Greifswalder Forscher stellen Mikroorganismen in den Dienst der Klimaforschung

Mit neuen Technologien wollen sie die Geheimnisse mikrobieller Gemeinschaften im Meer entschlüsseln. Die Forscher interessieren sich besonders für die mikrobiellen Stoffwechselaktivitäten, die zur CO² Fixierung und zum Abbau mariner Verbindungen (Polymere) beitragen.

Das Verbundprojekt MIMAS (Mikrobielle Interaktionen in MArinen Systemen) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,4 Millionen Euro gefördert. Es läuft drei Jahre.

In unseren Weltmeeren gibt es schätzungsweise 1 Million verschiedene Bakterienarten. Mikrobiologen können allerdings nur 0,1 Prozent dieser Organismen im Labor kultivieren. Das war bisher die Voraussetzung dafür, sie genauer untersuchen und ihren genetische Struktur bestimmen zu können.

In dem Verbundprojekt MIMAS sollen nun Verfahren entwickelt und angewandt werden, mit denen der genetische Code gleich mehrerer Mikroorganismen in einer Wasserprobe aus dem Meer entschlüsselt werden kann. Die Forscher gehen davon aus, mit Hilfe so genannter Metatranskriptom- und Metaproteomanalysen das Zusammenwirken verschiedener mariner Mikroorganismen in marinen Ökosystemen besser erklären zu können.

„Mikroorganismen im Meer sind bisher nur unzureichend erforscht.“, sagt Projektkoordinator Prof. Dr. Thomas Schweder von der Universität Greifswald. „Marine Mikroorganismen sind hochinteressant für die Klimaforschung. Es gibt solche, die CO² binden, undandere Mikroorganismen, die deren Polymere abbauen. Außerdem wissen wir, dass im Meer Sedimentationsprozesse ablaufen, bei denen gebundenes CO² auf den Meeresboden sinkt. Schließlich gibt es auch CO2-Fixierungsprozesse, die unabhängig vom Licht in tieferen Wasserschichten ablaufen. Wie das aber genau funktioniert, dass wissen wir bis heute nicht. Wir brauchen also neue Technologien, die uns helfen, das Zusammenwirken der Mikroorganismen besser zu verstehen. Hier liegt der Schlüssel zu einem besseren Verständnis von Klimaveränderungen und menschlichen Einflüssen auf bio-geo-chemische Stoffkreisläufe“, erklärt Prof. Dr. Rudolf Amann, Direktor des Max-Plank-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen und wissenschaftlicher Partner des Projektes. Die Wissenschaftler erwarten, dass sie mit ihren Erkenntnissen, die Überwachung und Untersuchung mariner Ökosysteme deutlich verbessern können.

Die Techniken und Werkzeuge, die im Rahmen des Forschungsvorhabens entwickelt werden, sollen an ausgewählten Standorten im Meer übergeprüft werden. Es ist geplant an der Forschungsstation Kabeltonne vor der Insel Helgoland in der Nordsee und am Gotland-Tief in der Ostsee regelmäßig Proben aus verschiedenen Wasserschichten zu holen. Diese Wasserproben werden dann gefiltert. Anschließend soll die DNA aller Organismen der Proben bestimmt werden.

An dem Projekt sind neben der Universität Greifswald das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen, das Leibnitz-Institut für Ostseeforschung in Rostock (IOW) und die Jacobs-Universität Bremen beteiligt. Weiter Partner sind das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-Geomar) sowie das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) Bremerhaven.

Prof. Dr. Thomas Schweder – Foto: Universität Greifswald / Jan Meßerschmidt
Das Foto kann in der Pressestelle abgerufen werden
Ansprechpartner für Rückfragen:
Prof. Dr. Thomas Schweder
AG Pharmazeutische Biotechnologie
Institut für Pharmazie,
F.-L.-Jahn-Str.17; 17498 Greifswald
Telefon 03834 86-4212
schweder@uni-greifswald.de
Weitere Informationen:
http://www.marine-biotechnologie.de – Marine Biotechnologie Greifswald
http://www.awi.de/de/- Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
http://www.io-warnemuende.de/ – Leibnitz-Institut für Ostseeforschung in Rostock
http://www.mpi-bremen.de/Home.html – Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen
http://www.bmbf.de/ – Bundesforschungsmisniterium
http://www.ifm-geomar.de/ – IFM-Geomar
http://www.jacobs-university.de/ – Jacobs-Universität

Media Contact

Jan Meßerschmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-greifswald.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer