Top-Ten der Umweltsünden: Russland an erster Stelle

Die US-amerikanische Umweltorganisation Blacksmith Institute hat die am heftigsten von Umweltkatastrophen betroffenen Plätze der Erde gelistet. Unter den Top-Ten befinden sich gleich drei Spots in Russland.

Immer noch unter den Spitzenreitern ist auch das ukrainische Tschernobyl. Mindestens zehn Mio. Menschen sind weltweit von den Umweltgefahren dieser Spitzenreiter betroffen. Insgesamt hatte das Institut 25 Regionen ausfindig gemacht und daraus die Top-Ten „gekürt“.

Meist sind es Altlasten aus der ehemaligen Sowjetunion, die den drei Städten Norilsk, Rudnaya Pristan und Dscherschinsk zu solchem Ruhm verholfen haben. In Dscherschinsk, in Zeiten des Kalten Krieges der Ort, an dem chemische Waffen und toxische Substanzen hergestellt wurden, beträgt die Lebenserwartung von Männern 42, von Frauen 47 Jahre. Zwischen 1930 und 1998 wurden hier fast 300.000 Tonnen hochgiftige chemische Abfälle unzureichend entsorgt. In Norilsk einer Industriestadt, die als Arbeitslager in Sibirien gegründet wurde, herrscht seit November 2001 Besuchsverbot für Ausländer.

Hier ist die Luft erfüllt von Strontium-90, Caesium-137, Schwefeldioxid, Schwermetallen und allerlei anderen Substanzen, die der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind. Schwermetallreich ist auch das Städteduo Rudnaya Pristan/Dalnegorsk im Osten Russlands. Hier sind es Schwermetalle wie etwa Quecksilber, die den Menschen das Leben schwer machen: Bei Blutuntersuchungen an Kindern wurden die US-Grenzwerte von Blei acht bis 20-fach überschritten.

Schwermetalle gehören zu den schlimmsten Umweltbelastungen im Top-Ten-Ranking: Auch in der Region Bajos de Haina in der Dominikanischen Republik, die zu der am dichtest besiedelten Region des karibischen Staates zählt: Hier war es eine Autobatterie-Recyclingfabrik, die dazu geführt hat, dass die Grenzwerte im Blut um das zehnfache überschritten wurden.

Das Unternehmen hat in der Zwischenzeit seine Pforten an dem Standort geschlossen, verseucht indes eine andere Region, wie die Experten vom Blacksmith Institute erwähnen. Blei und Cadmium haben auch Kabwe, die zweitgrößte Stadt Sambias, verseucht. Auch hier bot sich den Forschern ein Bild des Schreckens, als sie die Blutwerte von Kindern untersuchten.

Chinas am stärksten beeinträchtigte Stadt heißt Linfen. Im Zentrum der Provinz Shanxi ist die Kohle-, Teer- und Stahlindustrie zu Hause. Die Luftqualität in dieser Stadt ist im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubend, wie BBC bereits im Vorjahr berichtete. Nach Angaben der Weltbank befinden sich übrigens 16 der 20 schmutzigsten Städte in China.

Südamerikas verseuchteste Stadt heißt La Oroya und liegt in den peruanischen Anden. Neben den Schwermetallen Blei, Kupfer und Zink wurden hier die Schwefeldioxid-Werte gemessen, die zehn Mal höher waren als die zulässigen WHO-Grenzwerte. Indiens Ranipet ist die am stärksten verschmutzte Stadt Südasiens. Hier wirken vor allem die chromverarbeitenden Industrien, die in den vergangenen Jahren etwa 1,5 Mio. Tonnen Abfall deponiert haben.

„Ein wesentlicher Teil der Bedrohung dieser zehn schlimmsten Plätze liegt darin, dass sich zum einen verschiedene Giftstoffe akkumulieren und dass die Menschen seit Jahren mit diesen Giften leben bzw. diesen dauernd ausgesetzt sind“, so der Institutsdirektor Richard Fuller. Es gibt zahlreiche Plätze auf der Erde, an denen die Lebenserwartung ähnlich hoch ist wie im Mittelalter, Erkrankungen bei der Geburt die Regel sind, 90 Prozent aller Kinder an Asthma leiden und mentale Störungen endemisch zu sein scheinen“, so der Bericht, der übrigens auch weitere Hot-Spots der Umweltverschmutzung listet.

Darunter sind auch „bekannte“ Regionen oder Plätze wie etwa das rumänische Baia Mare. Hier kam es am 30. Januar 2000 zu einem der schlimmsten Chemieunfälle, die es in Europa je gab (pressetext berichtete http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=000322033 ). Bis heute sind die Folgen dieser Katastrophe spürbar. Mehr als zwei Jahre später war es am Somes-Fluss erneut zu einer Umweltkatastrophe gekommen.

„Angesichts des schlechten Zustandes vieler Industrieanlagen sind Unfälle wie in Rumänien keine Überraschung. Es ist unumgänglich, dass die Unternehmen die von ihnen ausgelösten Umweltbelastungen schnell und effizient reduzieren“, so Herwig Schuster, Chemiker von Greenpeace-Österreich, im Gespräch mit pressetext. Die rumänischen Katastrophen scheinen sich allerdings in verschiedenen anderen Orten zu wiederholen: etwa in Omai/Guayana oder am Mount Diwalwal/Philippinen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.blacksmithinstitute.org

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