Kinderwunsch beim Sumatra Nashorn

Maßnahmen zur Geburtensteigerung können das kleinste Nashorn der Welt vom Aussterben retten. Foto: Petra_Kretzschmar/IZW

Ein Konsortium internationaler Wissenschaftler hat die historische Entwicklung der Sumatra-Nashörner auf Borneo untersucht. Laut der Studie ist neben der Wilderei die geringe Fortpflanzung der Weibchen für den derzeitigen Rückgang der Nashörner verantwortlich.

„Die Weibchen finden in den kleinen isolierten Restpopulationen keinen Paarungspartner“, erklärt Petra Kretzschmar, Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). „Sie werden seltener trächtig und bilden vermehrt Geschwülste in ihrem Reproduktionstrakt aus“.

Die Forscher weisen darauf hin, dass sofort gehandelt werden muss, um das Sumatra-Nashorn noch zu retten. Intensive Schutzmaßnahmen ihrer Lebensräume alleine reichen nicht mehr aus. Nur die Kombination mit Maßnahmen zur Steigerung der Geburtenrate kann der Art noch helfen. Die Forscher empfehlen Populationen von weniger als 15 Individuen in geschützte Gebiete umzusiedeln, um ihre Verpaarungschancen zu erhöhen. Hier sollten sie regelmäßig untersucht und die Fruchtbarkeit und Empfängnis mittels veterinärmedizinischer Methoden optimiert werden.

Für die Studie verglichen die Wissenschaftler aktuelle mit historischen Daten zum Borneo-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis harrissoni), einer Unterart des Sumatra-Nashorns. Die Forscher nutzten mathematische Modelle, um den Rückgang der Nashornpopulation im Tabin-Wildreservat (TWR) im malaysischen Bundesstaat Sabah auf Borneo zu rekonstruieren. Ergänzt wird die Studie durch Untersuchungen zur Habitatnutzung. Hierzu wurden Daten, die über einen Zeitraum von 13 Jahren erhoben wurden, analysiert und die Eigenschaften identifiziert, die den bevorzugten Lebensraum der Nashörner beschreiben.

Vom Sumatra-Nashorn existieren heute noch zwei Unterarten. Das Borneo Nashorn kommt in den Bundesstaaten Sabah (Malaysia) und Kalimantan (Indonesien) auf Borneo vor. Auf Sumatra (Indonesien) ist die zweite Unterart (Dicerorhinus sumatrensis sumatrensis) heimisch. Während es auf Sumatra noch etwa 100 Individuen gibt, ist das Nashorn auf Borneo fast ausgestorben.

Der Rückgang der Population in Sabah wurde in der Studie erstmalig nachgewiesen. Während im Jahr 2000 noch viele Tiere gesichtet wurden, registrierten die Wissenschaftler 2013 kein einziges Nashorn mehr. Eines der letzten Borneo Nashörner wurde kurz vor Ostern in Kalimantan gefangen. „Bei dem gefangenen Tier handelte es sich um eines der letzten Weibchen seiner Art“, sagt Kretzschmar vom IZW, „es ist auf tragische Weise kurz nach seinem Fang an einer Verletzung durch eine Schlingfalle verstorben“.

Die Gründe für den katastrophalen Rückgang der Sumatra-Nashörner waren bisher ungeklärt. Notwendige Daten, um das Schutzmanagement für die Nashörner zu verbessern, waren häufig nicht vorhanden oder lückenhaft. Die aktuelle, umfangreiche Studie schließt diese Lücke. Die aus den Untersuchungsergebnissen abgeleiteten Maßnahmen zum Schutz der Sumatra-Nashörner können das Management wesentlich verbessern. Darüber hinaus könnten die Erkenntnisse der Studie dabei helfen, andere Arten mit ähnlicher ökologischer Stellung vor dem Aussterben zu bewahren.

Publikation:
Kretzschmar P, Kramer-Schadt S, Ambu L, Bender J, Bohm T, Ernsing M, Göritz F, Hermes R, Payne J, Schaffer N, Thayaparan ST, Zainal ZZ, Hildebrandt TB, Hofer H (2016): The catastrophic decline of the Sumatran rhino (Dicerorhinus sumatrensis harrissoni) in Sabah: Historic exploitation, reduced female reproductive performance and population viability. Global Ecology and Conservation 6, 257–275. doi:10.1016/j.gecco.2016.02.006

Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

Petra Kretzschmar
Tel.: +49 30 5168-513
kretzschmar@izw-berlin.de

Steven Seet (Presse)
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