Für die Erhaltung von historisch altem Grünland – Neues Forschungsprojekt an der Uni Regensburg

Historisch altes Grünland muss als genetische Ressource für die Zukunft erhalten werden. Foto: Universität Regensburg – Zur ausschließlichen Verwendung im Rahmen der Berichterstattung zu dieser Pressemitteilung

„Die Wiese ist die Mutter des Ackers“. Dieser Leitspruch aus dem 19. Jahrhundert, in dem das Grünland durch den Wiesenbau seinen Höhepunkt hatte, ist heute Geschichte. Durch die Erfindung des Mineraldüngers und seinem vermehrten Einsatz seit den 1950er Jahren, die Umstellung von der Freiland- zur Stallhaltung, zahlreiche agrarpolitische Reformen und aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist das Grünland stark zurückgegangen.

Waren es 1950 noch 60.000 km² in der BRD, so sind es heute nur noch etwa 47.500 km² in ganz Deutschland. Damit einher ging wegen der Nutzungsintensivierung (Entwässerung, Düngung, Umbruch und Neueinsaat, extrem hohe Schnittzahl) oder -aufgabe (in Grenzertragslagen) eine drastische Abnahme der Artenvielfalt. Dies hat sowohl für die Pflanzenzucht als auch für den Naturschutz zur Folge, dass die verbliebenen artenreichen Restflächen geschützt werden müssen.

Um historisch altes Grünland als genetische Ressource für die Zukunft zu erhalten, wird das neue Regensburger Projekt deshalb im Rahmen der „Richtlinie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zur Förderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfalt“ gefördert.

Grünland ist aber nicht gleich Grünland. Pilotstudien, die am Regensburger Lehrstuhl durchgeführt wurden, haben bereits gezeigt, dass sich je nach Alter des Grünlandes die Artenzusammensetzung wesentlich unterscheiden kann. Ziel des neuen Forschungsprojekts ist vor diesem Hintergrund die Identifikation und Charakterisierung (Artenvielfalt und genetische Vielfalt) historisch alten Grünlands.

Im Rahmen des Projekts werden in einem ersten Schritt archäobotanische, historisch-ökologische (bspw. natürliche Archive wie die Bodensamenbank oder auch historische Aufzeichnungen und Karten) sowie bodenkundliche Untersuchungen genutzt, um historisch altes Grünland zu identifizieren. Daraus soll ein Set von Indikatorarten erarbeitet werden.

In einem zweiten Schritt folgen die populationsgenetische Charakterisierung sowie weitere genetische Untersuchungen zu einer notwendigen Minimum-Gebietskulisse für historisch altes Grünland (Lage und Anzahl von Beständen). In Zusammenarbeit mit dem Regierungsbezirk Tübingen sollen die Ergebnisse dann in die Ausweisung von Grünland-Erhaltungszentren münden.

Das neue Projekt ist somit auch ein Modellprojekt für ganz Deutschland. In einem neu zu erarbeitenden Leitfaden soll die Vorgehensweise zur Identifikation historisch alten Grünlands dokumentiert und die Übertragbarkeit auf andere Pflanzengesellschaften erläutert werden.

Vorarbeiten der Regensburger Wissenschaftler stießen wegen des hohen landwirtschaftlichen Potentials auf großes Interesse von Pflanzenzüchtern. In einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe sind daher auch Wissenschaftler des IPK (Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung) sowie des JKI (Julius Kühn-Institut bzw. Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) vertreten.

Rahmendaten zum Forschungsprojekt
Titel: „Identifikation und Erhaltung historisch alten Grünlands“ (BLE)
Förderkennzeichen: 2813BM001

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Peter Poschlod
Universität Regensburg
Institut für Pflanzenwissenschaften
Tel.: 0941 943-3108
Peter.Poschlod@ur.de

und

Prof. Dr. Christoph Reisch
Universität Regensburg
Institut für Pflanzenwissenschaften
Tel.: 0941 943-3131
Christoph.Reisch@ur.de

Media Contact

Alexander Schlaak idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-regensburg.de/

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