Vernichtung der Regenwälder verändert Nahrungsnetze in Ökosystemen

Die Umwandlung tropischer Regenwälder in intensiv genutzte Agrarflächen verursacht dramatische Änderungen in den Nahrungsnetzen der Ökosysteme. Bedroht ist damit das Vorkommen nützlicher Insekten, die mit der Bestäubung von Kulturpflanzen und der Schädlingsbekämpfung wichtige ökosystemare „Dienstleistungen“ auch für die Landwirtschaft erbringen.

Das haben Wissenschaftler der Georg-August-Universität und der University of Oxford (Großbritannien) nachgewiesen. Der Göttinger Agrarökologe Dr. Jason Tylianakis hat dazu in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt in Ecuador mehrere tausend Bienen- und Wespennester untersucht. Dabei konnte er zum ersten Mal zeigen, wie sich die Wechselwirkungen zwischen diesen Organismen und ihren natürlichen Gegenspielern durch Landnutzung verändern. Die Ergebnisse der Forschungen unter der Leitung von Prof. Dr. Teja Tscharntke hat das Magazin NATURE in seiner aktuellen Ausgabe vom 11. Januar 2007 veröffentlicht.

Wie Dr. Tylianakis erläutert, resultieren Nahrungsnetze aus den Interaktionen verschiedener Arten untereinander und mit ihrer Umgebung. Sie bilden die Basis für Struktur und Funktion von Ökosystemen. Wie sich diese Nahrungsnetze entlang unterschiedlicher Landnutzungssysteme verändern können, haben die Agrarökologen umfassend quantitativ beschrieben. So zeigen ihre Forschungen, dass in unbeschatteten Landschaften wie beweidetes Grünland oder Reisanbauflächen eine Schlupfwespen-Art dominiert. Sie ist ein „Feind“ der Bienen und Wespen, deren Bestand hier weitaus stärker gefährdert ist als im schattenreichen Kaffee-Agroforst oder Regenwald. „Viele arme Bauern in Ecuador sind abhängig von den kostenlosen ,Dienstleistungen' der Bienen und Wespen für Bestäubung und Schädlingskontrolle. Die Vernichtung der Regenwälder und das Aussterben nützlicher Insekten bedroht auch die landwirtschaftliche Produktion“, betont Prof. Tscharntke.

Der Göttinger Wissenschaftler fordert daher eine nachhaltige Landwirtschaft, die die zentralen Prozesse der Nahrungsnetze berücksichtigt: „Der Kaffeeanbau in Agroforstsystemen zeigt, dass eine Verknüpfung von landwirtschaftlicher Produktion und Naturschutz möglich ist.“ Nach den Worten von Dr. Owen Lewis darf dies jedoch kein flächendeckendes Instrument der Landbewirtschaftung werden. „Obwohl Nahrungsnetze im Kaffee-Agroforst denen eines Regenwaldes ähneln, sollte die Naturschutz-Bedeutung solcher Landnutzungssysteme nicht überbewertet werden. Wie andere tropische Länder auch ist Ecuador gekennzeichnet durch eine bunte Mischung aus Regenwald-Resten und anderen Formen der Landnutzung. Wenn eine ganze Landschaft für Kaffeeanbau umgewandelt wird, kann dies dramatische ökologische Auswirkungen haben“, warnt der britische Forscher.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Agrarökologie
Telefon (0551) 39-9209, -9205
e-mail: ttschar@gwdg.de

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Marietta Fuhrmann-Koch idw

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