Waldreport mit Lichtblick: Wälder wachsen langsam nach

Die Situation der weltweiten Wälder ist nicht mehr so düster wie noch vor wenigen Jahren. In 22 der 50 waldreichsten Nationen der Welt hat der Waldbestand in den vergangenen 15 Jahren zugenommen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam in der jüngsten Ausgabe des US-Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS. Allerdings zeigen die jüngsten Daten auch deutlich, dass die Regenwälder Amazoniens und Indonesiens immer noch extrem gefährdet sind. Dort wird weiterhin unaufhaltsam gerodet.

Was die Untersuchung so besonders macht, ist die neue Ausrichtung der Bestandaufnahme. „Wurden früher nur die Waldflächen in die Berechnungen mit einbezogen, sind es heute auch andere Komponenten wie die verfügbare Biomasse und die CO2-Speicherkapazität eines Waldes“, so Studienautor Pekka Kauppi von der Universität Helsinki, im pressetext-Interview. Das von den Forschern ausgearbeitete Berechnungskonzept ergebe ein deutlich umfassenderes Bild, da sowohl Flächenänderungen als das Volumen des Baumbestandes miteinbezogen wurden. Die Untersuchung erfolgte nach dem Konzept der Waldstatistiken der UNO und macht auch deutlich, dass die Waldbiomasse und die Menge des aus der Luft entnommenen Kohlendioxids deutlich zugenommen haben.

Die Forscher haben bei der Auswertung auch eine Korrelation zwischen dem Wirtschaftswachstum und dem Waldbestand festgestellt. „In reicheren Ländern kann man einen Wechsel von der Rodung zum Walderhalt deutlich erkennen“, führt Kauppi aus. In Staaten mit einem Bruttosozialprodukt von mehr als 4.600 Dollar pro Person pro Jahr werde der Wald als Ressource nachhaltiger genutzt. „Es gibt kein Land der Welt, das aus einer reinen Intention heraus den Wald zerstört. Menschen machen dies aus der wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus“, so der Forscher. Wenn die ländliche Bevölkerung arm sei, bleibe ihnen nichts anderes übrig als neues Ackerland für die Subsistenzwirtschaft zu erschließen. „Das war auch in Europa vor 200 oder 300 Jahren nicht anders“, meint der Wissenschaftler. Es sei daher dringend notwendig für die ärmsten Länder eine Alternative zu schaffen. Das zentrale Hindernis bei der Erreichung des Wendepunktes liege im raschen Anstieg der armen Bevölkerung.

„Umfassender kommerzieller Holzeinschlag bedeutet aber nicht immer einen Waldschwund“, meint der Forscher. Das zeige sich am Beispiel Chinas deutlich. Trotz des starken Waldeinschlags nahm der Waldbestand zu. „Die Qualität der Wälder per se konnte in dieser Untersuchung allerdings nicht ausgewertet werden“, so Kauppi. Das bedeute, dass vom Standpunkt der Biodiversität der Kahlschlag eines Urwaldes und das nachherige Wiederaufforsten rasch wachsender Bäume in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt werden konnte. Das gelte etwa für die Rodungen der Redwood-Wälder an der Westküste der USA und Kanadas oder auch anderer Urwälder. Als positiv beurteilt der Forscher allerdings das Ergebnis, dass heute bereits ein Drittel des industriellen Holzbedarfs aus angebauten Wäldern bezogen wurde. Bis 2050 werde die Zahl sogar auf drei Viertel ansteigen.

Die wirklichen Problemfelder sieht der Forscher allerdings in den tropischen Regionen Afrikas, im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Südamerika. „Die auf unserer Karte eingetragenen roten Regionen sind besorgniserregend, denn kein Forscher wagt weitere Prognosen darüber abzugeben. Und die Zukunft dieser Wälder ist mehr als unklar“, meint Kauppi abschließend im pressetext-Interview.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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