Kraftwerke ohne Treibhausgas

Kohlendioxid beeinflusst das Klima, sagen die meisten Wissenschaftler. Die Bundesregierung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren. So genannte CO2-freie Kraftwerke werden deshalb auch am 9. Oktober auf dem zweiten Energiegipfel von Bundesregierung und Vertretern der Energiewirtschaft ein wichtiges Thema sein.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe hat in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) den aktuellen Stand der internationalen Forschung zusammengestellt und bewertet. Die Studie für das Umweltbundesamt beantwortet, welche Verfahren es zur CO2-Abscheidung aus Kraftwerksabgasen gibt, wie das klimaschädliche Gas unterirdisch gelagert werden kann und welche wirtschaftlichen Konsequenzen die Technologie hat.

Das Fraunhofer ISI kommt zu dem Schluss, dass die CO2-Abscheidung eine interessante Brückentechnologie ist, um die Emissionen des Treibhausgases in den nächsten 20 bis 50 Jahren deutlich zu reduzieren, bis regenerative Energiequellen wie Photovoltaik, Wind oder Biomasse ausreichend verfügbar sind. Ein Allheilmittel ist sie aber nicht: Kraftwerke mit CO2-Abscheidung verbrauchen ein Drittel mehr Kohle oder Erdgas und sind deshalb kein Fortschritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung.

Ob CO2-freie Kraftwerke wirtschaftlich sind, hängt vom Vergleichsmaßstab ab. Trotz der aufwändigen Technik sind sie derzeit deutlich günstiger als regenerative Energieerzeuger wie Photovoltaik oder Wind. Rechnet man alle Kosten wie Abscheidung, Transport und Lagerung zusammen, kostet die Vermeidung einer Tonne CO2 etwa 40 Euro und damit etwa doppelt so viel, wie die Betreiber von herkömmlichen Kraftwerken für Verschmutzungsrechte im Emissionshandel zahlen müssen. Doch Emissionszertifikate dürften teurer werden, so dass das erste große CO2-freie Kraftwerk, das RWE 2014 in Betrieb nehmen will, konkurrenzfähig sein könnte. Speichermöglichkeiten für CO2 sind nach Untersuchungen der BGR vor allem in Norddeutschland zu erwarten. Die Eignung und das Aufnahmevermögen einzelner Untergrundstrukturen sind allerdings noch nicht bekannt.

Unklar ist, wie Anwohner auf ein unterirdisches CO2-Lager in ihrer Nähe reagieren werden. Auch rechtliche Fragen der CO2-Abscheidung und -Speicherung bedürfen laut Fraunhofer ISI noch der Klärung. Die Gesetze, die den Untergrund betreffen, wie das Bundesberggesetz oder das Wasserhaushaltsgesetz, berücksichtigen die Speicherung von CO2 bisher nicht.

Kontakt: Dr. Peter Radgen
Telefon: 0721 / 6809 – 295
E-Mail: peter.radgen@isi.fraunhofer.de
Die Presseinformationen des Fraunhofer ISI finden Sie auch im Internet unter www.isi.fraunhofer.de/pr/presse.htm.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) untersucht Marktpotenziale technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinären Forschungsgruppen kon-zentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik neuer Märkte und die Innovationspolitik.

Die BGR ist als Fachbehörde des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die zentrale wissenschaftlich-technische Institution zur Beratung der Bundesregierung in allen georelevanten Fragestellungen.

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