Klimaschutz und nachwachsende Rohstoffe

Vytas Huth (li) und Erik Schenzle in den Rohrkolbenbeständen auf der Untersuchungsfläche bei den Vorbereitungen der Messungen am frühen Morgen (Foto: Anke Günther)

Die extensive landwirtschaftliche Nutzung von wiedervernässten Niedermooren hat keinen direkten negativen Einfluss auf ihre Klimabilanz. Durch die Wiedervernässung selber kann jedoch die Abgabe von großen Mengen Klimagasen vermieden werden.

Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Rostock in der aktuellen Onlineausgabe des international renommierten Fachblatts „Global Change Biology Bioenergy“.

Moore sind sensible Ökosysteme, die im natürlichen Zustand große Mengen Kohlendioxid speichern können. Um sie landwirtschaftlich nutzen zu können, muss in den meisten Fällen der natürlicherweise hohe Wasserstand künstlich abgesenkt werden. Dadurch mineralisiert der Torf und es werden große Mengen Kohlendioxid und Lachgas freigesetzt. Daher steuert der große Anteil entwässerter Moore einen deutlichen Beitrag zur Klimabilanz Mitteleuropas bei.

Vor diesem Hintergrund entstand vor einigen Jahren das Konzept der „Paludikultur“. Hierbei handelt es sich um torfschonende Bewirtschaftung von Mooren bei hohen Wasserständen. Inzwischen wurde Paludikultur als alternative Bewirtschaftungsmöglichkeit in viele internationale Abkommen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen übernommen.

Ein besonders vielversprechender Ansatz solch einer nassen Bewirtschaftung betrifft die Nutzung von Röhrichtpflanzen zur Gewinnung von Bioenergie. Der konventionelle Anbau von Energiepflanzen auf entwässerten Mooren wird heute kritisch bewertet, da die aus dem Boden freigesetzten Treibhausgase schnell die möglichen Einsparungen übersteigen können. Zudem geht die Entwässerung von Mooren mit großen Kosten einher, währenddessen der Bedarf an Flächen zum Anbau von Energiepflanzen durch den europaweiten Ausbau von Bioenergie steigt.

Moorpflanzen haben in vielen Fällen einen deutlichen Einfluss auf den Treibhausgashaushalt. Die Rostocker Forscher untersuchten deswegen in einem vom BMBF im Rahmen der Fördermaßnahme „FONA – Forschung für Nachhaltiges Landmanagement“ geförderten Projekt, ob eine Nutzung der alternativen Energiepflanzen Schilf, Rohrkolben und Sumpfsegge den Treibhausgashaushalt eines bereits vor mehr als 15 Jahren wiedervernässten Niedermoors verändert. Dazu simulierten sie eine extensive Schnittnutzung.

Während eines Untersuchungszeitraums von zwei Jahren wurde regelmäßig der Treibhausgasaustausch in Beständen der drei Pflanzen analysiert. Auf der Hälfte der Untersuchungspunkte entfernten sie die oberirdische Biomasse einmal jährlich um eine Schnittnutzung zu simulieren.

Die Forscher stellten fest, dass die Schnittnutzung keinen Effekt auf die Höhe der Kohlendioxid-, Methan- und Lachgas-Flüsse hatte. Gleichzeitig konnten sie nachweisen, dass die negativen Effekte der jahrelangen Entwässerung auf die Treibhausgasbilanz im Untersuchungsgebiet durch die Wiedervernässung gestoppt werden konnten.

Nach Einschätzung der Forscher könnten durch Wiedervernässung allein in Norddeutschland 2.8 – 8.5 Mt CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart werden. Auf diesen Flächen könnte dann durch den Anbau von Energiepflanzen ein weiterer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

Publikation:
Günther A, Huth V, Jurasinski G, Glatzel S (2014) The effect of biomass harvesting on greenhouse gas emissions from a rewetted temperate fen. Global Change Biology Bioenergy.

Kontakt:
Anke Günther
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Landschaftsökologie und Standortkunde
Tel.: +49 381 498-3232
Mail: anke.guenther@uni-rostock.de

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Ingrid Rieck Universität Rostock

Weitere Informationen:

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