Forscher entdecken neue Tierarten, die an das Verschwinden des Urwaldschützers Bruno Manser erinnern

Schwarze Witwe, Bachkröte aus dem Gebiet, wo Bruno Manser verschollen ist NMBE

Zwei Berner Wissenschafter des Naturhistorischen Museums Bern widmen dem unermüdlichen Kämpfer für die indigenen Völker Borneos und deren Lebensraum zwei neu beschriebenen Arten. Zum einen die Bruno Manser Spinne (Aposphragisma brunomanseri), auf die Marco Thoma in Museumsbeständen stiess. Zum anderen mit der Schwarzen Witwe (Ansonia vidua), einer schwarzen Bachkröte, auf die Stefan Hertwig bei einer Expedition im Pulong Tau Nationalpark gestossen ist – im Gebiet, wo Manser verschwunden ist.

Seit 14 Jahren ist Bruno Manser in Sarawak verschollen, auf der westlichen Seite der Regenwaldinsel Borneo. Dort kommt eine Spinnenart vor, die nun den offiziellen Namen Aposphragisma brunomanseri erhalten hat. Die Bruno-Manser-Spinne hat ihren Namen dem Schweizer Biologen Marco Thoma zu verdanken, der zu dieser Zeit am Naturhistorischen Museum Bern tätig war. Im Rahmen eines internationalen Projekts ist Thoma in Museumsbeständen auf die neue Spinnenart gestossen, die ihren Lebensraum im Sarawak hat. Thoma bewundert das Wirken von Bruno Manser, daher hat er den Artnamen dem verschollen Aktivisten gewidmet.

«Aposphragisma brunomanseri» gehört zur Familie der Zwergsechsaugenspinnen (Oonopidae). Spinnen gelten als die wichtigste terrestrische Räubergruppe, sie üben einen enormen Einfluss auf Insektenpopulationen aus und reagieren sensibel auf Biotopveränderungen. Zwergsechsaugenspinnen geben mit ihren kleinen Verbreitungsgebieten Hinweise auf besonders artenreiche Ökosysteme. «Aposphragisma brunomanseri» wurde von schweizerischen und niederländischen Forschenden in den 1980er- und 1990er-Jahren in den Wäldern West-Sarawaks gesammelt. In derselben Zeit also, in der Bruno Manser bei den Penan-Waldnomaden lebte und sich gemeinsam mit ihnen für den Erhalt dieser einmaligen Ökosysteme einsetzte. Dabei beobachtete und skizzierte er auch zahlreiche Kleintiere und verewigte sie in seinen Tagebüchern.

Die schwarzen Witwen vom Gunung Murud

Bei der anderen neu entdeckten Tierart handelt es sich um eine braunschwarze Kröte. Auch sie mahnt an Bruno Mansers Geschichte, da sie in entlegenen Berggebieten des Pulong Tau Nationalparks entdeckt wurde, wo Manser verschollen ist. Gefunden wurde die Kröte bei zwei Expeditionen eines internationalen Teams unter der Leitung von Dr. Stefan T. Hertwig vom Naturhistorischen Museum Bern und dem Institut für Ökologie und Evolution (IEE) der Universität Bern. Der Reichtum an einzigartigen Tierarten und insbesondere an Fröschen im Pulong Tau Nationalpark war das Ziel dieser Forschungsreisen.

Neben zahlreichen anderen seltenen und weitgehend unbekannten Arten wurde 2012 ein einzelnes Weibchen einer neuen Art von Bachkröten entdeckt, ein Jahr später ein weiteres Tier, auch ein Weibchen. Genetische und morphologische Untersuchungen bestätigten, dass es sich dabei um eine bisher unbekannte Art handelte. In der mittlerweile erschienenen Beschreibung nennen die Forscher die neue Art Ansonia vidua. Der Artname 'vidua' bedeutet Witwe und bezieht sich auf die Färbung dieser Tiere, die vorwiegend aus einem vornehmen Schwarz besteht. Allerdings könnte der Name auch als Verweis darauf gedacht sein, dass bisher keine Männchen gefunden wurden. Die beiden bekannten Exemplare wurden auf Nachtexkursionen entlang eines Gebirgsflusses in einer Höhe von 2150 m am Gunung Murud gesammelt.

Die Insel Borneo steht für Vielfalt tropischer Lebensräume. Tatsächlich ist dieser Teil der südostasiatischen Inselwelt eines der wichtigsten Zentren der Biodiversität. So beeindruckend die Vielfalt des Lebens auf Borneo ist, so gefährdet ist sie allerdings auch durch die weitgehende Zerstörung der Regenwälder: Die fortschreitende Abholzung und die sich ausdehnenden Plantagen haben den Primärregenwald auf 11% von Sarawaks Gesamtfläche reduziert.

Der Schweizer Umweltaktivist Bruno Manser machte mit teils spektakulären Aktionen auf diesen dramatischen Verlust und dessen soziale Folgen für die indigenen Völker aufmerksam. Im Jahr 2000 verschwand er unter ungeklärten Umständen in einem entlegenen Berggebiet auf Borneo. In diesem Gebiet entstand 2006 der Pulong Tau Nationalpark, der als internationales Projekt mit Schweizer Unterstützung ursprüngliche Bergregenwälder und die dort lebenden indigenen Völker schützen soll.

Bis heute führt der Bruno Manser Fonds die Arbeit von Bruno Manser zum Schutz intakter Regenwälder und für die Rechte der Penan fort. Die hier vorgestellten Ergebnisse aktueller Biodiversitätsforschung an Museen tragen zur Kenntnis der Vielfalt des Lebens bei und liefern letztendlich die Grundlage zu deren Schutz.

http://www.nmbe.ch/informieren/aktuell/mediencorner/zwei-neue-tierarten-erinnern…
http://bmf.ch

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Simon Jäggi idw - Informationsdienst Wissenschaft

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