Jagdfrei für den Rothirsch – Schluss mit Beschuss nach Silvester

Der Rothirsch ist ein echter Energiesparer. Im Winter fährt er seinen Stoffwechsel so weit herunter, dass die körpereigene „Heizung“ auf Sparflamme läuft. „Die Tiere verharren oft bewegungslos auf der Stelle, sie sind in eine Art Winterruhe verfallen“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen.

Der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung betont: „Wird die Ruhephase der Tiere jetzt gestört, brauchen sie enorm viel Energie für die Flucht.“

Sie fahren den Stoffwechsel hoch und müssen mehr fressen, um die Körperheizung im Winter wieder mit „Brennstoff“ zu füttern. Doch das Nahrungsangebot im Winter ist knapp. Vor allem im Wald, wohin der Mensch den Rothirsch aus der Offenlandschaft zurückgedrängt hat. „Notgedrungen knabbern Rothirsche an jungen Bäumen und Baumrinde mit negativen Folgen für die Forstwirtschaft.“ Freiherr von Münchhausen fordert deshalb: „Jagdfrei für den Rothirsch ab Silvester.“

Doch einige Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und das Saarland nutzen den vom Bund vorgegebenen Rahmen voll aus und lassen männliche Jährlinge und Kälber sogar bis Ende Februar bejagen. Mecklenburg-Vorpommern hat jetzt die Jagdzeit auf Rot-, Reh- und Damwild verkürzt. Ab dem Jahr 2010 wird sie am 10. Januar eines jeden Jahres enden. „Mit dieser Entscheidung ist der zuständige Minister, Dr. Till Backhaus, zum Vorreiter für einen artgerechteren Umgang mit dem Rotwild in Deutschland geworden“, lobt die Deutsche Wildtier Stiftung. In keinem anderen Bundesland endet die Jagdzeit auf Rotwild so früh. Auf dem jagdpolitischen „Holzweg“ ist dagegen Staatsministerin Margot Conrad in Rheinland-Pfalz. Dort wurde das Ende der Jagdzeit vom 15. auf den 31. Januar verschoben. „Damit ignoriert Rheinland-Pfalz alle wildbiologischen Erkenntnisse und marschiert in eine komplett falsche Richtung in der Jagdpolitik“, betont Freiherr von Münchhausen.

Eine Bejagung des Rothirschen über Silvester hinaus widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wie stark das Rotwild seinen Stoffwechsel der Außentemperatur angepasst hat, wurde von Professor Dr. Walter Arnold von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien eindrucksvoll belegt. Der Rothirsch reduziert Körpertemperatur, Herzschlag und Atmung in den kalten Wintermonaten. Statt 60 bis 70 Schläge in der Minute, schlägt das Rothirsch-Herz jetzt nur 30 bis 40 Mal. „Die Untersuchungsergebnisse von Professor Arnold unterstützen die Forderung der Deutschen Wildtier Stiftung, die Jagd auf das Rotwild zum 31. Dezember eines jeden Jahres einzustellen“, sagt Freiherr von Münchhausen. Davon würden Wald und Wild gleichermaßen profitieren, denn ein wesentlicher Grund für Wildschäden in den Wäldern im Winter ist die Beunruhigung des Rotwildes durch die Jagd.

Info-Kasten:
Fremd und faszinierend – Fakten zum Rothirschen
1/ „Hirsch-Tränen“ sind ein bräunliches Sekret, das Rothirsche während der Brunft „weinen“. Die Flüssigkeit wird in einer Drüse unterhalb der Augen gebildet und dient der Reviermarkierung.

2/ Die Winterhaare sind doppelt so lang wie Sommerhaare. Das Winterfell ist grau-braun. Der Rothirsch verdankt seinen Namen dem rötlichen Sommerfell.

3/ Die Nasenschleimhaut von Rothirschen ist mit vielen Riechepithelen überzogen. Sie haben einen ausgeprägten Geruchssinn und suchen Ruheplätze nach der Windrichtung aus.

4/ Sie können die Ohren unabhängig voneinander in unterschiedliche Richtungen bewegen und drehen. Droht von bestimmten Geräuschen über einen längeren Zeitraum keine Gefahr, gewöhnen sich die Tiere daran. Deshalb stehen sie oft unbeeindruckt in der Nähe von Autobahnen: Sie haben sich an die Fahrgeräusche gewöhnt.

5/ Rothirsche können zellulosereiche Baumrinde und Gräser genauso gut verdauen wie Kräuter, Flechten, Eicheln und Kastanien. Sie fressen auch Ackerfrüchte wie Kartoffen und Rüben. Im Winter haben sie sich an die Nahrungsknappheit angepasst. Der Pansen der Wiederkäuer fasst jetzt 60 Prozent weniger als im Herbst (25 Liter).

Die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung mit Sitz in Hamburg wurde 1992 von Haymo G. Rethwisch errichtet. Ihr Ziel ist es, in Deutschland Wildtiere zu fördern und zu schützen. Schirmherr ist Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog.

Pressekontakt
Deutsche Wildtier Stiftung: Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon: 040 73339-1874, Fax: 040 7330278, E.Goris@DeWiSt.de, http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Media Contact

Eva Goris idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer