Der letzte Tanz der Birkhühner?

Das Birkhuhn ist ein „komischer“ Vogel – zumindest während der Balz! Anfang April treten die Hähne in der Morgendämmerung auf den Balzplatz und singen ihr Liebeslied. Der Song hat nur zwei Strophen: Erst wird gekullert, dann geblasen, was ein bisschen wie Gurgeln und Zischen klingt. Die gefiederten Sänger sind auch kreative Tänzer. Beim Kullern trippeln sie mit elegant gefächerten Schwanzfedern und abgespreizten Schwingen über den Balzplatz. Um den Hennen zu imponieren, präsentieren sie dann zischend ihren hohen Flattersprung.

„Leider ist der eindrucksvolle Balztanz der Birkhühner zu einem seltenen Erlebnis geworden“, bedauert Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. „Durch das Trockenlegen von Flachmooren und Feuchtwiesen und den Rückgang der Heidegebiete verliert das Birkhuhn seinen Lebensraum. Die letzten rund 200 Birkhühner Norddeutschlands stehen vor dem Aus.“

Wie dramatisch der Rückgang einer einzelnen Population bereits fortgeschritten ist, belegen die aktuellen Ergebnisse von Privatdozent Dr. Gernot Segelbacher, der, ausgezeichnet mit dem Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung, an der Universität Freiburg lehrt und forscht. Für seine Untersuchungen hat er die letzten noch lebenden Birkhuhnvorkommen in der Lüneburger Heide genetisch untersucht und mit historischen Präparaten aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen verglichen. Neben Museumsmaterial hat Dr. Segelbacher auch Feder von ausgestopften Tieren analysiert, die Jäger und Sammler ihm zur Verfügung gestellt haben.

„Das Ergebnis ist eine letzte Warnung“, betont der Wissenschaftler. „Die genetische Vielfalt der heutigen Birkhühner hat sich mit der Abnahme der Bestände deutlich reduziert.“ So weisen die noch lebenden Tiere in der Lüneburger Heide eine deutlich geringere genetische Vielfalt gegenüber dem Vorkommen der 1960er und -70er Jahre auf.

Der vergangene Winter mit lang anhaltender, geschlossener Schneedecke hat den Birkhühnern dagegen wenig ausgemacht. „Im Gegenteil“, so Segelbacher. „Birkhühner sind perfekt an diese Bedingungen angepasst. Bei Bedarf ziehen sie sich einfach in Schneehöhlen wie in einen Iglu zurück.“ Mögliche Fressfeinde wie der Fuchs hatten in diesem Jahr wegen der hohen Schneedecke Probleme, Birkhühner zu erbeuten.

„Damit der Balz-Tanz der Birkhühner nicht eines Tages zum Toten-Tanz wird, müssen in Zukunft die Lebensräume der seltenen Hühnervögel erhalten werden“, fordert Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.

Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278, E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de

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Eva Goris idw

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