Damit weiter wilde Rosen in den Dünen blühen

Die kurze E-Mail, die PD Dr. Volker Wissemann vor wenigen Tagen von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland erhielt, versetzte den Wissenschaftler in helle Freude. Seit Jahren bemüht sich der Forscher vom Institut für Spezielle Botanik der Friedrich-Schiller-Universität Jena schon um den Erhalt des deutschlandweit einzigen natürlichen Küstenstandorts der Dünenrose (Rosa spinosissima L.) auf der Insel Sylt. Was Dr. Wissemann in der E-Mail las, war de facto die Anerkennung seiner oft geäußerten Forderung, bei Neuanpflanzungen am Sylter Strand auf autochtone, d. h. regionaltypische Pflanzen zurückzugreifen. „Die Naturschutzbehörde plant jetzt, die Ersatzpflanzungen auf Sylt nicht mit der gängigen Baumschulware sondern mit Wildrosen, die aus Samen von Sylter Populationen nachgezogen wurden, durchzuführen“, freut sich der Jenaer Botaniker.

Ausgangspunkt für die jetzige Entscheidung der Nordfriesischen Naturschutzbehörde war eine von Dr. Wissemann im Jahre 2002 an der Friedrich-Schiller-Universität betreute Diplomarbeit. Darin untersuchte Wissemanns Diplomandin Daniela Lössner die Variabilität der Sylter Wildrosenpopulationen, um die natürliche von einer seit langem im Gartenbau verwendeten Form, der „Rosa altaica“, abzugrenzen. „Während die natürlichen Vorkommen der Dünenrose mit etwa 15 bis 20 Zentimeter niedrig wüchsig sind, werden die gartenbaulich genutzten Pflanzen häufig ein bis zwei Meter hoch“, weiß Volker Wissemann. „Unglücklicherweise werden diese Altaica-Formen im Gartenbau aber auch unter dem Namen „Rosa spinosissima“ gehandelt und finden daher im Rahmen von Ersatzpflanzungen auch im Naturschutz Verwendung“, erläutert der Jenaer Botaniker das Problem. Daraus erwächst die Gefahr, dass die konkurrenzschwächeren heimischen Sippen durch die großwüchsigen Nachpflanzungen verdrängt werden.

Unterschiedliche Daten aus der von der Stiftung des VDR Europa-Rosarium Sangerhausen finanziell unterstützten Jenaer Diplomarbeit zeigten, dass die im Handel vertriebenen „Altaica-Rosen“ mindestens drei verschiedenen Herkünften zuzuordnen sind, die sich jedoch deutlich von der Sylter Dünenrose unterscheiden. Diese und weitere Arbeiten, an denen die Jenaer Forscher um Dr. Wissemann maßgeblich beteiligt waren, brachten ihn dazu vor der weiteren Anpflanzung nicht gebietstypischer Rosen auf Sylt zu warnen, um die natürliche Artenvielfalt nicht zu gefährden. „Noch vor wenigen Jahren, galt diese Forderung als utopisch“, erinnert sich Wissemann „da eine solche Maßnahme, die mit hohen Kosten pro Einzelpflanze verbunden ist, nicht vertretbar schien.“ Um so mehr erfreut ihn die Anerkennung und der Erfolg seiner Arbeit heute. „Dass es ausgerechnet die erste von mir in Jena entwickelte und vergebene Arbeit ist, die nun diese Früchte trägt, ist für mich die größte Freude“.

Kontakt:
PD Dr. Volker Wissemann
Institut für Spezielle Botanik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 16, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949255
Fax: 03641 / 949252
E-Mail: volker.wissemann[at]uni-jena.de

Media Contact

Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

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