Rettet die großen Fische

Dass es mit der globalen Fischerei schlecht aussieht, bezweifeln selbst hartnäckige Wirtschafter nicht mehr, denn die Fangflotten der Industrienationen plündern mit Hightech-Equipment zunehmend die Gewässer von Entwicklungsstaaten. Nun haben Forscher allerdings herausgefunden, dass bei befischten Spezies vor allem ältere und größere Tiere besonders unter Schutz gestellt werden müssen, da sie für das Überleben der gesamten Art wesentliche Verantwortung tragen, berichtet ein Forscherteam des Scripps Institution of Oceanography in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.

Bisher haben die Experten nicht nur die Überfischung, sondern auch die Temperaturverschiebungen in den Ozeanen oder die Kombination aus beiden für den Rückgang zahlreicher Arten verantwortlich gemacht. Vertreter der Fischereiindustrie sehen einen Artenrückgang meist nur in der Klimaveränderung. Nun haben die Forscher um George Sugihara und Chih-hao Hsieh Daten von Fischlarven während der vergangenen 50 Jahre untersucht – und dabei nicht nur die 13 befischten Arten wie etwa die Dover-Scholle oder die Pazifische Sardine, sondern auch jene, die für die Fischerei keine Bedeutung haben. Das Datenmaterial stammte von den California Cooperative Oceanic Fisheries Investigations (CalCOFI) http://www.calcofi.org , die 1949 nach dem Kollaps der Sardinenfischerei vor der Küste Kaliforniens ins Leben gerufen wurdne. Darin sind Fischbestände von Baja California bis British Columbia gesammelt.

Das Ergebnis war erstaunlich: Die Häufigkeit der Larven bei den befischten Tieren war von Jahr zu Jahr stark schwankend, während sie bei den nicht-Befischten eher gleich bleibend war. In schwächeren Jahren sind Fischpopulationen wesentlich empfindlicher gegen einen totalen Kollaps, vor allem dann, wenn noch der zweite Faktor Nahrungsknappheit, hinzukommt, schließen die Forscher. „Die Fischerei spielt dabei eine wesentlich größere Rolle, als wir das bisher angenommen haben“, so Sugihara. Das selektive Fangen älterer und größerer Fische, die zumeist auch bessere Reproduzenten für eine Spezies sind und zumeist auch Umweltveränderungen besser hinnehmen können, sei ein wesentlicher Grund für das Verschwinden von Arten. Ein weiteres Indiz sprach ebenfalls für die Theorie: Die Größe der gefangenen Tiere ging in den vergangenen 30 Jahren massiv zurück. Die Größe bei den Dover Schollen ging von durchschnittlich 40 Zentimeter 1970 auf 37 Zentimeter 2004 zurück. Auf Menschengröße umgelegt entspräche dies 15 Zentimeter.

„Die Forschungsergebnisse sind sicherlich richtig“, meint die Meeresbiologien Antje Helms von Greenpeace-Österreich http://www.greenpeace.at im pressetext-Gespräch. Die Muttertiere, die so genannten „Big Mamas“, spielen eine extrem wichtige Rolle für den Aufbau bzw. den Wiederaufbau von Populationen. „Ein vier Mal so großer Fisch hat 64 Mal so viele Eier. Und diese haben wesentlich bessere Überlebenschancen“, erklärt die Expertin. Das sei auch ein Grund dafür, warum die Umweltorganisation sich massiv für eine Minimalgröße bei Fischen einsetze, da sonst Fische gefangen werden, die sich noch nie fortgepflanzt haben. Offensichtlich klaffen die Interessen der Ökologen und jener der Industrie doch zu weit auseinander.

Wie schlimm es um die weltweite Jagd auf die großen Fischschwärme tatsächlich steht, meldet der Cook Islands Herold http://www.ciherald.co.ck : Eine Flotte von 14 spanischen Fischkuttern wurde beim Entladen von 200 Tonnen Schwertfisch in der tahitianischen Hauptstadt Papeete beobachtet. Tapi Taio von der Cook Islands Tuna Fishing Association fürchtet, dass diese Fische in den exklusiven Hoheitsgewässern der Cook Inseln gefangen wurden. Das Patrouillenboot ist derzeit in Australien auf Dock und damit nicht einsatzbereit. Erst in der Vorwoche wurde ein illegaler Fischkutter auf den Cook Inseln ertappt und eine Strafe von mehreren 100.000 Dollar verhängt.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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