Entwarnung nach der Kröten-Invasion

Aga-Kröten: Die eingeschleppten Amphibien fühlen sich in Australien wohl (Foto: Wikimedia/Gijsberg)

Die in den 30er-Jahren eingeschleppten Aga-Kröten richten im tropischen Australien doch weniger Schaden an als befürchtet. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der University of Sydney im Quarterly Review of Biology.

Erst vor knapp einem Jahr konnten Forscher die invasive Krötenart erstmals auch im westlichsten Bundesstaat Australiens ausmachen. Damals berichteten Medien davon, dass der Krieg gegen die Kröten endgültig verloren sei.

„Die Katastrophe ist nicht so schlimm, wie wir es ursprünglich befürchtet haben“, schreibt nun Richard Shine, Experte für invasive Arten, in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins. Das Ökosystem scheint die Riesenkröten, die einst als Insektenvernichter von Südamerika eingeschleppt wurden, absorbiert zu haben. „Offensichtlich haben die Kröten unter der australischen Vogel- und Eidechsenpopulation weniger Schäden angerichtet als befürchtet.“

Massive Fressmaschinen

Die Aga-Kröten (Bufo marinus) können bis zu 26 Zentimeter lang und bis zu 2,5 Kilogramm schwer werden. Aus den einst rund tausend eingeführten Kröten sind mittlerweile geschätzte 100 Mio. Tiere geworden. Ein Aga-Kröten-Weibchen produziert jährlich 20.000 Eier. Alle Versuche, die Ausbreitung der Kröten zu verhindern, sind bisher gescheitert. In einigen Regionen haben die Behörden sogar zum bewaffneten Kampf gegen die Invasoren aufgerufen. Um die Kröten von anderen Amphibien zu unterscheiden, wurde sogar eine eigene Homepage http://www.frogsnotcanetoads.com.au eingerichtet.

Trotz des Siegeszuges der Kröten konnten die Wissenschaftler auch keinen signifikanten Rückgang von Insekten feststellen. In manchen Regionen, in denen die Kröten auftauchten, sei es zu einem Rückgang von Süßwasserkrokodilen, verschiedenen Schlangenarten und Beutelmardern gekommen. Shine geht allerdings davon aus, dass die Tiere sehr schnell begreifen, dass die Kröten nicht zu ihrem Beuteschema gehören.

2008 berichteten Forscher davon, dass am Victoria-River im Northern Territory zahlreiche Krokodile nach dem Verschlingen der Kröten verendet seien. Doch schon im darauf folgenden Jahr fiel die Zahl der durch Krötengift verendeten Krokodile deutlich. Die Zahl der Krokodile dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach, konstant geblieben sein.

Teure Invasoren

Bioinvasoren gefährden nicht nur die Ökologie, sondern sorgen besonders in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft für hohe Schäden. Eine Studie hatte diese bereits vor zehn Jahren allein in den USA mit jährlich 138 Mrd. Dollar beziffert.

Experten wie der Hydrobiologe Christian Wiesner von der Wiener Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at warnen seit Jahren vor den Folgen eingeschleppter Arten. „Jedes Einbringen fremder Arten ist höchst bedenklich, denn wenn Neobiota einmal heimisch geworden sind, gibt es kaum Möglichkeiten sie zu entfernen“, erklärt der Biologe gegenüber pressetext.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.usyd.edu.au

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer