichenarten, wie sie im Mittelmeerraum vorkommen, sind an diese Bedingungen besser angepasst als unsere heimischen Buchen und Eichen. Daher versucht das im Rahmen der LOEWE Initiative gegründete Forschungszentrum „Biodiversität und Klimawandel“ diese Arten jetzt auch hier heimisch zu machen.

Aktuellen Klimaszenarien zufolge werden sich in den kommenden 50 bis 100 Jahren zunehmend extrem trockene und heiße Sommer wie in 2003 mit ungewöhnlich niederschlagsreichen Jahren abwechseln. Das hat auch Folgen für den Wald: Die in Deutschland zahlreichen Buchenwälder könnten immer mehr durch Eichenwälder abgelöst werden. An jetzt schon sehr trockenen Standorten werden aber auch unsere mitteleuropäischen Eichenarten Probleme mit dem Aufwuchs bekommen.

Die Forstwirtschaft muss deshalb alternative Modelle entwickeln, die an Klimaszenarien im lokalen Maßstab angepasst sind. In einem Kooperationsprojekt der Goethe Universität mit dem Forschungsinstitut Senckenberg (FIS), dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und der ECT Flörsheim GmbH werden daher trockenresistentere Eichenarten aus dem süd- und südosteuropäischen Raum angepflanzt um zu prüfen, ob sie als hiesige Waldbäume tauglich sind.

„Bereits jetzt ist die Wiederaufforstung von bestehenden Eichenwäldern in der südhessischen Rheinebene durch die Grundwasserabsenkungen in den vergangenen Jahrzehnten stark bedroht“, erklärt Prof. Wolfgang Brüggemann. Der Ökophysiologe ist Leiter des Teilprojekts „Wald der Zukunft“, das im Rahmen des LOEWE-Forschungszentrums „Biodiversität und Klima“, das vom Land Hessen finanziert wird. Brüggemann macht darauf aufmerksam, dass nicht nur der gesunkene Grundwasserspiegel, sondern auch die zu erwartende Ausbreitung von Schadinsekten – begünstigt durch höhere Wintertemperaturen – die mitteleuropäischen Waldbäume schädigen werden.

Blieben künftig ganze Flächen auf Trockenstandorten waldfrei, würde dies zusätzlich den Grundwasserspiegel belasten, was besonders für das Rhein-Main-Gebiet mit seinem wachsenden Trinkwasserbedarf vermieden werden sollte.

Nach der erfolgreichen Anlage einer Versuchsfläche im Botanischen Garten der Universität im vorigen Jahr werden nun in Feldversuchen auf Versuchsflächen im Raum Lampertheim (Südhessen) und im Stadtwald Rüsselsheim trockenresistentere Eichenarten aus dem süd- und südosteuropäischen Raum angepflanzt: die wintergrüne Steineiche (Quercus ilex aus Frankreich), zwei wintergrüne Eichen-Hybriden (Q. x turneri und Q. x hispanica) und die laubwerfenden Arten Flaumeiche (Q. pubescens vom Kaiserstuhl) und Ungarische Eiche (Q. frainetto aus Südosteuropa).

Durch die gezielte Anpflanzung solcher Arten kann das natürliche Vordringen wärme- und trockentoleranterer Waldbäume nach Norden in der Folge des Klimawandels beschleunigt werden. Die Forscher erwarten, dass sich dann – anders als bei der Pflanzung völlig gebietsfremder Baumarten, wie zum Beispiel der nordamerikanischen Douglasfichte – auch zügig stabile Ökosysteme bilden. Denn ist der Wald erst einmal da, wandern auch die Tier- und Pflanzenarten nach, die sich dort heimisch fühlen.

Die beteiligten Kooperationspartner sind hessische Landeseinrichtungen wie die Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) und das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie, sowie als Nutzer des Grundwassers Hessenwasser GmbH und als Nutzer des Waldes Hessen-Forst und die Stadt Rüsselsheim.

Informationen:
Prof. Wolfgang Brüggemann,
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Biologie Campus,
Tel.: (069) 798-24745, W.Brueggemann@bio.uni-frankfurt.de.
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