Deutsche Umwelthilfe sieht klimaverträgliche kommunale Fuhrparks auf dem Vormarsch

Immer mehr Städte und Gemeinden in Deutschland steuern ihre kommunalen Fuhrparks gezielt in Richtung Klimafreundlichkeit und Schadstoffarmut. Eine Reihe von Vorreiter-Kommunen unterschreiten mit ihren Dienst-Pkw sogar schon heute den von der EU-Kommission für das Jahr 2012 anvisierten Zielwert von 120 g CO2/km. Das ist das erste Zwischenergebnis einer von der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) im Mai gestarteten Umfrage-Kampagne, mit der ein flächendeckender „kommunaler Fuhrpark-Switch“ in Richtung Klimafreundlichkeit ausgelöst werden soll.

Unter allen Großstädten, die bisher auf die DUH-Aktion reagiert haben, erreicht Wuppertal mit nur 115 g CO2/km den mit Abstand besten Wert. Bei den kleineren Kommunen unterschreiten mit Blankenfelde-Mahlow (Brandenburg), Mainaschaff, Fürth bei Landshut, Mainburg und Stockheim (alle Bayern) gleich fünf Gemeinden den EU-Zielwert für 2012.

In einem Schreiben an die Stadtoberhäupter von fast 6.000 Städten und Gemeinden hatte die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation im Frühjahr 2007 um Auskunft über den aktuellen CO2-Ausstoß der jeweiligen Fahrzeugflotten gebeten. Außerdem wurden die verantwortlichen Politiker aufgefordert, ihre Verwaltungen und Dienststellen per Gemeinderatsbeschluss zum Kauf oder Leasing sparsamer und damit klimaschonender Pkw und Nutzfahrzeuge zu veranlassen. Ziel der Aktion ist es, die öffentliche Einkaufs- und Leasingpolitik in Kommunen und anderen Verwaltungen stärker als bisher an den Erfordernissen des Klimaschutzes auszurichten. Die Kampagne, die Teil des im Frühjahr von der DUH gestarteten „Marshallplans für die Autoindustrie“ ist, soll helfen, verbindliche Zusagen der Autohersteller zur Verbrauchsminderung ihrer Modelle auch tatsächlich umzusetzen. Neben der unmittelbaren CO2-Einsparung hofft die DUH wegen des erheblichen Anteils von Flottenfahrzeugen an den insgesamt in Deutschland gekauften oder geleasten Fahrzeugen auf ein Umdenken der Autohersteller in Richtung Verbrauchsminderung ihrer Modelle.

„Im Gegensatz zur Automobilindustrie haben viele Städte und Kommunen die Zeichen der Zeit erkannt. Wir sind über die positive Resonanz auf unsere Initiative hocherfreut. Die Verantwortlichen in zahlreichen Kommunen reagieren zustimmend und zum Teil mit detaillierten eigenen Vorschlägen auf unsere Forderung, beim kommunalen Fuhrparkmanagement Klimaschutzziele stärker einzubeziehen, verbindliche Verbrauchsgrenzwerte festzusetzen und über kommunale Entscheidungen Druck auf die Automobilhersteller in Richtung klimaverträglicherer Fahrzeuge zu erzeugen“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

In dem Brief an die Bürgermeister hatte die DUH angeregt, in Zukunft beim Kauf oder Leasing von neuen Pkw für die kommunalen Fuhrparks nur noch Autos zu berücksichtigen, die im Jahr 2008 einen Mittelwert von 140 g CO2/km oder weniger einhalten. Bis zum Jahr 2012 soll dieser Wert in 5-Gramm-Schritten auf den EU-Zielwert von 120 g CO2/km weiter reduziert werden. Entsprechende Ratsbeschlüsse sollten herbeigeführt und umgehend den jeweiligen regionalen Autohäusern und Vertragspartnern zugänglich gemacht werden. Außerdem fragte die DUH die aktuellen CO2-Emissionen der derzeitigen Flottenbestände ab, um Vorreiter-Kommunen bundesweit bekannt machen zu können. Das Ranking wird im Internet veröffentlicht (www.duh.de) und laufend fortgeschrieben.

