Fahrplan gegen das Insektensterben

Der Schutz von Insekten darf nicht weiter aufgeschoben werden, fordern internationale Forscherinnen und Forscher, darunter auch Göttinger. J. Westphal

Immer mehr Studien zeigen, dass die Anzahl von Insekten und deren Artenvielfalt weltweit abnimmt. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Niederländischen Instituts für Ökologie und mit Beteiligung der Universität Göttingen hat einen Fahrplan zum Insektenschutz entwickelt.

Der Fahrplan umfasst Sofortmaßnahmen sowie langfristige Finanzierungspartnerschaften und globale Monitoringprogramme, die dazu beitragen können, das Insektensterben aufzuhalten, indem sie deren Lebensräume schützen. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen.

(pug) „Insekten übernehmen in natürlichen und landwirtschaftlich geprägten Ökosystemen zentrale Funktionen, wie beispielsweise Zersetzungsprozesse im Boden, die für die Bereitstellung von Nährstoffen von großer Bedeutung sind.

Die landwirtschaftliche Produktion profitiert zudem von Ökosystemleistungen der Insekten, dazu zählen die natürliche Schädlingskontrolle und Bestäubung“, sagt die Göttinger Agrarwissenschaftlerin Prof. Dr. Catrin Westphal. Um die vielfältigen Ursachen des Insektensterbens besser zu verstehen und Maßnahmen gezielt einzusetzen, schlagen die Forscherinnen und Forscher aus 21 Ländern ein zeitlich abgestuftes Vorgehen vor.

„Zu den Sofortmaßnahmen gehören Schutzkonzepte für bedrohte Arten, aber auch Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme, um Lebensräume und strukturreichen Landschaften zu fördern und wiederherzustellen“, betont der Göttinger Agarökologe Prof. Dr. Teja Tscharntke. Mittelfristig sind Forschungsprogramme nötig, die vorhandene Daten zusammentragen und die komplexen Wechselwirkungen der verschiedenen Ursachen des Insektensterbens mit innovativen Ansätzen untersuchen.

Dabei sollen auch durch Menschen entstandene Ursachen wie z.B. Klimawandel und intensivere Landnutzung in den Blick genommen werden. Öffentlich-private Partnerschaften und nachhaltige Finanzierungsinitiativen können dazu beitragen, Lebensräume für Insekten zu schaffen, wiederherzustellen und langfristig zu sichern. Der Erfolg dieser Maßnahmen soll global mit standardisierten Methoden überprüft werden.

„Da das Insektensterben die Funktionsfähigkeit unserer Ökosysteme beeinträchtigen kann, dürfen Maßnahmen zum Insektenschutz nicht weiter aufgeschoben werden. Der vorgeschlagene Fahrplan sollte auch im deutschen Aktionsprogramm Insektenschutz berücksichtigt und von Interessensgruppen wie Politik, Landwirtschaft, Naturschutz, Gesellschaft und Wissenschaft umgesetzt werden“, schlussfolgern Tscharntke und Westphal.

Prof. Dr. Catrin Westphal
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität
Grisebachstr. 6, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39 22257
E-Mail: cwestph@gwdg.de

www.agrobiodiversity.uni-goettingen.de 

Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität
Abteilung Agrarökologie
Grisebachstr. 6, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39 9209
E-Mail: ttschar@gwdg.de

www.uni-goettingen.de/de/92552.html

Jeffrey A. Harvey et al. International scientists formulate a roadmap for insect conservation and recovery. Nature Ecology & Evolution (2020). DOI: http://dx.doi.org/10.1038/s41559-019-1079-8

Media Contact

Thomas Richter idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ultraleichte selbstglättende Spiegel

…erhöhen die Effizient hochmoderner Teleskope. Schon immer faszinierte den Menschen der Blick in den Sternenhimmmel und nicht minder faszinierend ist es, die Erde aus dem Weltraum zu betrachten. Möglich ist…

Überraschende Umkehr in Quantensystemen

Forschende haben topologisches Pumpen in einem künstlichen Festkörper aus kalten Atomen untersucht. Die Atome wurden mit Laserstrahlen gefangen. Überraschenderweise kam es zu einer plötzlichen Umkehr der Atome an einer Wand…

Magnetisch durch eine Prise Wasserstoff

Neue Idee, um die Eigenschaften ultradünner Materialien zu verbessern. Magnetische zweidimensionale Schichten, die aus einer oder wenigen Atomlagen bestehen, sind erst seit kurzem bekannt und versprechen interessante Anwendungen, zum Beispiel…

Partner & Förderer