Natürliche Ökosysteme als Überlebensgarant

Deutsche Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen risikoscheuem und nachhaltigem Verhalten gibt. Demnach kann der nachhaltige Umgang mit der Natur ihren Nutzern als Versicherung dienen.

Damit haben die Forscher vor allem die weit verbreitete Annahme widerlegt, wonach eigennütziges Handeln des Menschen einer nachhaltigen Entwicklung widerspreche. Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg http://www.uni-lueneburg.de , der Universität Heidelberg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig http://www.ufz.de haben ihre Ergebnisse im renommierten Wissenschaftsmagazin Ecological Economics publiziert.

Das Forscherteam aus Ökonomen, Ökologen und Philosophen hat das Weideland-Management von Farmern in Namibia untersucht. Die dafür ausgewählten Gebiete sind von geringen und stark schwankenden Niederschlagsmengen geprägt. Solche Umweltbedingungen stellen für die Bauern eine große Gefahr von existenziellen Einkommensunsicherheiten dar, da sie von der vorhandenen Biomasse im Weideland direkt abhängig sind. Den Untersuchungen zufolge wählen risikoscheue Farmer eine Bewirtschaftungsstrategie, die eine Biomassereserve im Weidegebiet bestehen lässt. Diese Strategie schmälert zwar ihren zusätzlichen Gewinn in den Perioden, in denen es überdurchschnittlich hohe Niederschläge gibt. In Perioden, in denen fast keine Niederschläge fallen, dient diese Biomassereserve allerdings wie eine Rückversicherung.

„Das interessante an unseren Untersuchungen war auch, dass selbst bei Zugriff auf eine Regenindexversicherung risikoscheue Farmer nachhaltig bewirtschaften“, erklärt Co-Autorin Karin Frank vom UFZ im pressetext-Interview. Sind die Farmer jedoch nur an kurzfristigem Gewinn interessiert oder risikofreudig, dann bewirtschaften sie riskanter und eine solche Versicherung führt zu kontraproduktivem Verhalten. Solche Studien können dazu dienen, Hinweise für die Ausgestaltung von finanziellen Institutionen zum Risikomanagement zu geben, die auf eine nachhaltigere Nutzung mit den natürlichen Ressourcen hinwirken. „Die Hauptbotschaft der Untersuchung ist eigentlich jene, dass Ruhepausen für einen Teil der Vegetation – also nachhaltige Bewirtschaftung – langfristig für den größten Nutzen sorgen“, subsumiert die Wissenschaftlerin. Die Ruhepausen dienen der Erhaltung der Regenerationsfähigkeit der Vegetation, die unter den extremen Niederschlagsbedingungen in Namibia von zentraler Bedeutung ist. Die natürliche Allianz könne als Ersatz für Ersparnisse, Kredite oder konventionelle finanzielle Versicherungen funktionieren, erklärt Frank abschließend.

Die Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass die nachhaltige Nutzung von Ökosystemen unter Unsicherheit nicht unbedingt deswegen nachhaltig ist, weil Menschen nachhaltig sind, sondern weil sie kein Risiko eingehen wollen. Statt aus ethischen Gründen handeln sie aus Eigennutz heraus nachhaltig. Dieses Ergebnis lasse sich auch auf ähnliche Ökosysteme und ihre Dienste, wie etwa den Fischfang, übertragen. Es bedeutet jedoch nicht, so betonen die Forscher, dass Verhalten, welches das Risiko minimiert, bereits genügt, um eine Nachhaltige Entwicklung zu garantieren.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer