Umweltbewusster Badespaß: Gute Wasserqualität auch ohne Chlor

Es kann ein Rekordjahr werden für die deutschen Schwimmbäder. Die Temperaturen klettern über 30 Grad. Wer kann, sucht den Sprung ins kühle Nass.

Für viele Wasserratten stellen Naturfreibäder eine umweltbewusste Alternative zu gechlorten Becken dar. Doch um hygienische Standards sicher zu stellen, muss auch ihr Wasser gereinigt werden. Denn mit den Menschen gelangen auch Keime und Bakterien ins Bad. Pflanzen sind hierbei natürliche Filter.

Die Materialforschungs- und -prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar will am Beispiel des Naturbadesees im Feriendorf Eisenberg „Günter Richta“ in Kirchheim (Hessen) der Landeshauptstadt Hannover untersuchen, wie Verunreinigungen mit den pflanzlichen Helfern bestmöglich beseitigt werden können. Gleichzeitig soll mit Hilfe der Firma Polyplan aus Bremen ein Konzept für ein Nullenergie-Bad entstehen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt mit rund 100.000 Euro.

Für DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde fördert das Vorhaben den „gesunden und umweltschonenden Badespaß“. Naturnahe Schwimmbecken und Badeseen sind künstlich geschaffene, aber den Prinzipien der Natur nachempfundene Ökosysteme. Neben einem Nutzungsbereich, in dem Besucher ihre Bahnen ziehen können, bestehen sie auch immer aus einem Aufbereitungsbereich für das Badewasser. Keime und andere Stoffe, die durch Menschen und Tiere ins Wasser gelangen, werden hier auf natürliche Weise herausgefiltert. „Chemikalien, die etwa Binde- und Schleimhäute reizen können, kommen nicht zum Einsatz“, erklärt Dr. Ernst-Peter Kulle von der Materialforschungs- und -prüfanstalt Weimar. „Bei der Hygiene dürfen aber keine Abstriche gemacht werden“, betont Kulle. Daher gelte es, das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher biologischer Faktoren genau zu analysieren.

Modellhaft wird dies nun am Beispiel des Naturbadesees im Feriendorf Eisenberg in Kirchheim realisiert. Der Badesee wird momentan ganz neu angelegt. Damit gebe es eine gute Ausgangsposition, das Gewässer von Beginn an zu beobachten. Über zwei Jahre wollen Kulle und sein Team Wasserproben entnehmen und untersuchen, wie sich äußere Faktoren auf die Wasserqualität auswirken und wie diese optimal sichergestellt werden kann. Die Forscher wollen mit den Untersuchungsergebnissen eine Basis liefern, mit deren Hilfe pflanzliche Filtersysteme für Naturbadeseen künftig besser angelegt werden können. Und sie gehen davon aus, dass sich bei kommenden Bauvorhaben besser berechnen lässt, wie sich ein Gewässer bei verschiedenen äußeren Einflüssen verhält – etwa wechselnden Besucherzahlen oder Regengüssen.

Doch alles regelt die Natur nicht von allein. Damit das aufbereitete Wasser wieder in den Nutzungsbereich gelangt, ist eine mit Elektromotor betriebene Pumpe von Nöten. Die Energie dafür soll im Feriendorf Eisenberg ein Solargenerator liefern. Ziel ist, gemeinsam mit der Firma Polyplan ein Nullenergie-Bad zu verwirklichen. Damit will man zeigen, dass ökologisch sinnvolle Konzepte ökonomisch tragbar sind. Denn in einigen Naturfreibädern stimmt die Idee vom umweltschonenden Badevergnügen noch nicht mit der Energiebilanz überein.

In Kirchheim sollen die Ergebnisse des Projektes auch für die Umweltbildung genutzt werden. Schulklassen und Freizeitgruppen, die das Feriendorf regelmäßig besuchen, können sich künftig praxisnah mit den Themen Gewässerverunreinigung und Gewässerschutz beschäftigen. Geplant sind zum Beispiel eigene kleine Untersuchungen, mit denen Kinder auf spielerische Weise Stoffkreisläufe in der Natur erleben und verstehen. Für Brickwedde entsteht damit in Kirchheim „ein auf vielfältige Weise vorbildhaftes Naturfreibad“.

Media Contact

Franz-Georg Elpers idw

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