Entwicklungsländer besitzen den Schlüssel zu einer naturverträglichen Ernährung

Angesichts einer steigenden Weltbevölkerung besteht dringender Bedarf Nahrungsmittel, vor allem in den Entwicklungsländern, vor Ort hinreichend bereitzustellen sowie gleichzeitig nachhaltig zu produzieren und dabei den Erhalt der biologischen Vielfalt und der Leistungen des Naturhaushaltes sicherzustellen. Welche Anforderungen sind hierfür an Politik, Forschung und Umsetzung zu stellen? Wo gibt es gute Beispiele, wie sich solche Synergien bereits realisieren lassen?

Diese Fragen wollen heute internationale und nationale Fachleute aus den Bereichen Politik, angewandte Forschung und Zivilgesellschaft auf einem Workshop zum Thema „Stärkung der Synergien zwischen biologischer Vielfalt und Ernährungssicherung“ diskutieren, zu dem das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Institut für Ländliche Strukturforschung (IFLS) nach Bonn eingeladen haben.

„Der Erhalt der biologischen Vielfalt und die Sicherung der Welternährung sind keine antagonistischen Themen. Vielmehr ist nur durch eine nachhaltige, naturverträgliche Landbewirtschaftung langfristig eine Ernährungssicherung möglich. Daher müssen Akteure auf allen Ebenen die Synergien zwischen Biodiversitätserhalt und Ernährungssicherung erkennen und nutzen,“ sagte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel.

Zu den größten Herausforderungen für eine ausreichende und naturverträgliche Ernährungssicherung zählt eine wachsende Weltbevölkerung bei gleichzeitig steigenden qualitativen Ernährungsansprüchen. Auswirkungen des Klimawandels wie Wasserverknappung und eine fortschreitende Landdegradation, haben zur Folge, dass sich die landwirtschaftlich nutzbare Fläche reduziert. Des Weiteren wirken sich die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Biomasseanbau wie auch der weltweite Verlust der biologischen Vielfalt negativ auf die Ernährungssicherung aus. Häufig führen die Nutzungskonkurrenzen auf landwirtschaftlichen Flächen zu einer umweltbelastenden Intensivierung der Landwirtschaft und einer Ausdehnung der Nutzung auf sensible Standorte.

Eine Lösung dieses Konflikts besteht darin, eine in örtliche Kreisläufe eingebundene, naturverträgliche Landnutzung zu fördern, mit dem Ziel, auf regionaler und örtlicher Ebene die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig die biologische Vielfalt auch in Agrarökosystemen zu erhalten. Auf dem Workshop werden good practice Beispiele und Lösungsansätze vorgestellt, wie derartige Win-Win-Situationen zwischen biologischer Vielfalt und Ernährungssicherung erreicht werden können.

Aus Sicht des BfN ist die Förderung von Agrobiodiversität, gerade auch in Entwicklungsländern als ein zentraler Schlüssel für eine naturverträgliche Ernährungssicherung zu sehen. Die Produktion einer ausreichenden Menge an Nahrungsmitteln wird sich in Zukunft nur dann sicherstellen lassen, wenn durch eine Vielfalt der verwendeten Arten, Sorten und Rassen von Kulturpflanzen und Nutztieren eine hohe Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen, wie z.B. klimatisch bedingte Änderungen, gewährleistet ist. Voraussetzung ist ein ausreichend großer, landwirtschaftlich nutzbarer Genpool, im Gegensatz zu der heute stattfindenden Spezialisierung auf einzelne wenige Sorten.

Nach wissenschaftlichen Schätzungen befinden sich 80 Prozent des natürlichen Vorkommens an genetischen und biologischen Ressourcen weltweit in den Entwicklungsländern. Diese bilden die Existenzgrundlage für die in ländlichen Gebieten lebenden Menschen. Biodiversität trägt zum Erhalt der Böden und der Versorgung mit sauberem Trinkwasser bei und liefert Nahrung, Medizin und Energie. Verschiedene z. T. komplexe Ursachen und Wechselbeziehungen wie durch Flächenkonkurrenz bedingte Intensivierung sowie fehlender Zugang zu Märkten, fehlende Infrastruktur und Kapital, schwankende Welthandelspreise etc. führen allerdings zunehmend zu einem Verlust dieser wichtigen Leistungen.

Hintergrundinformation:
Die Ergebnisse des Workshops sowie weitere Hintergrundinformationen zu Projekt und Thema können auf der IfLS Website unter http://www.ifls.de/content/de_projekt_87.php abgerufen werden. Kontaktperson im BfN ist Kerstin Lehmann: kerstin.lehmann@bfn.de
Hinweis:
Die UNO hat 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Damit bietet sich allen Akteuren in Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft sowie NGOs, Wissenschaft und weiteren Interessierten die

Gelegenheit, während einer Phase erhöhter Aufmerksamkeit, miteinander in einen Dialog über Biodiversität zu treten.

Media Contact

Franz August Emde idw

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