Der kommunale Fuhrpark von Wuppertal, dem Spitzenreiter unter den Großstädten über 100.000 Einwohnern, umfasst 115 Fahrzeuge mit durchschnittlichen CO2-Emissionen von nur 115 g CO2/km. Der herausragende Wert ist Ergebnis einer klaren Strategie: Die städtischen Pkw werden geleast und unter dem Gesichtspunkt geringer CO2- und Feinstaubemissionen sowie der Kosten und des von ihnen beanspruchten Raumes ausgewählt. Unter diesen Vorgaben ergibt sich zwangsläufig eine Flotte von Kleinwagen und Autos der unteren Mittelklasse, die aber ihren jeweiligen Zweck ohne Abstriche erfüllen. Das Beispiel Wuppertal bestätigt die Überzeugung der DUH, dass oft nur die nötigen Informationen fehlen, um die Kommunen an einen klimafreundlichen Fuhrpark heranzuführen. Treibende Kraft für Klimaschutz in der Stadt im oberbergischen Land ist seit Jahren der Umweltausschuss, dem auch zwei Fachleute des renommierten Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie als Berater angehören.

Unter den kleineren Kommunen ragt Blankenfelde-Mahlow (25.000 Einwohner) im Süden Berlins heraus. Die acht Dienst-Pkw der Gemeinde erreichen einen Durchschnittswert von 119 g CO2/km. Hauptauslöser für den inzwischen erreichten, weit überdurchschnittlich guten CO2-Wert war die Überprüfung des Kraftstoffverbrauchs der kleinen Flotte vor zwei Jahren. Damals veranlassten die hohen Emissionswerte, Spritverbräuche und Unterhaltskosten, die Gemeinde vollständig auf verbrauchsarme Leasing-Fahrzeuge umzustellen.

In den bisher auf die DUH-Initiative eingegangenen fast 400 Antworten begrüßen die Verantwortlichen nicht nur mehrheitlich die Aktion der DUH, viele schildern darüber hinaus detailliert ihr eigenes, oftmals hoch kreatives kommunales Klimaschutz-Engagement.

Zahlreiche Gemeinden haben große Teile ihre Fuhrparks inzwischen auf Erdgas umgestellt, was dem Klima, der Luftqualität vor Ort und den kommunalen Etats gleichermaßen zugute kommt. Von mehr als 20 Städten und Gemeinden liegen inzwischen Ratsbeschlüsse im Sinne der DUH-Anregung vor. Einige Entscheidungen der Kommunalparlamente – zum Beispiel von Bonn und Passau – gehen sogar über den DUH-Vorschlag hinaus. In Bonn nutzen 2.400 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das von der Stadt angebotene Job-Ticket für den ÖPNV, insgesamt stehen 70 Dienstfahrräder zur Verfügung und werden auch genutzt. In Passau dürfen die Neufahrzeuge schon 2008 nur noch 120 g CO2/km ausstoßen, ab 2010 soll der Mittelwert aller Fahrzeuge 130 g CO2/km nicht mehr überschreiten.

Aus den Antworten und ihrer regionalen Verteilung zeichnet sich beim momentanen Stand des Rücklaufs ein klares Süd-Nord-Gefälle ab.

Die Bereitschaft, sich mit dem Thema CO2-Senkung auf kommunaler Ebene auseinanderzusetzen, scheint im Süden und in der Mitte Deutschlands stärker ausgeprägt zu sein, als in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder in Schleswig-Holstein. Fest steht auch, dass die Fuhrparke der unter massiven Sparzwängen stehenden Kommunen insgesamt deutlich klimaverträglicher sind, als die von Länder- oder Bundesbehörden oder die der größeren Unternehmen.

Resch kündigte an, die Kampagne in den Kommunen fortsetzen und mit weiteren Initiativen stärken zu wollen. Außerdem soll sie auf Länder- und Bundesbehörden ausgedehnt werden. Vor allem aber will die DUH Unternehmen und Autovermietungen zu stärker am Klimaschutz ausgerichteten Pkw-Flotten auffordern. „Wir haben gelernt, dass das Bewusstsein in den Kommunen vergleichsweise weiter entwickelt ist, als bei den anderen Trägern großer Pkw-Flotten. Darauf reagieren wir.

Aus Hot Spots des kommunalen Klimaschutzes muss eine flächendeckende Bewegung für klimafreundliche Pkw im gewerblichen und öffentlichen Bereich werden.“

Media Contact

Jürgen Resch presseportal

Weitere Informationen:

http://www.duhde

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