Gesundheit der Meere: Nur 60 von 100 Punkten

Zustand der Küsten: Meist Frage des Wohlstands (Grafik: Halpern et al.)<br>

Die Meere vor Deutschland zählen zu den gesündesten, vergleicht man sie mit jenen der weltweiten Küstenländer. Das zeigt der „Ocean Health Index“, der erstmals die Beziehung zwischen Meer und Mensch in Zahlen fasst. 73 von 100 Punkten erreicht Deutschland auf dieser Skala, was für Platz vier von 171 reicht. Beurteilt wurden ökologische, soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren – darunter Wasserqualität, Artenreichtum, Küstenschutz, Tourismus oder die Rolle Meeres für Wirtschaft und Fischerei.

Zeigen, was vor der Küste passiert

„Man kann nur managen, was man misst“, begründet Studienleiter Ben Halpern von der University of California in Santa Barbara http://ucsb.edu sein Projekt. Der in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichte Index gibt auf Basis nationaler Statistiken Auskunft über die Wirtschaftszone der Länder, die von den Küsten bis 200 Seemeilen ins Meer hinausreicht. Durch regelmäßige Aktualisierung will Halpern den künftigen Wandel beobachten und somit zeigen, wie sich Maßnahmen aller Art auf die Ozeane auswirken.

Als „äußerst hilfreich für den Küsten- und Meeresschutz“ lobt Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel http://geomar.de gegenüber pressetext den Index. „Er hält den Ländern vor Augen, was in den Gewässern passiert, für die sie zuständig sind, und motiviert zum Handeln.“ Visbeck arbeitet im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ http://futureocean.org an einer ähnlichen Bewertung, die neben Küsten auch das offene Meer umfasst und auf Grundlagenforschung und integrativer Meeresforschung beruht.

Meere der Industrieländer sauberer

Weltweit liegt der durchschnittliche „Gesundheitswert“ der Meere bei 60. Nur fünf Prozent der Länder erreichen mehr als 70 Gesamtpunkte, wobei die unbewohnte Südpazifik-Insel Jarvis Island mit 86 Punkten Rekordhalter ist. Deutschland schneidet ähnlich gut ab wie die Seychellen, auch Kanada, Japan und Australien sind vorne mit dabei. Allgemein dominieren Industrieländer dank ihrer Infrastruktur und strengerer Gesetze die besten Positionen, nur Singapur (48 Punkte) und Polen (42 Punkte) sind Ausreißer nach unten.

Kein Zurücklehnen

„60 von 100 ist wenig. Ein Durchschnittswert in den oberen 70ern wäre auf Dauer anzustreben“, urteilt Visbeck. Ins Gewicht fallen vor allem niedrige Werte in vielen Staaten Westafrikas, Lateinamerikas und des Mittlerer Ostens, wobei Sierra Leone mit 36 Punkten Schlusslicht ist. „Ärmere Länder sind oft so in die Enge getrieben, dass sie zur Ernährung der Bevölkerung die Überfischung vorantreiben müssen. Zudem haben sie oft technisch keine Möglichkeiten für besseren Küstenschutz“, gibt der Kieler Meeresforscher zu bedenken.

Deutschland liefert auf seinen kleinen Küstenabschnitten gute Ergebnisse, darf sich aber nicht zurücklehnen, so Visbeck weiter. „Wir übersehen meist, dass wir viele Probleme in die Entwicklungsländer exportieren, etwa indem schmutzige Energie- oder Produktionsprozesse ausgelagert werden. Dadurch sind die Industrieländer auch am schlechten Zustand der Küsten anderswo beteiligt.“

Studie im Originaltext unter http://bit.ly/NoGSUU

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://oceanhealthindex.org

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